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Kontroverse Diskussion - Türkischer Kriegsfilm «Tal der Wölfe» erhitzt weiter die Gemüter
Berlin (ddp). Der umstrittene türkische Kriegsfilm «Tal der Wölfe» sorgt weiter für heftige Diskussionen. Der Verleiher des Streifens, Anil Sahin, wehrte sich am Dienstag gegen Kritik und wies die Forderung von CSU-Chef Edmund Stoiber nach einer Absetzung des Streifens zurück. CSU-Generalsekretär Markus Söder betonte dagegen, der Film sei in keiner Form zu akzeptieren. Grünen-Chef Reinhard Bütikofer mahnte, man müsse nicht unbedingt mit Antisemitismus und mit Antiamerikanismus Geschäfte machen in Deutschland.
Auch nach Einschätzung des FDP-Medienexperten Hans-Joachim Otto setzt die Produktion antiamerikanische und antisemitische Ressentiments frei. Er sprach sich aber gegen ein Verbot aus.
Sahin betonte: «Herr Stoiber spielt mit seiner Kritik der rechten Szene in die Hände». Zugleich zweifelte er an der westlichen Demokratie. «Da stimmt doch was nicht: Wenn ein Cartoon-Zeichner zwei Milliarden Moslems beleidigt, ist das Meinungsfreiheit», sagte der Verleiher. Wenn aber ein Actionfilm einen Amerikaner aufs Korn nehme, werde von Volksverhetzung gesprochen.
Söder sieht dagegen sogar Konsequenzen für den angestrebten EU-Beitritt der Türkei. Die türkische Politik müsse sich klar distanzieren. «Wenn eine solche Distanzierung nicht erfolgt, stellt man wohl eher fest, dass der Film gut geheißen wird. Und so jemand kann nicht in die Europäische Union», betonte er.
Bütikofer appellierte an die Verantwortung der deutschen Kino-Unternehmer, durch Ausstrahlung des «offensichtlich hetzerischen Films» kein Öl ins Feuer zu gießen. «Bei aller Freiheit sollte man an die appellieren, die zuständig sind, verdient euer Geld anders», sagte er.
Der FDP-Politiker Otto sagte, wenn eine Filmszene, die den Tod eines amerikanischen Soldaten zeige, in Kinos bejubelt werde, sei dies sehr bedenklich. Die Heraufsetzung der Altersfreigabe auf 18 Jahre sei ein Minimum. Zwar dürfe es antiamerikanische Filme im Sinne der Kunstfreiheit geben. Mit dieser müssten Filmemacher jedoch, ebenso wie Karikaturisten mit der Presse- und Meinungsfreiheit, verantwortungsbewusst umgehen, mahnte Otto.
«Tal der Wölfe» ist am 9. Februar in Deutschland angelaufen. Seitdem haben nach Angaben der Verleihfirma rund 240 000 Kinobesucher den Film gesehen. In dem Actionstreifen kämpft ein türkischer Geheimdienstagent im Irak gegen die als grausam dargestellte US-Armee. Am Montag hatte das nordrhein-westfälische Familienministerium einen Antrag an den Appellationsausschuss bei der Freiweilligen Selbstkontrolle (FSK) der deutschen Filmwirtschaft in Wiesbaden gestellt. Damit soll die Aufhebung der Jugendfreigabe erwirkt werden.
Nathalie Waehlisch