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Scheinbar hochpolitisch geht es auf der Bühne der Dresdner Semperoper am Nachwahlabend des 2. Oktober zu. Auf dem Spielplan steht das Ballett „Rot und Schwarz", Musik Hector Berlioz, in der Choreografie von Uwe Scholz.
Die literarische Vorlage von Stendhal ist brisant und nicht ohne Bezug zu den Akteuren und Themen der aktuellen Berliner Lage. Republikanischer Freiheitsdrang und konservative Wertorientierung, Intrigen um Macht und Einfluß und die Frage nach dem Souverän.Ballettbetriebsdirektor Dieter Lösche betont jedoch, dass die Spielplanansetzung lange vor Festsetzung des Nachwahltermins stattgefunden hat. Allerdings räumte er auch ein, dass die von Vladimir Derevianko verkörperte Figur des Napoleon für Eingeweihte nicht frei von Anspielungen auf den Napoleon von der Saar sein könnte.
Machtbewusst mit einem Schuss Eitelkeit schwebt der Semperopern-Napoleon über die Bühnenbretter, allerdings schließen die Statur und das markante Gesicht des großen Tänzers jede Ähnlichkeit mit der gedrungenen Körperfülle und dem runden Angesicht von Oskar Lafontaine aus.
Inzwischen haben folgerichtig zahlreiche Medien die Semperoper als Kulisse für die Wahlvorberichterstattung entdeckt. Morgenmagazin, Mittagsmagazin und der ZDF-Länderspiegel am Samstag berichten live vom Theaterplatz über die Stimmung am Vorabend des Wahltages.