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Wedels Nibelungen in Worms

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Die Rückkehr der Heldensaga - Nibelungen-Festspiele starten am Freitag in Worms - Regisseur Wedel sieht veränderten Charakter des Stücks

Worms (ddp-swe). Am Freitag kehrt der Mythos nach Worms zurück. Die deutsche Heldensaga «Die Nibelungen» - in der modernen Fassung von Moritz Rinke - erlebt dann ihre Wiederaufnahme vor dem Dom der Stadt unter freiem Himmel. Gegenüber der Premiere im vergangenen Jahr ergeben sich vor allem durch die Neubesetzung zweier Hauptrollen einige Veränderungen, wie Regisseur Dieter Wedel betont. Nachdem Mario Adorf wegen der hohen körperlichen Belastung darauf verzichtet hatte, den Hagen erneut zu spielen, schlüpft diesmal Manfred Zapatka in diese Rolle.

Adorf bleibt dem Stück jedoch erhalten und wird die Zuschauer im Prolog in die Geschichte um Liebe, Verrat und Tod einführen. Zudem wird er Zapatka in einer Art symbolischen Akt die Rüstung und die Rolle des Hagen übergeben. Bei der Neubesetzung des Hagen sei es ihm wichtig gewesen, einen Schauspieler, der Adorf «möglichst unähnlich» sei, mit der Rolle zu betrauen, unterstreicht Wedel.

Daneben bekommt auch die Figur der Brünhild ein neues Gesicht. Wiebke Puls vom Hamburger Schauspielhaus war Wedel zufolge schon immer seine Wunschbesetzung für diese Rolle. Nachdem es im Vorjahr wegen Terminschwierigkeiten aber nicht geklappt habe, sei er «sehr froh», dass die Schauspielerin diesmal mit von der Partie sei.

Im Zusammenspiel von Zapatka und Puls mit den anderen Akteuren, die bereits bei der Premiere auf der Bühne stand, entsteht nach Wedel Worten eine «andere Chemie», was den Charakter des Theaterstücks verändere und alle Beteiligten neu herausfordere. Erfreut sei er, wie «schnell und hervorragend» sich Zapatka und Puls in das Stück eingefunden hätten, betont der Regisseur.

Nach der Kritik an der zu langen Dauer der einzelnen Aufführungen im vergangenen Jahr soll der Vorhang in dieser Saison jeweils schon vor Mitternacht fallen. Dazu habe er den Text an einigen Stellen etwas gekürzt, erläutert Wedel. Doch nicht nur die Länge der Inszenierung geriet bei der Premiere im Vorjahr ins Blickfeld. Während das Festspielpublikum Wedel und sein Starensemble feierte, sahen einige Feuilletons zu viel Klamauk auf der Bühne. Kritik, die Wedel nicht anficht: Er habe Irritationen erwartet, denn Rinkes Fassung der deutschen Heldengeschichte sei «respektlos und unkonventionell». Humor sei leider nach wie vor sehr «undeutsch».

Für Irritationen sorgten bei der Festspielpremiere vergangenen Sommer vor dem Wormser Dom auch Probleme bei der Planung, technische Schwierigkeiten, Streit unter den Verantwortlichen und ein Defizit von 700 000 Euro. Als Hauptverantwortlichen machte die Festspiel-GmbH den damaligen Intendanten Klaus Naseband aus. Der Aufsichtsrat trennte sich im November 2002 von ihm. Seitdem ist der Posten des Intendanten verwaist.

Neubesetzt wurde hingegen Nasebands Stelle als Geschäftsführer der Festspiel GmbH. Thomas Schiwek soll vor allem dafür sorgen, dass der gegenüber dem Vorjahr um 300 000 Euro auf 3,2 Millionen Euro gekürzte Etat - die Stadt Worms beteiligt sich daran mit 2,1 Millionen Euro - nicht wieder gesprengt wird.

Um im Budget zu bleiben, sei etwa bei der Publikumsauslastung diesmal «vorsichtiger kalkuliert» worden, erläutert der neue Geschäftsführer. Von den insgesamt 24 000 verfügbaren Eintrittskarten seien aber bereits rund 21 000 verkauft. Auch die Entscheidung des Wormser Stadtrats, die Aufführung in Zukunft nur noch alle zwei Jahre stattfinden zu lassen, sei «vernünftig» im Hinblick auf einen Ausgleich zwischen finanziellen und künstlerischen Interessen.

Da in den Nicht-Aufführungsjahren dennoch zahlreiche Veranstaltungen rund um die Nibelungen stattfinden würden, sei er zuversichtlich, dass sich die Nibelungen-Festspiele in Worms dauerhaft etablieren werden, betont Schiwek. Hohe Zuschüsse seien aber auch in Zukunft nötig, macht der Geschäftsführer deutlich und fügt hinzu: «Kultur kostet.»

http://www.nibelungenfestspiele.de