Friedhilde Trüün: Stück für Stück nach Bethlehem. Ein kommentiertes Singspielverzeichnis für die Weihnachtszeit. Carus-Verlag, Stuttgart 2006.
Weihnachten ist noch weit, mag mancher denken. Aber Erzieher/-innen und Lehrer/-innen müssen bereits planen, wie Weihnachten in diesem Jahr gestaltet werden soll. Einen Überblick über die Singspiele für die Weihnachtszeit bietet Friedhilde Trüüns Sammlung. 99 Stücke wählte sie aus und ordnete sie systematisch nach geeignetem Alter und Aufführungsdauer. Die angeführten Stücke sind für Kindergarten- und Grundschulalter geeignet, wobei die untere Grenze häufig bei zwei Jahren angesiedelt ist, es können also auch schon kleinere Kinder mitwirken. Die obere Grenze erstreckt sich teilweise bis zum Alter von 14 oder 15 Jahren. Trüün gibt weiter die Dauer des Stückes, die Anzahl der Lieder oder Instrumentalstücke und die Besetzung an. Ihre anschließende Auswertung der einzelnen Singspiele beziehen sich auf die Art der Aufführung – Angaben zu Bühne, Regieanweisungen und Anzahl der Akte oder Szenen. In einer weiteren Rubrik stellt sie kurz den Inhalt vor und geht dann intensiver auf Musik und Text ein. Kurze Analysen einzelner Lieder oder Instrumentalstücke sowie mögliche Veränderungen oder Kürzungen im Ablauf oder in der Besetzung sollen bei der Entscheidung helfen. Ein grau hinterlegter Kasten enthält noch einige Tipps für geeignete Aufführungsorte und subjektive Eindrücke der Autorin, der mit ihrem Singspielverzeichnis eine aussagekräft-ige und detailreiche Übersicht über ein nahezu unüberschaubares Œuvre gelang.
Peter Schindler: „Weihnachten fällt aus!“. Ein Musical zur Weihnachtszeit. Carus-Verlag, Stuttgart 2006.
Der Komponist Peter Schindler machte sich durch Lieder für Kinderchöre wie „Kinderhits mit Witz“, aber auch mit Musicals wie „Geisterstunde auf Schloss Eulenstein“ oder „Max und die Käsebande“ einen Namen. Er erweitert sein Repertoire nun mit einem Musical für die Weihnachtszeit. „Weihnachten fällt aus!“ wurde mit dem Musikeditionspreis 2007 in der Kategorie Schul- und Unterrichtsliteratur für Kinder und Jugendliche ausgezeichnet. Das 60 Minuten lange Stück liegt in 2 Fassungen vor: Die Orchesterfassung ist neben dem Klavier auch mit Violinen, Violoncello, Kontrabass, Flöte und Schlagzeug besetzt. Die Fassung für Klavier kann beliebig mit Bass, Gitarre und Schlagzeug erweitert werden. Wem auch die Kapazitäten für die abgespeckte Fassung fehlen, der kann mit einer Playback-CD arbeiten. Auch die zweite Chorstimme kann bei Bedarf weggelassen werden.
Die Orchesterfassung erfordert in einigen Instrumenten bereits Fähigkeiten, die über das Anfangsstadium hinausgehen, wobei auf dem Klavier noch am ehesten Reduktionen vorgenommen werden können. Aber auch Lagenwechsel in der ersten Violine und auf der Flöte der Tonraum bis zum a³ sollten berücksichtigt werden, zumal der zu erarbeitende Umfang des Stückes von einer Stunde Dauer erschwerend hinzukommt. Friedhilde Trüün gibt für das Musical eine Altersspanne von 7 bis 14 Jahren an, die dem Instrumentalpart Rechnung trägt. Die Chorstimmen hingegen können wie die Solopartien gut auch von jüngeren Kindern bewältigt werden, die Melodien sind eingängig und stehen in einer für Kinder gut singbaren Lage.
Die Geschichte des Stückes spielt auf die alljährlich zu Weihnachten einsetzende Konsumwut und auf den um sich greifenden Weihnachtsstress der Menschen an. Auch Ambrosius Schneeweiß (Name des Weihnachtsmannes) bemerkt dies und quittiert kurzerhand für ein Jahr den Dienst, denn wenn Weihnachten ausfällt, dann bedeutet das nicht nur für ihn weniger Stress, sondern auch für die Menschen. Und um was es an Weihnachten eigentlich geht, daran denkt ja sowieso keiner mehr. Natürlich wendet sich das Blatt und am Ende steht eine idyllische Weihnachtsszene: In einer Familie, die mitten im tiefverschneiten Wald wohnt, kommt pünktlich am Weihnachtstag ein Kind zur Welt. Ein bisschen zu viel des Guten? Nein, die Szene steht symbolisch für die Weihnachtsthematik – die Geburt eines Kindes draußen im Wald, entfernt von den Menschen. Die Geschichte spricht ein in der Gegenwart weit verbreitetes Problem an und verknüpft sie mit traditionellen Elementen aus der Weihnachtserzählung, ohne zu sehr den moralinsauren Zeigefinger zu heben. Die Botschaft ist durch gute Einfälle im Geschehen, aber auch durch die abwechslungsreiche und den Inhalt unterstreichendeVertonung aufs angenehmste verpackt und verspricht einen vergnüglichen Abend.
Peter Schindler: „Großer Stern, was nun?“. Ein kleines Singspiel zur Advents- und Weihnachtszeit. Carus-Verlag, Stuttgart 2007.
Peter Schindlers neues Weihnachtsstück „Großer Stern, was nun?“ umfasst einen wesentlich kleineren Rahmen als sein großes Weihnachtsmusical „Weihnachten fällt aus!“: Zwölf Minuten dauert die Aufführung der sechs Lieder. Ohne Erzählstimme oder eingeschobene Schauspielszenen folgen die in ihrem Duktus unterschiedlich gestalteten Stücke aufeinander. Neben einer Ballade stehen ein choralartiges Stück oder eine Valse Musette. So verleiht die Musik dem Textinhalt zusätzlich Ausdruck und vermittelt die passende Stimmung. Die eigentliche Weihnachtsthematik bleibt hier im Hintergrund. Der große Stern (mit einer Solostimme besetzt) fällt vom Himmel und eine große Engelsschar (der Chor) hebt ihn wieder empor, damit er zur Weihnachtszeit leuchten kann. Das Stück „verknüpft die Schutzengelthematik mit der weihnachtlichen Botschaft vom leuchtenden Stern über Bethlehem“, schreibt Peter Schindler in seinem Vorwort. Durch die Kürze des Stückes kann es gut an einer Vorweihnachtsfeier aufgeführt werden oder in einen Theaterabend, der von mehreren Gruppen gestaltet wird, integriert werden. Ein ein- bis dreistimmiger Kinderchor, einige Engel und der große Stern als Solisten werden von einem Klavier begleitet. Das Stück ist aufgrund des Schwierigkeitsgrades und des Inhalts für Kinder im Grundschulalter geeignet. Der Klavierpart ist allerdings für einen fortgeschrittenen Schüler konzipiert – in der CD-Einspielung übernimmt Peter Schindler das Klavierspiel selbst. Alternativ zur Livemusik ist auch eine Playback-CD erhältlich. Eine szenische Aufführung kann mit wenigen Mitteln umgesetzt werden. Wie in allen seinen Stücken macht Peter Schindler im Vorwort einige Vorschläge, wie eine Inszenierung aussehen könnte, ihm kommt es aber vor allen Dingen auf die Textverständlichkeit an, denn „wenn die Zuhörer nicht verstehen, was gesungen wird, ist alles nichts wert!“.
Michael Gusenbauer: Bachs Weihnachtsoratorium für Kinder. Carus-Verlag, Stuttgart 2007.
Es war Michael Gusenbauer ein Anliegen, wie er im Vorwort mitteilt, das Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Bach auch Kindern zugänglich zu machen. Er fertigte eine Bearbeitung des Werks, die inhaltlich stimmig die Weihnachtsgeschichte erzählt, aber in der Länge gekürzt ist: Gusenbauers Version dauert 40 Minuten. Er trifft aus Bachs Original eine Auswahl an Stücken, die er für wesentlich erachtet, und ergänzt einen Erzähler. Als Hirte verkleidet führt dieser das Publikum (Zielgruppe: vier- bis neunjährige Kinder) durch das Geschehen. In anschaulicher Sprache dargestellt, beschränkt sich der Erzähler nicht nur auf die Weihnachtsgeschichte, sondern bezieht auch musikgeschichtliche Sachverhalte mit ein. Ganz nebenbei erzählt er, von wem das Stück stammt und was das Wort Komponist bedeutet. Auch Instrumentenkunde wird „gelehrt“: Als nach einem geeigneten Klang gesucht wird, um dem neugeborenen König zu huldigen, stellt der Sprecher interaktiv mit den Zuhörern arbeitend verschiedene Instrumente vor und ordnet deren Klang ein. Die Trompete wird schließlich für gut befunden, wobei später die Oboe als passend erscheint, das Schlaflied zu intonieren.
Nur an ganz wenigen Stellen im Erzählpart muss diskutiert werden, ob die Wortwahl sinnvoll ist. Wenn der Erzähler vom „richtigen Sound für einen König“ spricht oder nach der Arie „Großer Herr, o starker König“ der Ausruf „Wow, das war ja wirklich ein toller Song.“ folgt, dann wirkt das anbiedernd. Allerdings scheint das unnötig bei einem so jungen Publikum, das mit den zu diesem Anlass auch ungeschickt gewählten Worten „Song“ und „Sound“ wahrscheinlich nur vereinzelt etwas anfangen kann. Von diesen kleinen Ausnahmen abgesehen hat Gusenbauer eine stimmige Fassung des Weihnachtsoratoriums geschaffen, dessen Besuch für Kinder in der Adventszeit ein einzigartiges Erlebnis sein wird. Als optimale Umsetzung mit dem geringsten Aufwand – nur eine Extraprobe – könnte ein Ensemble, das am Abend das vollständige Oratorium aufführt, beispielsweise am Nachmittag eine Kindervorstellung geben, wie Michael Gusenbauer in seinem Vorwort vorschlägt.