Body
Streit um Heine-Preise - Peter Handke erklärt Verzicht auf die Auszeichnung - Brief an Oberbürgermeister Erwin
Düsseldorf (ddp-nrw). Der österreichische Schriftsteller Peter Handke verzichtet wegen des anhaltenden Streits über die Jury-Entscheidung auf den diesjährigen Heinrich-Heine-Preis der Stadt Düsseldorf. Der 63-jährige Autor habe seine Entscheidung Oberbürgermeister Joachim Erwin (CDU) in einem Brief mitgeteilt, gab die Düsseldorfer Stadtverwaltung am Donnerstag bekannt. Nach dem Verzicht Handkes soll in diesem Jahr nun kein Heine-Preis vergeben werden.
Er wolle mit seiner Entscheidung die öffentliche Diskussion um seine Person beenden und nicht länger «Pöbeleien» von Parteipolitikern ausgesetzt sein, betonte Handke in dem Brief. Der Schriftsteller reagierte damit auf die seit rund zwei Wochen andauernde Kritik über die Vergabe des renommierten Preises an ihn. Die Verleihung war umstritten, weil Handke mehrmals öffentlich für den früheren serbischen Diktator Slobodan Milosevic und dessen Politik Partei ergriffen hatte.
Oberbürgermeister Erwin sagte, dass er die Entscheidung zwar bedauere, aber respektiere. Zugleich kritisierte er die Diskussion um die Preisvergabe. «Dass man einen freien Geist seitens der Politik derart undifferenziert und mit großer Ignoranz durch die Medienlandschaft hetzt, ist einmalig», sagte Erwin. Dies habe Peter Handke «nicht verdient», hieß es.
Im Düsseldorfer Stadtrat hatte sich wegen der Debatte um die Preiswürdigkeit Handkes eine breite Ablehnung gegen die von einer Jury empfohlenen Verleihung der Auszeichnung abgezeichnet. In einer Ratssitzung vom 22. Juni sollte über die Vergabe entschieden werden - dabei war allgemein mit einer Ablehnung gerechnet worden.
NRW-Kulturstaatssekretär Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff (CDU) wollte sich nach Angaben einer Sprecherin nicht zu der Entscheidung von Handke äußern. Er hatte die Vergabe des Preises an den Autor aber im Vorfeld abgelehnt. Zugleich war er selbst in die Kritik geraten, weil er an der entscheidenden Jury-Sitzung nicht teilgenommen hatte.
Der kulturpolitische Sprecher der Grünen-Landtagsfraktion, Oliver Keymis, nannte den Schritt von Handke «folgerichtig». Die Entscheidung beende «den formalen Teil der Debatte». «Der Scherbenhaufen bleibt», betonte er mit Blick auf den Streit.
Der Heine-Preis zählt zu den bedeutendsten Literatur- und Persönlichkeitspreisen in Deutschland. Er wird seit 1972 verliehen. In diesem Jahr wurde die Dotierung auf 50 000 Euro erhöht. Handke wurde bekannt mit Werken wie «Die Angst des Tormanns beim Elfmeter», «Ritt über den Bodensee», «Die Unvernünftigen sterben aus» oder «Der kurze Brief zum langen Abschied».
Michael Bosse und Wibke Busch