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In der deutschen Filmbranche bahnt sich ein Streit über Pläne von Filmverleihern an, attraktive Kinofilme schneller auf DVD auszuwerten.
Wiesbaden (ddp). Die Chefs der beiden größten deutschen Kinoketten CineStar und Cinemaxx, Heiner Kieft und Hans-Joachim Flebbe, wehren sich gegen den Vorstoß des Münchner Medienunternehmens Constantin Film AG, die Sperrfrist für den DVD-Verkauf von deutschen Kinofilmen von jetzt sechs auf drei Monate zu verkürzen. Mit Blick auf die sinkenden Besucherzahlen fordern Kieft und Flebbe in einem Interview der Fachzeitschrift Filmecho/Filmwoche» im Gegenzug eine deutliche Senkung der Leihmieten, die die Kinobetreiber für die Filme an die Verleiher zahlen müssen.Flebbe sagte, die Verleiher und Produzenten hätten sich mit der DVD eine zweite Einnahmequelle erschlossen, die eindeutig zu Lasten des Kinogeschäfts gehe. «Es findet eine Umverteilung beziehungsweise ein Werteverlust der Kinoauswertung statt,» so Flebbe in der jüngsten Ausgabe des in Wiesbaden erscheinenden Blatts. «Wir verdienen in Deutschland seit einigen Jahren mit Kino kein Geld mehr», so Flebbe. Der Cinemaxx-Chef betonte, «alle Kinogruppen müssen mittlerweile ums Überleben kämpfen».
Kieft sagte, durch die schrittweise Verkleinerung des Auswertungsfensters, die Werbung des DVD-Anbieters noch vor dem Kinostart und das illegale Downloaden aus dem Netz sei «unser Wein derart verwässert worden, dass wir heute nicht mehr den Preis zahlen können, der von uns verlangt wird.» Nach Berechnungen seines Unternehmens werde die Zahl der Kinobesucher in Deutschland von 156 Millionen Besuchern im Jahr 2004 auf 130 Millionen in diesem und dem nächsten Jahr sinken. «Wir brauchen daher eine eindeutige Korrelation zwischen Leihmiete und Auswertungsfenster», sagte der CineStar-Chef.
Flebbe kündigte Verhandlungen mit den Verleihern an und betonte, «wir werden künftig nur noch den Preis zahlen, den der Film auch wert ist». Der eingetretene Werteverlust für das Kino müsse sich im Preis widerspiegeln.
Die Kinoketten reagierten damit auf einen Vorstoß von Constantin-Film-Chef Fred Kogel. Dieser hatte kürzlich in einem Interview mit «Euro am Sonntag» gesagt, sein Unternehmen werde sich «massiv» für eine Verkürzung der Sperrfrist zwischen Kinostart und DVD-Veröffentlichung einsetzen.