Popmusik ist eines der großen kulturellen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Phänomene der zweiten Hälfte des abgelaufenen Jahrhunderts und wird auch unsere Gegenwart in der ersten Hälfte des neuen Jahrhunderts begleiten. Der leicht irreführende Titel Popmusik für Popular Music (= populäre Musik) bezieht sich auf den gesamten Bereich Musik, der sich aus dem Konglomerat von afro-amerikanischer Musik im 20. Jahrhundert mit europäischen und außereuropäischen Musikstilen entwickelt hat.
Popmusik ist eines der großen kulturellen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Phänomene der zweiten Hälfte des abgelaufenen Jahrhunderts und wird auch unsere Gegenwart in der ersten Hälfte des neuen Jahrhunderts begleiten. Der leicht irreführende Titel Popmusik für Popular Music (= populäre Musik) bezieht sich auf den gesamten Bereich Musik, der sich aus dem Konglomerat von afro-amerikanischer Musik im 20. Jahrhundert mit europäischen und außereuropäischen Musikstilen entwickelt hat.Der Begriff Popmusik (= populäre Musik) gibt nur bedingt über deren Massenkompatibilität Aufschluss: Nur etwa zehn bis zwanzig Prozent aller veröffentlichten CDs sind so erfolgreich, dass sie dem Hersteller Gewinne einbringen. Die Grenzziehung zwischen E- und U-Musik fällt schwer angesichts eines Künstlers wie Frank Zappa oder Brian Eno. Popmusik als ein Phänomen, in dem die unterschiedliche künstlerischen Bereiche von Musik, Theater und bildender Kunst verschmelzen und die Grenzen fließend werden, hat das kulturelle Bewusstsein der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts mitbestimmt wie wohl kaum eine andere Kunstrichtung. Seit ihrem Erscheinen in den späten 40er-Jahren hat die Popmusik alle gesellschaftlichen Schichten und alle kulturellen Phänomene direkt oder indirekt mitgestaltet oder beeinflusst.Die viel beschworene Konvergenz der Medien ist in der Popmusik vorbereitet und vorweggenommen worden. Werbung, Film, Fernsehen, Medien, die bildende Kunst und Literatur sind Teil der populären Kultur. Pop ist Musik, Artwork, Performance, Medien und Massenpublikum. Popkunst entsteht im Spannungsfeld dieser Faktoren.
Der Begriff Pop für Kunst wurde in den 60er-Jahren vor allem von der bildenden Kunst von Künstlern wie Warhol, Rauschenberg, Lichtenstein et cetera für sich besetzt. Interessant ist, dass parallel dazu die erste Welle englischer Popmusik in den 60ern aus den Kunstschulen der englischen Großstädte Liverpool und London auf die gesamte Welt überschwappte: die Musiker der Beatles, der Rolling Stones, Pink Floyd, später Roxy Music und David Bowie sind mehrheitlich Schüler oder Absolventen verschiedener Kunstschulen in Liverpool und London gewesen.
Popmusik ist ein multimediales Phänomen, das auf eine möglichst massenhafte Verbreitung abzielt. Frei nach dem Warhol’schen Satz „Jeder Mensch ist ein Künstler“ entwickelte sich mit und durch Popmusik ein individualistischer Lebensstil – mit allen Vor- und Nachteilen (größere Freiheiten – größere Vereinzelung).
Neben der Tonträgerindustrie haben sich in den Jahren des Bestehens von Popmusik zahlreiche musikrelevante Arbeitsbereiche und Unternehmen etablieren können. Hier ist das Verlagswesen zu nennen, dass sich im so genannten Publishing Business besonders der elektronischen Verwertung der Verlagsrechte von Künstlern widmet, aber auch Wirtschaftsbetriebe wie Konzertagenturen, Booking Agencys, Merchandising Firmen, Manager und Managementagenturen, Bühnen- und Beleuchtungsfirmen, Promotion- und Presseagenturen für Popmusik und natürlich die Medien mit Radio, TV und Printmedia und die Hersteller und Vertreiber von Musikinstrumenten.
Das „vorübergehende Phänomen“ Popkultur ist inzwischen mehr als 50 Jahre alt und immerhin gibt es im Lande viele optimistisch denkende, wohlmeinende Kämpfer der Sache, die in Roundtables, Meetings, Arbeitskreisen, Workshops, Seminaren, Akademien und Factories (Bandfactories, Tourfactories) die Fahne der populären Musik vorantragen.
- Die CDU fragt groß an im Bundestag und bekommt eine Antwort.
- Initiativen wie der John Lennon Talent Award, die Rockstiftung Baden-Württemberg, B.A.Rock, LAG Rock Niedersachsen, ABMI, die VW Sound Foundation und viele andere fördern Popmusik-Newcomer. BIG TIME!!!
- Der VdM hat in seinem Symposium im Herbst 2000 zum Thema Popmusik referieren lassen.
- Der AfS hat in seinem Herbstkongress 2000 in Köln die Popmusik zu einem Schwerpunktthema stilisiert.
- Der Deutsche Musikrat setzt einen Arbeitskreis zur populären Musik ein.
- An den Hochschulen für Musik Hannover und Hamburg kann in der Ausbildung zum Musiklehrer an allgemein bildenden Schulen ein Schwerpunkt Popmusik gewählt werden.
- In Nordrhein-Westfalen tagt eine Musikkommission, die unter anderem über die Einbindung von Popmusik an den Hochschulen in Nordrhein-Westfalen nachdenkt.
Es sind viele geworden, die die Bedeutung der Popmusik erkannt haben, deren kulturellen Wert, deren gesellschaftliche Bedeutung... und deren wirtschaftliche Schwungmasse. Die hatte Dieter Gorny bereits viel früher gesehen: der Illuminator der Szene hat mit der PopKomm und Viva Meilensteine deutscher Popgeschichte geschrieben. Es hat sich also was getan im Popmusikentwicklungswunderland Germany seit den seeligen Kraftwerk und Can-Tagen: Love Parade, DJ Culture, deutschsprachiger HipHop, Hamburger Schule, Rammstein und so weiter und so fort. „Artist Development“ ist kein Fremdwort mehr, Marketing/Coaching-Projekte à la „No Angels“/Popstars werden von RTL im Verbund mit Polydor so lange fortgeführt bis der letzte verstanden hat, dass Artist Development und Marketing das Gebot der Stunde sind... und so lange bis die Quote eine neue Welle unerlässlich macht, so wie Zlatko (wer erinnert sich noch an den Container...) sehr rasch von Popstars abgelöst wurde.
Dabei sind seit 1998 die Umsatzzahlen in der Tonträgerindustrie insgesamt rückläufig. Bedingt durch das Kopieren von CDs, das Herunterladen aus dem Internet und wahrscheinlich auch einem zyklisch bedingten geringeren Interesse an Musik im Vergleich zu Trendsportarten und vielen anderen Freizeitbeschäftigungen der jüngeren Bevölkerung. In diesem Jahr wird mit Minuszahlen im deutlich zweistelligen Bereich gerechnet. Auch der Livemusikszene geht es nicht so gut. In Hamburg schließt der Traditionsclub „Knust“ noch in diesem Jahr. In vielen Städten sind die Rock-Clubs nicht mehr unbedingt im Zentrum des Interesses der jüngeren Generation. HipHop ist da schon eher angesagt und natürlich die Raves und Clubs mit Chill-out, Jungle und Ambient et cetera. Der Rückgang bei den Tonträgern ist natürlich als Versagen auf hohem Niveau zu sehen: die In-dustrie setzt immer noch etwa sechs Milliarden Mark um.
In einer Untersuchung für die Wirtschaftsbehörde der Freien und Hansestadt Hamburg im November 1998, an der 109 Unternehmen der Musikwirtschaft teilnahmen, stellte das ifo-Institut fest, dass in Hamburg im Jahre 1994 insgesamt in der Musikwirtschaft 843,4 Millionen Mark erwirtschaftet wurden.
Darüber hinaus wird in der Studie hervorgehoben: „Stärker als von den Umfrageteilnehmern wurde in den Gesprächskreisen auch die Bedeutung der Förderung des musikalischen Nachwuchses betont, und auch eine Verbesserung der musikalischen Breitenbildung wurde als zwar indirekt wirksame aber wichtige Voraussetzung für eine zukünftige Entwicklung der Musikwirtschaft einige Aufmerksamkeit geschenkt.“
Was tut denn eine Stadt wie Hamburg – hier nur als Beispiel genannt – für seinen Nachwuchs. Diesen Lackmustest auf das Engagement in Sachen Popmusik könnte man auf die gleiche Weise in jeder bundesrepublikanischen Metropole und auch in den Flächenländern wiederholen und würde zu ähnlichen Ergebnissen kommen (Ich möchte in diesem Zusammenhang niemanden desavouieren): Die Hansestadt Hamburg gibt im Jahre 2001 zirka 95 Millionen Mark für die Musikkultur aus. Davon werden zirka 2,5 Millionen Mark für Popmusik zur Verfügung gestellt (in diesem Betrag sind die Zuschüsse für die Spielstätten Fabrik und Markthalle schon enthalten, die mit zirka 1,9 Millionen Mark zu Buche schlagen. Insgesamt werden für Popmusik in den diesjährigen Haushalt 2,6 Prozent des Budgets eingestellt.
Zum Vergleich Kauf- und Hörverhalten der bundesrepublikanischen Bevölkerung: Vom Gesamtumsatz an Tonträgern werden laut Handbuch der Musikwirtschaft zirka 87 Prozent ausschließlich im Bereich der populären Musik verkauft. Laut einer Emnid-Untersuchung die der Spiegel 1995 in Auftrag gab, hören mehr als 80 Prozent der 14- bis 29-Jährigen in Deutschland Popmusik. Müsste diesem Umstand nicht auch in der Unterstützung des Nachwuchses Rechnung getragen werden?
Mir begegnet immer wieder die typische aber falsche Vorstellung, dass gute Musiker im Bereich Popmusik von der Straße kommen und sich auch dort autodidaktisch entwickeln sollen. Ich wage die These, dass die meisten Musiker in der Popmusik aus gutbürgerlichen Elternhäusern stammen und meist in irgendeinem Studiengang „geparkt“ sind, der sozialen und finanziellen Absicherung wegen, und um sich zumindest eine Zeit lang ausschließlich um die Musik kümmern zu können. Wenn es dann mit der Musik klappt, bleibt man dabei, wenn nicht, macht man sein Studium zu Ende. Systematische Ausbildung für den Bereich Popmusik findet in Deutschland auf akademischem Niveau nicht statt. Warum bietet man diesen jungen Menschen nicht die Möglichkeit, sich in dem für sie affinen Bereich auszubilden? Über die Ausnahmen im Ausbildungsbereich (Hamburg und Dinkelsbühl) wird später noch zu sprechen sein.
Fettes Coaching
Hier kommt dem bundesweiten John Lennon Talent Award als Bandwett-
bewerb eine Ausnahmestellung zu. Es wurden seit 1991 Coaching und Fördermaßnahmen entwickelt, die in ihrer Art inzwischen von vielen ähnlich gelagerten Einrichtungen adaptiert wurden.
Neben dem John Lennon Talent Award haben sich regionale Wettbewerbsanbieter wie New Sensation (Niedersachsen), BaWü rockt (Baden-Wüttemberg), Triebwerk (NRW) und mehrere andere zum Teil von Rundfunkanstalten ausgerufenen Wettbewerbe einen Namen gemacht als Auftrittsplattformen für Bands und Solokünstler. Der John Lennon Talent Award glänzt durch ein ausgeklügeltes Coachingprogramm, das sich an den Wettbewerb anschließt.
Einrichtungen wie die Rockstiftung Baden-Württemberg, B.A.Rock oder die ABMI (Arbeitsgemeinschaft bayerischer Rockmusikerinitiativen) und die VW-Sound-Foundation bieten Fort- und Weiterbildungsangebote an.
Es hat sich in den letzten zehn Jahren im positiven Sinne ein Wettbewerb der Wettbewerber eingestellt. Leider sind die meisten dieser Einrichtungen mit Ausnahme des John Lennon Talent Awards von einer gewissen Kurzatmigkeit geplagt. Projektmittel können von den Trägern oft nicht mittel- oder langfristig garantiert werden, so dass die Einrichtungen gezwungen sind, relativ kurzfristig zu disponieren. Was alles möglich wäre kann man daran ermessen, mit welcher Akribie im John Lennon Talent- Award, aber auch in der Rockstiftung Baden-Württemberg an Konzepten gefeilt wird, die dem musikalischen Nachwuchs auf sehr spezifische Weise „auf die Sprünge“ helfen.
Aber was ist mit nachhaltigen Konzepten und Finanzierungen? Droht der VW-Sound Foundation das Aus, wenn Herr Pitschesrieder als neuer Vorstand bei VW prestigeträchtig in die Formel 1 einsteigt? Gehen bei der ABMI im Frühjahr die Lichter aus, wenn nicht zusätzliche Mittel bewilligt werden für Rock.Büro Süd und das Frauenmusikprojekt Ohura. Was ist eigentlich mit zeitgemäßer Ausbildung von Musiklehrern für allgemein bildende Schulen und für die Musikschulen? Wo und wie werden junge Pop-Musiker/Pop-Musiklehrer ausgebildet? Und wer bildet die Ausbilder aus?
Ausbildungssituation
Derzeit gibt es nur zwei Institutionen im Bundesgebiet, die sich der Aus- und Fortbildung von Popmusikern ganz und ausschließlich widmen: der Ausbildungsgang Rock/Pop/Jazz an der Berufsfachschule für Musik in Dinkelsbühl und das Fortbildungsseminar Kontaktstudiengang Popularmusik (kurz: Popkurs) an der Hochschule für Musik in Hamburg. Leiter in beiden Einrichtungen ist der Verfasser dieses Artikels. Die Einrichtung in Hamburg besteht seit 1982 und ist somit als Vorreiter und Wegbereiter der popmusikalischen Ausbildung in Deutschland anzusehen. In einem Kompaktseminar von zwei mal drei Wochen werden bereits im Beruf des Popmusikers Arbeitenden von Praktikern zusätzliches Know-how (Business, Performance etc.) für die Praxis vermittelt. Es wird am Ende der beiden Arbeitsphasen ein Zertifikat vergeben.
Berufsfachschule für Musik, Dinkelsbühl: Die Ausbildung an der Berufsfachschule geht hier einen Schritt weiter in Richtung Berufsausbildung mit Abschluss: in einem zwei- beziehungsweise dreijährigen Ausbildungsgang kann ein staatlicher Abschluss erworben werden. Ausgebildet werden in Dinkelsbühl derzeit zirka 20 Teilnehmer. In Hamburg bilden sich jährlich zirka 50 Musiker fort.
Leider übersteigen die Bewerberzahlen das Angebot in beiden Einrichtungen bei weitem. So waren in der Berufsfachschule bei ständig steigenden Bewerberzahlen im letzten Jahr 6 Plätze auf zirka 100 Bewerber zu vergeben.
Die Nachfrage nach Studienangeboten mit Abschluss im Bereich Popmusik ist hoch. Viele Studenten, die ein Jazzstudium derzeit als einzige Möglichkeit ansehen, sich auszubilden, würden sofort in ein Studium der Popmusik wechseln, wenn ein solches Angebot bestehen würde.
Hochschulen für Musik mit Jazzabteilungen
Neben den beiden oben angesprochenen Institutionen gibt es in Deutschland an fast allen Hochschulen und an verschiedenen Konservatorien die Möglichkeit, sich im Bereich Jazz auszubilden. Mehrheitlich wird auch an den Hochschulinstituten, die den Begriff „populäre Musik“ im Namen führen, auf Jazz abgehoben, was von Experten in entsprechenden Hearings bestätigt wurde. Leider können diese Ausbildungsgänge auf die spezifischen Belange der jungen Pop- und Rockmusiker nur unzureichend eingehen. Sie sind daher als Ausbildungsangebot für den Nachwuchs im Bereich Pop nicht geeignet.
Europa und USA
Viele begabte Nachwuchsmusiker weichen in ihrer Ausbildung an ausländische Institute aus, deren Ausbildungsangebote meist mit hohen Studiengebühren verbunden sind. Für ein Studium in den USA muss mit mindestens zirka 12.000 Dollar jährlich gerechnet werden. Kosten die mancher deutsche Musiker auf sich nimmt. Ausbildungsinhalte richten sich hier natürlich stark an den amerikanischen Berufspraxisverhältnissen aus, die sich von den hiesigen jedoch stark unterscheiden.
Ergebnis: die erlernten Fähigkeiten können nur bedingt auf die hiesige Situation übertragen werden. Außerdem führt der Auslandsaufenthalt in der Regel zur Einbuße der hier bereits geknüpften Kontakte, so dass der Musiker nach Rückkunft sein Geschäft wieder neu aufbauen muss. Von deutschen Musikern werden daher auch verstärkt Angebote in Europa wahrgenommen.
Einige ausgewählte Studienmöglichkeiten sind (nicht repräsentativ):
- die Konservatorien in den Niederlanden: Rockakademie Tilburg, vor zwei Jahren neu eingerichtete Schule für Popmusik, darüber hinaus folgende Konservatorien: Rotterdam, Arnheim, Amsterdam, Groningen, Maastricht, Enschede,
- Liverpool Institute of Performing Arts (LIPA), von Paul McCartney ins Leben gerufenes Institut unter anderem mit EU-Mitteln finanziert,
- Swiss Jazz School,
- Jazzstudiengänge an diversen Musikhochschulen in Österreich (Graz, Wien, Linz etc.),
- Berklee-School of Music in Boston, vornehmlich jazzorientiert,
- North State Texas University,
- MI, Los Angeles,
- Los Angeles Music Academy (LAMA).
Anforderungsprofile
In der Popmusik des gerade begonnenen Jahrhunderts werden vor allem die Universal-Talente über viele Jahre erfolgreich in ihrem Beruf arbeiten können. Musik als Freizeitgut wird uns auch in der Zukunft begleiten. Jedoch haben sich die Bedingungen verändert: Durch neue Vertriebsmöglichkeiten im Internet, durch den Fortschritt in der digitalen Studiotechnik sind Herstellung und Vertrieb von Musik wesentlich einfacher zu gestalten als im abgelaufenen Jahrhundert.
Der Popmusiker der Zukunft wird daher neben seiner Fähigkeit, ein Instrument ausgezeichnet zu spielen oder zu singen, auch als Ideenträger, Komponist, Texter, Songwriter, Arrangeur, Performer, Produzent, Lehrer und eigener Vermarkter tätig sein.
- Er komponiert, produziert und arrangiert.
- Er arbeitet als Band-, Studio- und Livemusiker.
- Er ist Ensembleleiter, musikalischer Direktor.
- Er schreibt Werbe- und Filmmusiken und produziert sie.
- Er kennt und nutzt die technischen Möglichkeiten via Computer, Multimedia und Internet für seine Arbeit.
- Er arbeitet als Verwerter von Musik in verschiedenen Tätigkeitsfeldern der Musikbranche.
- Er gibt seine erworbenen Fähigkeiten durch Unterricht weiter.
Die Tätigkeitsfelder des Popmusikers sind einem raschen Wandel unterworfen. In einem „kreativen Gemischtwarenhandel“ werden neben- oder nacheinander folgende Funktionen ausgeübt:
- Musiker (Sänger, Instrumentalist, DJ, Komponist, Texter)
- Musikproduzent (Bands, Dancemusic, HipHop, Filmmusik, Werbung etc.),
- Musikverwerter (A&R u. Produkt-Manager, Verleger, Labelmanager),
- Musiklehrer (Instrumentalpädagoge, Bandcoach, Ensembleleiter).
Die derzeit angebotenen Studiengänge im Bereich Jazz berücksichtigen die Vernetzung bestimmter Fähigkeiten nicht in dem Maße, wie dies heute unbedingt erforderlich wäre, um als Musiker/Composer/Produzent zu bestehen. Die in der Popmusik arbeitenden Musiker und Komponisten haben ihr Wissen meist durch „Learning by Doing“ entwickelt. Besonders die ineinander greifenden, synergetischen Kenntnisse und Zusammenhänge von eigenem kreativen Tun, von Technologie, Marktsituation und Kommunikation werden von den bestehenden Ausbildungsinstituten nicht gefördert, da diese sich in erster Linie auf die Ausbildung von Solisten konzentrieren.
Neben der spezifischen musikalischen instrumentalen und vokalen Ausbildung fehlt den bestehenden Studiengängen auch ein spezifisches Ensembletraining und die Vermittlung der ökonomischen Grundlagen des Musikbusiness und der Grundlagen der Multimedia-Techniken, ohne die ein Pop-Musiker als Freiberufler heute nicht mehr bestehen kann. Außerdem ist eine stärkere Betonung des pädagogische Aspektes unerlässlich in einer Zeit, in der Multiplikatoren in Form von Musiklehrern und Freizeitgestaltern benötigt werden. An Musikschulen und allgemein bildenden Schulen fehlen Lehrer, die in der Lage sind, Popmusik authentisch zu unterrichten, die Schüler zu begeistern und in einer positiv-kritischen Auseinandersetzung mit Popmusik die qualitative Unterscheidungsfähigkeit und eine entsprechende medienkritische Einstellung zu schulen.
2001 – Odyssee im Popraum
Nachdem es den Kontaktstudiengang Popularmusik (kurz Popkurs) an der Hochschule für Musik in Hamburg bereits seit 19 Jahren gibt, und ein grundständiger Ausbildungsgang an der Beurfschule für Musik, Dinkelsbühl seit 1994 angeboten wird, kann man heute mit Fug und Recht behaupten, dass Popmusik lehrbar ist. Die Besonderheiten des Bereiches zwingen jedoch zu einigen Spezifika in den Ausbildungsgängen, die im Übrigen heutzutage auch in anderen Bereichen als richtiger Ansatz für zeitgemäßes Lernen akzeptiert werden.
Ein Ausbildungsgang Popmusik ist:
- projektorientiert,
- prozessorientiert,
- teamorientiert,
- multimedial.
- Er wirkt als Networkingplattform durch entsprechende Kommunikationstrukturen nach innen und außen,
- er bietet Arbeitsplattformen und Organisationsstrukturen, die die Projektarbeit ermöglichen oder/und vereinfachen.
Entscheidend ist das „Wie“ der Vermittlung von Wissen. Die ganzheitliche Ausbildung (Musik, Bild, Business) findet auf gleicher Augenhöhe zwischen den Coaches und den Studenten statt. (Wir sehen an den Instituten in Hamburg und in Dinkelsbühl den Musiker, in dem die Eigenschaften bereits angelegt sind, die ihm/ihr zum Erfolg verhelfen werden. Dies wurde bereits in einer Aufnahmeprüfung nachgewiesen.)
In den Jahren 1993 und 1995 fand in der Akademie Remscheid erstmals ein musikpädagogischer Kongress „Populäre Musik und Pädagogik“ statt, zu dem sich Leiter und Anleiter im besagten Bereich trafen, um sich auszutauschen in Methoden, Vor- und Herangehensweisen. Jürgen Terhag als Initiator hatte damals viel Zeit und Energie in dieses Projekt gesteckt. Absichtserklärungen gab es schon damals viele. Politisch gewollt ist manches.
Man hat an den meisten Schaltstellen in unserer Republik inzwischen erkannt, das Popmusik ein künstlerisches, gesellschafts- und wirtschaftspolitisches Thema ist. Die auch in diesem Artikel genannten Argumente sind nicht von der Hand zu weisen: Musiker für den Popbereich werden die Möglichkeit haben, sich fundiert auf akademischem Niveau aus- und fortzubilden. Musiklehrer für die allgemein bildende Schulen und für die Musikschulen können in ihrer Ausbildung den Schwerpunkt Popmusik im gesamten Bundesgebiet, so hoffe ich, verpflichtend wählen.
Daher: Die grundständige, akademische Ausbildung für den Popbereich muss kommen. Leider gibt es bis zum heutigen Tage in Deutschland keinen Ausbildungsplatz auf dem Niveau einer Hochschule, an dem ein akademischer staatlicher Abschluss für Popmusik erworben werden kann.
Die Ausbildungsziele und Inhalte sind an den Profilen der Musiker, Songwriter, Producer und Verwerter zu orientieren, die im „Business“ arbeiten. Eine medienkritische Haltung bei Schülern und Studenten ist nur bei profunder Kenntnis der Produktions- und Vermarktungsprozesse von Popmusik zu erzeugen. Nur der Wandel ist beständig.