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Die deutschen Erfolgsrocker begeben sich auf neues musikalisches Terrain und schreiben die Musik für ein Musical: das Berlin-Stück "Wind of Change", das die Ereignisse rund um den Mauerfall von 1989 thematisiert und 2004 in der Hauptstadt uraufgeführt werden soll.
Berlin (ddp-bln). Bei den Fans der alten Scorpions-Klänge dürfte das neueste Projekt der Rockband Verwunderung auslösen. Auf dem schwierigen Musical-Pflaster Berlin will die Produktionsfirma Stage Holding ein "Musical für Berlin" auf die Bühne bringen und damit in rund zwei Jahren das Metropol-Theater wiedereröffnen. Er rechne mit zehn Millionen Euro Produktionskosten, sagte Stage-Holding-Geschäftsführer Maik Klokow am Donnerstag bei der Präsentation.Neben dem zur Hymne gewordenen Titelsong und anderen Hits wird die deutsche Rockband 15 neue Songs für das Musical liefern. Ein "Hardrock-Musical" werde es nicht, betonte Scorpions-Musiker Rudolf Schenker. Quer durch alle Musikrichtungen reicht die Palette der Musik: orchestral arrangierte Musik der Scorpions, neue Songs, auch Hip-Hop, oder Rap - und das Ganze auf Deutsch.
Das Musical soll zwischen 1960 und 1989 in beiden Teilen Berlins spielen: Checkpoint Charlie, Brandenburger Tor, Kurfürstendamm und Prenzlauer Berg sind Orte des Geschehens. Einen "Politthriller mit einer dramatischen Liebesgeschichte, die unter die Haut geht", kündigte Klokow an. Das Musical arbeite "ein konkretes Stück deutsche Geschichte auf".
Für die Gruppe ist das Projekt auch eine Reise in die eigene Vergangenheit. Die Ereignisse um 1989 seien Teil ihrer Geschichte, betonten die Band-Mitglieder. Ende der 80er Jahre spielten die Musiker in Russland, ihr Song "Wind of Change" wurde zur "Hymne für den Mauerfall".
Die "Bilder der wiedergewonnenen Freiheit" werde er niemals vergessen, sagte Leadsänger Klaus Meine, wie gewohnt in schwarzer Kluft und Lederhose. Irgendwann sei die Idee gekommen, "die Mauergeschichte musikalisch noch einmal komplett aufzuarbeiten". "Wir haben an diesem Konzept die letzten Jahre gearbeitet und sind froh, jetzt in die Realisierung zu gehen", betonte Meine und fügte hinzu: "Das Stück kann dazu beitragen, dass auch der jungen Generation bewusst wird, dass Menschen für die Freiheit ihr Leben gelassen haben."
Stage-Holding-Geschäftsführer Klokow will vor allem ein Publikum zwischen 14 und 40 ansprechen. Dass das Thema, die Emotionen und die Botschaft auch so viele Jahre nach dem Mauerfall noch aktuell sind - davon sind alle Beteiligten überzeugt.
Noch ist das Musical allerdings "Work in Progress": Zwar steht das Grundgerüst der Geschichte, die sich sowohl um persönliche Schicksale, als auch um die politischen Ereignisse drehen wird, das Drehbuch muss aber erst noch geschrieben werden, und auch die Darsteller werden erst später gecastet.
Die Scorpions, die bislang "um die 10" der 15 neuen Songs geschrieben haben, werden bis zur Premiere nicht ausschließlich an dem Musical arbeiten, sondern haben wie gewohnt zahlreiche Projekte in Arbeit: Die Band arbeite derzeit an einem Rockalbum, berichtete Leadsänger Meine. Und im Sommer touren die Scorpions mit Deep Purple quer durch die USA. Da gehe es dann wieder richtig zur Sache.
Nathalie Waehlisch