Cluster 2012/05 - 2
Informationstod
Ein Artikel von Martin Hufner
Das färbt auf die Berichterstattung insgesamt ab: Journalisten müssen schneller werden als die Ereignisse, auf die sie reagieren sollen. Man schreibt schneller als man denkt und viel schneller als man nachdenkt. Mit der Beschleunigung droht der Fehleranfall auf der einen Seite ebenso wie Nichtigkeit des Gesagten. Denn ein Hinterherdenken führt unzweifelhaft auf den Gedankenmüllberg des Vergangenen.
Nachhaltiges Verhalten verlangt man für die Gestaltung der Zukunft. Nachhaltiges Verhalten stünde aber auch der Reaktion auf Aktuelles wie auf Historisches gut zu Gesicht. Viel Zukunft liegt in der Vergangenheit. Wer nur in der Gegenwart lebt, lebt gar nicht mehr, sondern wird von ihr gelebt. Das Internet hat in vielen Bereichen des Lebens dieses Phänomen zum Status quo gemacht. Keine Frage, wenn eine Katastrophe ins Haus steht, ist die Flucht in die Vergangenheit oder die Zukunft die schlechteste der Alternativen.
Aber so etwas ist eigentlich selten. Man sollte sich nur hüten, die Maßstäbe nicht zu verlieren. Sonst wird das Internet tatsächlich zu der permanenten Katastrophe, die keine andere Ursache hat als sich selbst. Empört euch, ja, zuvor aber informiert euch bitte nicht aus einem bloß maschinell erzeugten Nachrichtenstrom. Warum, bitte schön, heißt Quellenstudium wohl Quellenstudium? Im Strom schwimmen nur die geistig Faulen.
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