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Eine der letzten großen Legenden des Jazz ist tot. Der weltberühmte Bassist Ray Brown ist am Nachmittag des 2. Juli 2002 im Alter von 75 Jahren verstorben.
Ray Brown stand immer noch auf der Höhe seines Schaffens, gab jedes Jahr unzählige Konzerte auf der ganzen Welt und spielte bis zuletzt CD-Produktionen ein. Die letzte – bislang unveröffentlichte – gerade erst vor ein paar Wochen.Noch im vergangenen Jahr führte ihn die große „75th Birthday Celebration Tour“ quer durch die Welt mit Konzerten in den großen klassischen Häusern, wie Concertgebouw in Amsterdam, Tonhalle in Zürich und Konzerthaus in Wien - wo ihm das österreichische Große Ehrenkreuz für Kunst und Wissenschaft verliehen wurde –, sowie die berühmtesten Jazz Festivals der Welt, Montreux, North Sea, Nizza, Vienne, San Sebastian und viele mehr.
Zum Zeitpunkt seines Todes befand er sich auf Tournee in den USA.
Ray Brown hat die Rolle des Bassisten in der populären Musik neu definiert und mit seinem Spiel Maßstäbe gesetzt, an dessen Vorbild sich Generationen junger Bassisten orientieren. Die Musikwelt hat einen ihrer großartigsten und einflussreichsten Musiker verloren.
Ray Brown wurde am 13. Oktober 1926 in Pittsburgh geboren. Mit acht Jahren erhielt er zunächst Klavierunterricht und lernte ein paar Jahre später das Bassspielen nach dem Gehör. Nach Abschluss der Schule trat er dem Jimmy Hinsley Sextett bei und anschließend der Band von Snookum Russel, mit der er in den großen Clubs der Vereinigten Staaten spielte. Mit 20 verließ er Russels Band, um als freischaffender Musiker seinen Weg in die "Big Time" Jazz-Szene New Yorks zu finden.
Kaum in New York angelangt, wurde er Dizzy Gillespie vorgestellt und sofort von diesem engagiert. Zwei Jahre lang war er festes Mitglied der Dizzy Gillespie Band: mit Dizzy Gillespie an der Trompete, Charlie Parker am Saxophon, Bud Powell am Klavier und Max Roach am Schlagzeug. Diese Band aus herausragenden und innovativen Musiker kreierte einen neuen, bahnbrechenden Stil - den Bebop.
Ray Brown tourte mit Dizzy Gillespie nicht nur durch die ganze Welt, sondern fing auch an, seine eigene Musik zu schreiben. 1948 verließ er Dizzy um mit Hank Jones und Charlie Smith sein eigenes Trio zu gründen. Unter den großartigen Talenten, die Ray Brown während dieser Zeit traf, war auch Ella Fitzgerald, mit der er dann von 1948 bis 1952 verheiratet war und als deren ‚Musical Director’ er fungierte.
In dieselben Jahre fällt auch der Beginn seiner Zusammenarbeit mit Norman Granz und "Jazz At The Philharmonic": Achtzehn Jahre lang tourte er mit JATP durch die ganze Welt.
Unter den vielen Musikern, die Ray durch JATP traf, sollte einem eine besondere Bedeutung für Rays Karriere zukommen: dem Klaviervirtuosen Oscar Peterson. 15 Jahre arbeiteten Ray Brown und Oscar Peterson zusammen - bis sich 1966 das Klavier-Trio auflöste.
Als er in den späten Sechzigern nach Los Angeles zog, wo er, zusammen mit seiner Frau Cecilia, bis zu seinem Tod lebte, begann er als Musiker und Komponist für Hollywood und die großen Fernsehshows zu arbeiten und war seither auch als Autor, Lehrer, Verleger, Produzent, Manager (u.a. von Quincy Jones und dem Modern Jazz Quartet, zu dessen Gründungsmitgliedern er in den 50er Jahren gehört hatte), als Ansprechpartner für die Hollywood Bowl Association oder als Direktor des Monterey Jazz Festivals tätig.
Seit Mitte der 80er Jahre galt Rays Hauptinteresse dem "RAY BROWN TRIO" und der Weiterentwicklung des Triosounds. Mit seinem Trio, das von vielen als der legitime Nachfolger des legendären Oscar Peterson Trios geschätzt wurde und in dem er neben Größen wie Monty Alexander oder Gene Harris vor allem herausragende jüngere Pianisten wie Benny Green, Geoff Keezer, Larry Fuller und Schlagzeuger wie Jeff Hamilton, Greg Hutchinson, George Fludas oder Karriem Riggin beschäftigte, war er weiterhin unermüdlich auf Tour.
In seiner über 50-jährigen Karriere spielte Ray Brown mit seiner "zu groß geratenen Violine" in jedem wichtigen Nightclub, auf allen Festivals, in jedem großen Konzertsaal und mit jedem großen Star des Jazz - Frank Sinatra, Billy Eckstine, Tony Bennett, Ella Fitzgerald, Sarah Vaughan, Billie Holiday, Charlie Parker, Lester Young, Oscar Peterson, Dizzy Gillespie, Louis Armstrong, ad infinitum -, und wurde mit unzähligen Preisen ausgezeichnet, darunter mehrere Grammy Awards (u.a. für seinen berühmten „Gravy Waltz“), die All-Stars Poll des Playboy, die er seit ihrer Einführung 1958 regelmäßig gewonnen hat, DownBeat Reader\'s Poll Awards, Jazz Critic\'s Poll Awards ... Bis auf den heutigen Tag wollten alle großen Musik-Stars Ray Brown an ihrer Seite wissen, wenn es um wichtige Aufnahmen oder Konzerte ging: Natalie Cole ("Unforgettable"), André Previn, Itzhak Perlman, Lalo Schifrin ("Jazz Meets the Symphony"), Dee Dee Bridgewater ("Dear Ella"), Diana Krall usw.