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Vier österreichische Erstaufführungen bietet die Wiener Kammeroper für die Saison 2002/2003 an. Man wolle sich in der kommenden Spielzeit auf die künstlerische Kernkompetenz konzentrieren.
orf - Wie schon heuer soll das Haus am Fleischmarkt auch künftig auf vier "Programmsäulen" ruhen, meinte Direktor Holger Beck bei der Spielplanpräsentation. Die Position eines "Klassikers des 20. Jahrhunderts" nimmt in der kommenden Spielzeit die Kombination zweier auf Textvorlagen von Anton Tschechow beruhender Einakter ein: "A Waterbird Talk" des Amerikaners Dominick Argento (geb. 1927) und "The Bear" des Briten William Walton (1902-1983).Ab 12. Dezember zeigt die Kammeroper erstmals in ihrer Geschichte ein Kammer-Musical. Auf der Programm-Position der "leichten Muse" findet sich ausnahmsweise keine Operette oder Zarzuela sondern "The Cole Porter Story". Die vom Erik Gedeon, dem musikalischen Leiter des Hamburger Thalia Theaters, vorgenommene Zusammenstellung von 28 Cole Porter-Hits in einer Besetzung für kleines Ensemble und fünf Singstimmen versucht, das Leben des Komponisten Revue passieren zu lassen.
Die Position der Barockoper übernimmt 2002/2003 ein frühes Werk des Italieners Francesco Cavalli (1601-1676): "Die Liebe des Apollon und der Daphne" wird in einer in Österreich noch nie gespielten Fassung realisiert. Dirigent Bernhard Klebel, der die Original-Partitur in Venedig eingesehen hat, verspricht einen "bukolischen und augenzwinkernden" Abend (Premiere: 20. Februar 2003).
Und auch für die Position der Opera Buffo oder des Singspiels bietet die Kammeroper eine Erstaufführung an: Mozarts "Zaide", bei dem nur einzelne Musikstücke, doch keinerlei Dialoge, keine verbindende Handlung und auch kein Schluss erhalten sind, wurde durch den Autor Italo Calvino zu einer reizvollen "Geschichte von Liebe und Abenteuern" ergänzt.Premiere: 3. Mai 2003.
"Durch die Kürzung des Bundes seit 2001 haben wir rund 100.000 Euro jährlich weniger zur Verfügung", beklagte Beck. Auf diese "besorgniserregende kulturpolitische Entwicklung" reagiert die Kammeroper mit Verkürzung ihrer Vorstellungs-Serien und mit der Streichung der Serie "Möblierte Lieder." Die letzte Premiere der laufenden Saison gilt Kirke Mechems "Tartuffe" (2. Mai), am 18. Juli hat im Schönbrunner Schlosstheater.