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„Alles passierte einfach“: die Popband a-ha vor ihrer Auflösung in den Jahren nach der Jahrtausendwende ...
„Alles passierte einfach“: die Popband a-ha vor ihrer Auflösung in den Jahren nach der Jahrtausendwende ...
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Abschied in homöopathischen Dosen

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Die norwegische Popband a-ha hört auf – ein Nachruf
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Seelsorgetelefone mussten nicht eingerichtet werden, als die norwegische Popband a-ha im Oktober 2009 ihre Auflösung bekannt gab. Trauern ist trotzdem erlaubt. Helmut Kohl wurde übrigens gerade Kanzler, als Pål Waaktaar-Savoy (Gitarrist, Songwriter), Magne Furuholmen (Keyboarder, Songwriter) und Sänger Morten Harket die Band im Jahr 1982 gründeten. Der Rest ist Popgeschichte. Die Single „Take on me“ avancierte 1985 zum Evergreen und a-ha gingen ihren starrköpfigen Weg für 25 Jahre.

Eine unverschämt lange Zeit, verglichen mit heutigen Haltbarkeitsdaten. Gespickt mit Auszeichnungen und dem James Bond Titelsong zu „The Living Daylights“ („Der Hauch des Todes“). Was a-ha in die Nähe solcher Künstler wie Paul McCartney oder Tina Turner rückt. Demgemäß aufgeräumt sitzt Pål Waaktaar-Savoy in der Münchener Hotel-Suite, grinst durch eine getönte Sonnenbrille und empfängt zum Gespräch. Über die Abschiedstour, die Beziehung untereinander und die drohende Zukunft.

„Ich schätze, ab dem 5. Dezember beginnt ein neues Leben“, sinniert Pål Waaktaar-Savoy, angesprochen auf die Abschiedstour und das letzte Konzert am 4. Dezember in Oslo. „Obwohl wir längere Pausen hatten, ist es diesmal anders. Oslo wird sicher ein bizarrer Moment, wenn wir uns endgültig von den Fans verabschieden.“ Dennoch bleibt er ruhig. Hat keine Angst vor der Zukunft. „Ich werde in kein Loch fallen“. Glaubt er. „Es gibt einige Sachen, die ich bereits plane, so dass derartige Gedanken nicht auftauchen. Ich möchte weiter Songs schreiben und lasse mich von der Musik inspirieren, den richtigen Weg zu finden.“

Wie 25 Jahre zuvor: erfolgreich und zielstrebig. Warum soll überhaupt Schluss sein? Ist die Band müde? „Es hat schon mit dem Leben in einer Band zu tun“, erklärt Pål Waaktaar-Savoy. „Jeder zieht ständig in eine andere Richtung. Dabei gilt es, die Chemie zu erhalten, aber auch zu kontrollieren. 25 Jahre haben wir das ordentlich gemacht, aber nun ist das Ende der Straße erreicht“. Fraglich, ob er das musikalische oder persönliche Ende meint. Schließlich sind Pål Waaktaar-Savoy, Magne Furuholmen und Morten Harket doch Freunde. „Im Prinzip war es wie eine Ehe. Magne und ich wuchsen gemeinsam auf und trafen Morten. Während andere mit ihren Familien aufwuchsen, gingen wir nach England, um dort zu leben. Über die Zukunft unserer Beziehung kann man wenig sagen. Jeder hat eigene Ideen. Dinge ändern sich und unser Verhältnis ist nicht mehr das gleiche.“.

Man muss kein Hellseher sein, um seinen Worten Bandmüdigkeit zu entnehmen. Doch auch Erleichterung, bald eine Last los zu sein, die Pål Waaktaar-Savoy als Songwriter der Band mit sich trug. Was er pragmatisch sieht, schließlich „wollten wir den Druck spüren, um das zu machen, was uns gefällt: Musik“. Und die sogar skandalfrei. Keine Drogen, kein Alkohol. Was Pål Waaktaar-Savoy rückblickend listig kritisiert. „Vielleicht hätten wir beherzter zugreifen sollen. Wir waren jetzt nicht komatös langweilig, aber der norwegische Weg ist ein anderer“, schmunzelt er und hält den Abschied von a-ha für redlich. „Wir haben die Entscheidung getroffen. Es ist ein Ende, über das wir bestimmen.“ Bevor der Konsument das in die Hand nimmt. Was bleibt, sind die stillen Momente des Pop. Das exzellente Album „Analogue“, der Klassiker „Take on me“ und ein philosophischer Trennungsgrund, den nur Pål Waaktaar-Savoy versteht. „Unsere Logik war nie durch eine Logik begründet“, beendet er das Gespräch und erhebt sich aus seiner Sitzbank. „Alles passierte einfach“, ergänzt er achselzuckend und setzt sich wieder. Und erst jetzt fällt auf, dass die Pflasterstein-dicken Teppiche der Suite eine angenehme Stille inmitten der hektischen Innenstadt förmlich an sich ziehen. Irgendwie symbolisch.

Ein ausführliches Interview mit Pål Waaktaar-Savoy ist nachzulesen unter www.nmz.de

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