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«Starkes deutsches Filmjahr» - Berlinale als Motor

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Berlin (ddp-bln). Die Internationalen Filmfestspiele Berlin erwarten bei der kommenden Ausgabe (9.-19. Februar 2006) eine Rekordbeteiligung deutscher Filme. «Ich denke, das wird das Jahr, in dem wir auf dem Festival die meisten deutschen Produktionen bisher zeigen», sagte Berlinale-Direktor Dieter Kosslick der Nachrichtenagentur ddp in Berlin. Das zeichne sich bereits ab.

Zudem kündigte Kosslick für die 56. Berlinale viele Beiträge an, die vor allem die sozialen Folgen der Globalisierung thematisieren.
Der Festival-Direktor betonte: «Wir haben ein so starkes deutsches Filmjahr wie selten zuvor, auch was die Anzahl der Produktionen angeht.» Dies solle sich auch auf der Berlinale in allen Sektionen widerspiegeln.
Für das Rennen um den Goldenen und die Silbernen Bären sind bislang zwei deutsche Produktionen ausgewählt: Oskar Roehlers Adaption von Michel Houellebecqs Erfolgsroman «Elementarteilchen» und Hans-Christian Schmids Film «Requiem». Wie die Präsenz insgesamt sein werde, stehe noch nicht fest, sagte Kosslick. Die Auswahl der Wettbewerbsfilme laufe noch bis Mitte Januar.
Im Wettbewerbsprogramm werden - inklusive der Beiträge außer Konkurrenz - 26 Filme präsentiert. Bislang sind neun Streifen ausgewählt, neben den beiden deutschen unter anderem der neue Streifen von US-Regisseur Terrence Malick, «The New World», mit Colin Farrell, sowie Chen Kaiges («Lebewohl, meine Konkubine») farbenprächtiges Martial-Arts-Abenteuer «Wu ji/The Promise», die beide außer Konkurrenz laufen.
Kosslick kündigte an, im Programm 2006 seien "sehr viele Produktionen, die die Wirklichkeit filmisch wiedergeben». Er betonte: «Das sind keine Märchen oder fantastischen Geschichten, was man da sehen wird, sondern eine sehr harte Auseinandersetzung mit der eigenen Umgebung, sei es in Australien, in Amerika oder in den Straßen von Berlin.»
Es gebe in der Filmkunst eine neue Form des Neo-Realismus. Die Bilder seien «ziemlich hart, man merkt, dass in den Gesellschaften etwas nicht mehr stimmt, dass die Familienstrukturen auseinander brechen, und dass sehr viele Menschen offensichtlich in großer Desorientierung ihr Leben verbringen». Zudem würden mehrere US-Filme gezeigt, wie «Syriana» mit George Clooney, der sich mit den Verstrickungen von Politik und Wirtschaft beschäftigt und hinter die Kulissen des globalen Ölgeschäft schaut.
Seit Juni hat Kosslick für das Festival weltweit über 200 Filme gesichtet. Zudem habe er sehr viel Kontaktpflege betrieben. Festivals würden in Zukunft nicht mehr nur Filme zeigen, sondern noch stärker Plattformen für Aus-und Weiterbildung, Filmrechtehandel und internationale Ko-Produktionen werden.
Das Umdenken habe auf der Berlinale bereits in den vergangenen fünf Jahren begonnen: mit der Nachwuchsförderung im Talent Campus, dem Co-Production Market, dem World Cinema Fund und nun mit dem neuen European Film Market. Auf der Berlinale könne man nicht nur Filme gucken, sondern auch finanzieren, Kollegen treffen. Die Stimmung sei gut, und es sei nach wie vor auch ein riesiges Publikumsfestival. «Ich glaube, dass wir für die nächsten Jahre gerüstet sind», zeigte sich Kosslick überzeugt.
Die Berlinale hat zudem den Angaben zufolge vor dem Hintergrund der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 erstaunlich viele Einreichungen zum Thema Fußball bekommen. Diese werden aber noch gesichtet. Bei den vergangenen Festspielen im Februar 2005 waren mehr als 340 Filme aus über 50 Ländern zu sehen.