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PEN-Zentrum attackiert Düsseldorfer Stadtrat

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Berlin (ddp). Für die Schriftstellervereinigung PEN Deutschland ist der Streit um den Heinrich-Heine-Preis für den österreichischen Schriftsteller Peter Handke ein «unwürdiges Schauspiel».

«Der Stadtrat von Düsseldorf mischt sich in die Entscheidung einer unabhängigen Jury ein, die von der Stadt selbst berufen worden ist», teilte das Zentrum am Donnerstag mit. Wer eine Jury bestelle, sollte ihre Entscheidungen auch dann hinnehmen, wenn sie ihm nicht passten. «Politiker gebärden sich als Literaturkritiker, ohne die strittigen Texte überhaupt zu kennen», sagte Wilfried F. Schoeller, Generalsekretär des PEN-Zentrums.
Der nordrhein-westfälische Kultur-Staatssekretär Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff (CDU) verteidigte dagegen die Entscheidung des Düsseldorfer Stadtrates, den Heinrich-Heine-Preis nicht an Handke zu vergeben. Die Jury habe die «ganz klaren Vorgaben» nicht eingehalten, sagte Grosse-Brockhoff im Deutschlandradio Kultur. «Dann ist es ein gutes Recht des Rates, der die Jury-Entscheidung bestätigen muss, dass er diese Bestätigung nicht vornimmt.» Von einer Aberkennung könne keine Rede sein, da der Preis noch gar nicht anerkannt worden sei, betonte er. Er verwies auf die lediglich beratende Funktion der Jury.

Er gehe davon aus, dass der Preis nicht an Handke verliehen werde. Auch eine Neuvergabe schloss er aus. «Ich gehe auch hier davon aus, dass er dann in diesem Jahr nicht vergeben wird, sondern erst wieder in zwei Jahren», sagte Grosse-Brockhoff.

Die Verleihung des Preises an Handke ist unter anderem umstritten, weil der 63 Jahre alte österreichische Autor und Dramaturg mehrmals öffentlich für den früheren serbischen Diktator Slobodan Milosevic und dessen Politik Partei ergriffen hatte. Im Düsseldorfer Stadtrat zeichnet sich eine breite Ablehnung gegen die Verleihung der renommierten Auszeichnung an Handke ab. Der Preis sollte am 13. Dezember überreicht werden.