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„Es ist des Lernens kein Ende“

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Ein Meisterkurs zum Thema Künstlerisches Klavierspiel mit Prof. Roland Krüger
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Ende November 2017 fand im Rahmen des Braunschweiger Klavierpodiums in der Klavierfabrik Grotrian-Steinweg ein Klavierseminar zum Thema Künstlerisches Klavierspiel vor, in und nach dem Musikstudium statt. Professor Roland Krüger, der seit 2007 an der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover tätig ist, hat dem Seminar ein von Robert Schumann inspiriertes und sehr wahres Motto vorangestellt: „Es ist des Lernens kein Ende“. Er selbst fühle sich stets wie ein Kollege, ein Lernender und Lehrender zugleich im ständigen Austausch des Wissens.

Die Kursteilnehmer wurden nach Wünschen gefragt. Das Thema auswendiges Spiel, Lernstrategien und vor allem das Zeitmanagement standen ganz oben auf der Liste, wie auch der Wunsch, etwas mehr über den Ausnahmepianisten und Pädagogen Krystian Zimerman, dessen Schüler Krüger war, zu erfahren.

In einer sehr ruhigen, den aktiven Pianisten zugewandten Atmosphäre, hat Professor Krüger sich zuerst die Stücke von den Kandidaten vorspielen lassen, um dann in der Manier eines Meisterkurses Note für Note, Takt für Takt die Werke zu sezieren. Es gab auch viel zu besprechen, denn eine Liszt-Etüde, eine Chopin-Ballade, die Beethoven-Variationen oder Mozart-Sonaten lieferten unendlich viel Übungsmaterial.

Wir lernten, dass Töne weiche Fingerabdrücke sind, die wie „Fingerküsschen“ schon vor dem Spiel im Ohr vorbereitet werden müssen. Es wurde zwischen dem normalen, hal­ben und Fingerpedal unterschieden und an Beispielen demonstriert. Dazu gab es Tipps zu diffizilen Oktavsprüngen zwischen dem zweiten und dritten Finger, die in Manier der Liszt’schen Fingerakrobatik geübt wurden.

Prof. Krüger sprach über die Fühlnerven der Fingerkuppen, die zu trainieren es viele Tipps gibt, über die Arten des Oktavspiels (von unten abzustoßen, der Weichheit des Klanges wegen), vom Schleudern der Finger, damit das Tempo im Stück nicht ausgebremst wird, von den Entspannungsphasen der Finger zwischen den einzelnen Figuren, über die Tücken des motorischen Gedächtnisses im Bezug auf die Anwendung der Fingersätze, über die Möglichkeiten und Aufgaben des Daumenuntersatzes, zum Beispiel bei der Vorbereitung eines Sprunges.

Aus dem umfangreichen Schatz der Übungen von Prof. Kämmerling wurden drei vorgestellt: Haltung und Entspannung, Kräftigung, Klang und dabei wurde ergänzend Rubinsteins Satz „Jede Taste hat ein Herz“ zitiert. Auch die Technik des hörbaren „super“-pianissimo wurde erläutert, das durch Wegziehen, durch sanftes Streicheln der Tasten möglich ist. Der Gebrauch des linken Pedals ist gewöhnlich eher instinktiv, jedoch soll es stets sehr bewusst angewendet werden. Und die richtige Position der Hand beim Trillern muss immer die Ungleichheit der einzelnen Finger berücksichtigen, wobei die Vor- und Zurückbewegung der Hand den Triller eher ausbremst. Das Auswendigspiel hat viele oft sehr individuelle Methoden, darunter diejenige des Weglegens der Noten an einen anderen Platz, was das Visualisieren des Notentextes voraussetzt. Beruhigend klang der Satz, dass man jeden Tag anders spielt, dass jeder von uns das gleiche Stück anders auffassen würde.

Das Klavierseminar glich einem Meisterkurs, wobei die Vielzahl der möglichen Themen der Komplexität der Probleme in den Beethovenschen Variationen WoO 80 entsprach und den zeitlichen Rahmen des Seminars komplett erschöpfte. Prof. Krügers Detail­arbeit an den Stücken hat ein ganzes Spektrum an wichtigen Insidertipps geliefert, nur die Frage nach der richtigen Art des Zeitmanagements konnte nicht endgültig beantwortet werden.

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