Berlin - Wo bleibt eigentlich der Mensch zwischen dem Perfektionsdrang und Darstellungswahn der heutigen Zeit? Choreografin Sasha Waltz (56) will mit ihrem neuen Stück der Reizüberflutung der modernen Welt nachspüren. Ihre Compagnie hat «rauschen» am Donnerstagabend in der Berliner Volksbühne uraufgeführt.
Man hört ein Wirrwarr aus Radio, alter Textilmaschine, Texten und Songs der Beatles. Die Bühne ist weiß. «Wir haben uns mit Filmen aus den 1970er Jahren beschäftigt, die sich die Zukunft vorgestellt haben. Und auch mit Science-Fiction-Literatur», hatte Waltz vorab der Deutschen Presse-Agentur gesagt.
Ein Tänzer schiebt sich unter den Plastikbezug einer Matratze und steckt fest. Alle beten die gleichen Mantras runter und suchen das perfekte Leben. Eine Stimme plappert Motivationssprüche nach. «Wir sind so stolz auf Dich!» Zwischendurch gibt es Stille.
«Wir bewegen uns in einer Art Konformität und in einer Art Lähmung», meinte Waltz, die zu den einflussreichsten Choreografinnen des zeitgenössischen Tanztheaters gehört. «Der Titel «rauschen» deutet aber auch auf Geschwindigkeit hin.» Waltz wird künftig mit Johannes Öhman auch das Berliner Staatsballett leiten.