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Auch nach der EU-Erweiterung wird es nach Einschätzung der AG Kino - Gilde deutscher Filmkunsttheater noch lange dauern, bis Filme aus Osteuropa in größerer Zahl in deutschen Kinos laufen.
Oldenburg (ddp). Es sei ein «nicht gerade kurzfristiger Gewöhnungsprozess» zu erwarten, bis sich die Einstellung des westlichen Publikums geändert habe, sagte AG-Vorsitzender Detlef Roßmann am Samstag in Oldenburg in einem Interview mit der Nachrichtenagentur ddp.Der Beitritt zehn neuer Mitglieder in die Europäische Union werde nicht von heute auf morgen dazu führen, dass sich gerade die jungen Leute als wichtigste Kinogängergruppe für alles begeistern, was aus den mittel- und osteuropäischen Ländern kommt. Roßmann rechnet erst in einem Zeitraum von 10 bis 15 Jahren, dass «es viel selbstverständlicher sein wird, kulturelle Produkte wie Filme aus diesen Ländern zur Kenntnis zu nehmen und zu konsumieren».
Die AG Kino - Gilde deutscher Filmkunsttheater ist der größte Zusammenschluss von Kinos mit anspruchsvollen Filmprogrammen in Deutschland. In den vergangenen Jahren fanden stets nur wenige Filme aus mittel- und osteuropäischen Länden einen deutschen Verleih. Zumeist liefen sie dann in ambitionierten Programmkinos und Filmkunsttheatern.
Eine gewisse Öffnung für Filmproduktionen aus Osteuropa macht sich allerdings nach den Worten Roßmanns schon bemerkbar. So gebe es etwa in Cottbus und Wiesbaden Festivals, die sich auf diese Filmländer spezialisiert hätten. Auch in Frankreich und Italien seien ähnliche Festivals gegründet worden.
Filmproduzenten aus den EU-Beitrittsländern können laut Roßmann zum Teil schon seit längerem die Vertriebsförderung des EU-Media-Programms nutzen. Nach seinen Erkenntnissen profitieren Filme aus westeuropäischer Produktion bei der Kinoauswertung im Osten derzeit aber stärker von diesen Fördermaßnahmen als umgekehrt. Ein Grund dafür sei, dass «das Publikum in den Beitrittsländern besonders an westlichen Produkten interessiert» sei.
Insgesamt werde sich der Gewöhnungsprozess auf ähnliche Weise gestalten wie in der DDR, sagte Roßmann. «Was in den neuen Bundesländern geschehen ist, wird sich wohl in etwas abgemilderter Form auch in den EU-Beitrittsländern vollziehen.»