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Theatertreffen: 57 Veranstaltungen waren ausverkauft

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Das 39. Theatertreffen in Berlin ist am Sonntag zu Ende gegangen. Zum Abschluss stand Ibsens "John Gabriel Borkman" in der Inszenierung von Sebastian Nübling am Theater Basel auf dem Programm.

mdr - Zuvor waren der 3sat-Theaterpreis und der Alfred-Kerr-Darstellerpreis vergeben worden. Bereits vor Beginn des Treffens war bekannt, dass der Theaterpreis der Stiftung Preußische Seehandlung an Elfriede Jelinek geht. Die 57 Veranstaltungen an den 16 Tagen dieses wichtigsten Festivals der deutschsprachigen Bühnen waren nach Angaben der Berliner Festspiele mit 24.000 Zuschauern sämtlich ausverkauft.

Der 37 Jahre alte Gießener Stefan Pucher erhielt den mit 10.000 Euro dotierten 3sat-Theaterpreis für seine Tschechow-Inszenierungen, insbesondere für die "Drei Schwestern" am Schauspielhaus Zürich. Damit sei ihm ein "respektvoller, nostalgiefreier, ganz und gar heutiger Umgang" mit dem russischen Dramatiker Anton Tschechow gelungen, hieß es in der Laudatio. Dabei war Pucher anfangs als "Techno-Regisseur" kritisiert worden, weil er DJ\'s und Videoprojektionen in seinen Inszenierungen einsetzte. Pucher hatte in Zürich seine Tschechow-Trilogie abgeschlossen. Zuvor brachte er "Der Kirschgarten" in Basel und "Die Möwe" in Hamburg auf die Bühne.

Der mit 5000 Euro dotierte Alfred-Kerr-Darstellerpreis ging an die Schauspielerin Bettina Stucky, die bei den Zürcher Inszenierungen in "Die schöne Müllerin" und "Drei Schwestern" mitgewirkt hatte. Jurorin Elisabeth Trissenaar würdigte Stuckys Energie und "Unbedingtheit" auf der Bühne.

Zu dem Theatertreffen waren die zehn "bemerkenswertesten Inszenierungen" des deutschsprachigen Theaters der abgelaufenen Spielzeit eingeladen. Der Intendant der Berliner Festspiele, Joachim Sartorius, wies bei der Preisverleihung erneut die Kritik an der Auswahl der Jury zurück. Unter anderem hatten die Theater-Altmeister Peter Zadek und Claus Peymann harte Kritik geübt.

Zadek beklagte, es sei "albern und opportunistisch", dass die Auswahl der Inszenierungen "nur in eine bestimmte Richtung geht, diesmal in die so genannte junge". Peymann sprach sogar von Zensur und rief ein Gegentreffen ins Leben.

Die großen Gewinner des 39. Theatertreffens waren die Schweizer. Das Schauspielhaus Zürich war gleich mit drei Inszenierungen vertreten, das Theater Basel mit einer; und Christoph Marthaler, Intendant des Zürcher Schauspielhauses, war mit seiner Bühnenversion von Franz Schuberts Liederzyklus "Die schöne Müllerin" der ungekrönte König von Berlin. Für Marthaler, dem in Zürich die Zuschauer wegbleiben und die Lust der städtischen Geldgeber schwindet, bedeutete der Zuspruch aus Berlin eine willkommene Abwechslung. Die Preisträger und auch die vielleicht extremste Produktion des diesjährigen Festivals, Meg Stuarts getanzte Gewalt-Studie "Alibi", stammen aus Zürich.

Die weiteren eingeladenen Inszenierungen kamen von der Berliner Volksbühne - René Polleschs Prater-Trilogie und Frank Castorfs fast fünfstündige Dostojeweski-Inszenierung "Erniedrigte und Beleidigte". Die Münchner Kammerspiele zeigten Euripides\' "Alkestis" in der Regie von Jossi Wieler und Jon Fosses "Traum im Herbst", inszeniert von Luk Perceval. Ebenfalls eingeladen waren Shakespeares "Hamlet", den Nicolas Stemann in Hannover in Szene setzte und aus dem Stuttgarter Staatstheater "Thyestes" nach Seneca, inszeniert von Stephan Kimmig.