Beruhigt Euch

Cluster 2019/12 - Gordon Kampe


(nmz) -
Um mit den Worten eines berühmten Bochumer Philosophen zu beginnen: „Früher war nichts besser. Aber es gab Sachen, die waren früher gut!“ Zum Beispiel: das Streiten. Himmel, was wir uns gestritten haben. Nach Klassen­abenden und Konzerten, in der Kneipe oder noch beim Vibraphon-Verstauen im Keller: „Das kannste so nicht machen! Das hat doch schon … ne, das ist ein Allgemeinplatz. Uiuiui.“ Glasklar aber war: wir sitzen im gleichen Boot. Wir wurden nicht persönlich, sondern feierten einfach weiter. Manchmal vermisse ich das, auch wenn zäher Widerspruch der Eitelkeit ja nicht immer guttut.
Ein Artikel von Gordon Kampe

Dass etwas aber „keine Kunst“ sei und daher „weg“ könne – wie neulich gelesen – so etwas hätte sich als Billigpolemik aus dem Museumsshop sehr schnell disqualifiziert. Leidenschaftlich diskutieren und die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass das Gegenüber nicht per se einen an der Waffel hat – meine Antennen ahnen: derlei wird immer weniger. Kreischende „Overwhelmedness“ auf der einen oder pöbelndes „herum-meinen“ auf der anderen Seite hat auch in unserer putzigen Miniaturwelt Hochkonjunktur.

Beim Teutates: nehmen wir uns pro Woche mal zehn Minuten lang nicht so wichtig, dann werden wir’s womöglich. Und meine Güte … : beruhigt euch doch mal! Wagt gelegentlich ästhetischen Beifang und werft denselben nicht gleich wieder von Bord, man weiß ja nie. Was, wenn man mal für sieben Sekunden keine endgültige Meinung hat? Undenkbar. – Weihnachten naht, also: streiten wir uns. Aber bitte richtig.

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