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Die DVD entwickelt sich zum wichtigen Medium zu Vermittlung Neuer Musik

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Musica viva, Forum der Gegenwartsmusik

Vol. 3 Helmut Lachenmann:
Furcht und Verlangen, Wergo NZ 53;

Vol. 4 Karl Amadeus Hartmann:
3 Symphonien, Wergo NZ 54

Wolfgang Rihm. Moment-Aufnahme.
Ein Portrait, Wergo MV 0803 5

Auf hohem Niveau setzt Wergo die auf Sendungen des Bayerischen Rundfunks und Münchner Musica-Viva-Mitschnitten basierende Serie fort. Überzeugend erneut das Konzept, einer etwa 20-minütigen Werkeinführung mit Ausschnitten das komplette Werk zur Seite zu stellen. Helmut Lachenmann mit pointierter Selbstreflexion und Werner Nussbaum mit dem Blick des Interpreten auf und in die Partitur (die dankenswerterweise auch immer wieder eingeblendet wird) ergänzen sich als Kommentatoren aufs Beste. Die Aufführungen der „Musik für Leonardo“, der „Consolations“ I und II sowie von „Mouvement“ durch die Schola Heidelberg und das ensemble aisthesis führen präzise und klangsinnlich in Lachenmanns Welt ein, der man – so der Komponist – nicht nur zuhören, die man hören sollte.

Erstrangig auch die Aufführungen der Hartmann’schen Symphonien 1, 5 und 8 durch das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks. Ihre Dirigenten Lothar Zagrosek, Franck Ollu und Ingo Metzmacher sind kompetente Gesprächspartner zu diesen Werken, wobei Letztere auch einmal in musikalische Sachverhalte einsteigen und es nicht bei dem Etikett des „Bekenntnismusikers“ belassen. Wie verhasst Hartmann selbst dieses Etikett war, bezeugt einmal mehr sein Sohn Richard, der in einem weiteren, die Persönlichkeit des Komponisten in den Mittelpunkt stellenden Interview zu Wort kommt.

Die Vorzüge eines nicht durch die Länge einer Fernsehserie begrenzten Zugriffs wird auf einer weiteren Wergo-DVD großzügig genutzt. Die Materialfülle, die Dieter Rexroth über Wolfgang Rihm zusammengestellt hat, ist wahrlich Ehrfurcht gebietend: ein langes Gespräch mit dem gewohnt eloquenten Komponisten, ein von Rexroth selbst gelesenes Porträt mit eingeblendetem Fotomaterial, Einführungen in einzelne Werkkomplexe und Einzelwerke sowie Aufzeichnungen dieser Werke, wahlweise mit eingeblendeter Partitur. Vorbildlich auch die konsequente Mehrfachnutzung des Mediums mit einer per Browser einsehbaren Sektion, die ausgewählte Texte, eine Bibliografie, ein Werkverzeichnis sowie eine Diskografie mit MP3-Hörbeispielen bereitstellt. Insgesamt also ein gehaltvolles, Rihms Schaffen in vielen Facetten beleuchtendes Dokument.

Die Revolution der Klänge. Musik im 20. Jahrhundert, Vol. 5 Made in America, Vol. 6 Nach der Katastrophe, Vol. 7 Zu neuen Ufern, Arthaus 102 040, 102 042, 102 044

Wenn Simon Rattle am Ende seiner sieben-teiligen Erkundung der Musik des 20. Jahrhunderts bei seinen Landsleuten und Freunden Birtwistle, Turnage und Knussen angekommen ist, wird noch einmal deutlich, wo die Stärken dieser jeweils 50-minütigen Einführungen liegen: in Rattles persönlicher Begeisterung für eine Musik, die er unprätentiös, mit prägnanten Formulierungen und Bildern zur Sprache zu bringen versteht. Wie schon in den ersten vier Folgen reichen die bebildernden Filmsequenzen nicht durchweg an diese Prägnanz heran.

Wo dies einmal der Fall ist, bei Ives’ Decoration Day in der eher kulinarisch geratenen USA-Reise, im langen Gang der Erinnerungen zu Berios „Laborintus II“ in der letzten, bis in die Gegenwart reichenden DVD oder bei der Gegenüberstellung von Kriegsbildern und Garmischidyll zu Strauss’ „Vier letzten Liedern“, erweist sich aber, welche Vermittlungsqualität solche Musikfilme erreichen könnten. Außerdem besticht diese sechste Folge durch die Intensität der dargebotenen Musik: Schönbergs „Survivor from Warsaw“ mit dem großartigen Franz Mazura und Stockhausens „Gruppen“ (der blutjunge Daniel Harding ist als Co-Dirigent beteiligt). Letztere ist als Zugabe komplett verfügbar, allerdings (wie alle Bonustracks der Reihe) nur als Audiofile, was angesichts der besseren Nachvollziehbarkeit der räumlichen Komponente, die mit der Optik einhergeht, ein wenig schade ist.

A Trail on the Water. Abbado, Nono, Pollini (Regie: Bettina Ehrhardt), EuroArts/TDK DVWW-DOCNONO

„Musik, Leben, Kampf, Liebe“: Luigi Nonos Motto für seine Freundschaft mit Claudio Abbado und Maurizio Pollini durchzieht dieses vor allem atmosphärisch gelungene Porträt wie die nicht bloß idyllischen Venedig-Bilder. Die politische Seite dieser Freundschaft wird angedeutet, aber nicht im Sinne einer Dokumentation näher beleuchtet. Nonos Musik kommt weniger direkt zur Sprache, als dass sie die Bilder wie ein eindringlicher Kommentar begleitet. Eine intensivere Auseinandersetzung gilt aber dem von Abbado zusammengestellten „Frammento dal Prometeo“ und dem von Pollini uraufgeführten Klavierstück „…sofferte onde serene“, das in einer Live-Aufführung aus Salzburg diese sehens- und hörenswerte DVD als Bonus auch abrundet.

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