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Weiss: Flick-Ausstellung ein Ort des Nachdenkens

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Kulturstaatsministerin Christina Weiss hat wenige Stunden vor der offiziellen Eröffnung der "Friedrich Christian Flick Collection" die künstlerische Bedeutung der Ausstellung unterstrichen. "Wir eröffnen heute ein Museum der Gegenwartskunst, das es in dieser Art und in diesem Ausmaß wohl kein zweites Mal gibt", erklärte Weiss.

"2.500 Werke aus einem Jahrhundert der tiefsten Verwerfungen und des höchsten Glücks werden in einer Stadt zu sehen sein, die durch sich selbst zu einer Metapher der Zerrissenheit geworden ist", sagte die Kulturstaatsministerin am 21. September im Hamburger Bahnhof. Daher sei gerade Berlin der richtige Ort für eine Sammlung, die radikale und verstörende Kunstwerke aus dem 20. und 21. Jahrhundert präsentiert.

Aufarbeitung deutscher Vergangenheit
Die versammelten Kunstwerke seien aber auch für Friedrich Christian Flick ein wichtiger Schlüssel für den Umgang mit seiner Familiengeschichte, betonte Weiss. Sie wies darauf hin, dass sich Flick in der öffentlichen Diskussion über die geplante Ausstellung niemals seiner Verantwortung entzogen und immer wieder die Verbrechen seines Großvaters benannt habe. Überhaupt sei danach zu fragen, inwieweit dem Enkel der Ballast der Nazi-Jahre wieder auf die Schultern zu laden sei und es eine Kontinuität von Schuld geben könne, sagte Weiss.
Gleichzeit erinnerte die Kulturstaatsministerin daran, dass die öffentliche Debatte im Vorfeld der Ausstellungseröffnung allen Beteiligten die Verantwortung überträgt, "danach zu fragen, woher wir kommen und wohin wir gehen." Nicht nur der Industriellen-Erbe Flick, sondern jeder Einzelne müsse sich fragen, wie er mit der eigenen Geschichte umgehe. Stellvertreterdiskussionen wie die Flick-Debatte verstellten nur die eigentlichen Fragen, die das Fundament großer Teile der deutschen Wirschaft beleuchten oder die Entnazifizierung nach Umfang und Erfolg bewerten.

Geste der Versöhnung
Mit Blick auf die ehemaligen Flick-Zwangsarbeiter sprach die Kulturstaatsministerin von einer Geste der Versöhnung, zu der nur die Betroffenen die Hand ausstrecken könnten. "Das einzufordern wird der Auftrag an Friedrich Christian Flick sein. Diese Geste ist nämlich ein Geschenk und nicht mit Geld zu kaufen", sagte Weiss.
Ausdrücklich sprach sich die Kulturstaatsministerin dafür aus, die künstlerische Dimension von den politischen und moralischen Fragen zu trennen, denn Kunst sei nicht die Geisel der Flickschen Familiengeschichte. Vielmehr gehe es darum, die Kunstsammlung als das zu betrachten, was sie ist: "Ein geistiger Zugewinn für uns alle, ein Ort des tiefen Nachdenkens über unsere Zeit, ein unbequemer Schauraum der gescheiten Störenfriede", betonte Weiss.

Quelle: regierung.de