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Expedition ohne Rucksack

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Zum Semesterbeginn an den Musikhochschulen
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Die Startseiten der Musikhochschul-Homepages werden aktuell von Nachrichten zum Semesterbeginn im Zeichen der Corona-Epidemie bestimmt. Nicht nur die Termine dafür weichen je nach Bundesland voneinander ab (zwischen 20. April und 4. Mai), auch die Ausgestaltung des Lehrbetriebs wird an den Häusern unterschiedlich gehandhabt.

Im Gespräch mit der nmz zeigt sich die Vorsitzende der Rektorenkonferenz der Musikhochschulen (RKM), Susanne Rode-Breymann, Präsidentin der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover, überrascht davon, dass ausgerechnet in Bayern, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen die Musikhochschulen bereits am 20. April ihre Pforten wieder zum Üben und teilweise auch für Einzelunterricht öffneten. Positiv überrascht, sieht sie darin doch ein Hoffnungszeichen, dass sich langsam wieder eine Perspektive für das musikalische Leben auftut.

Ausgestaltet wird diese Öffnung

in Würzburg beispielsweise so, dass zunächst Staatsexamens-Kandidat*innen wieder üben dürfen. In Freiburg wurden zum Üben große Räume vorbereitet, deren Nutzung ohne Schlüsselausgabe erfolgt und zum Zweck der Kontaktverfolgung genau protokolliert wird, für den Einzelunterricht werden die Konzertsäle genutzt. In Köln wurde ein Drei-Stufen-Plan für die schrittweise Wiederöffnung erarbeitet, Studierende können sich eines der 50 neu angeschafften E-Pianos für das häusliche Üben ausleihen.

Susanne Rode-Breymann vergleicht die aktuelle Lage mit einer Expedition, „für die man keinen Rucksack gepackt hat“ und geht davon aus, dass sich das Verhältnis von Präsenz- und Online-Lehre erst im Verlauf des Semesters klären wird. Unstrittig sei aber, dass sich viele Lehrangebote nicht umstandslos in digitale Modelle überführen lassen. Sie hält es außerdem für denkbar, dass die Vorlesungszeit bei Bedarf auf den September ausgedehnt wird, wobei sie aber in dieser „extrem offenen Situation mit einem hohen Anteil von Stress und Existenz­ängsten“ die Sommerferien für unverzichtbar hält.

Bei der Frage nach Prüfungsleis­tungen geht die RKM-Vorsitzende von großer Flexibilität aus und hofft auch, dass der Appell, das Semester nicht zur Regelstudienzeit zählen zu lassen, Erfolg haben wird. Was die Eignungsprüfungen zum Wintersemester angeht, so herrsche unter den Musikhochschulen Einigkeit, diese – bis auf eine mögliche digitale Vorauswahl – als Präsenzformat abzuhalten. Susanne Rode-Breymann hält es für wahrscheinlich, dass sich dadurch der Anteil ausländischer Studierender an den zukünftigen Erstsemestern reduzieren wird. Als Termin werde der September ins Auge gefasst, was bei einer schon angedachten Verschiebung des Wintersemester-Beginns organisatorisch möglich sei.

Die Situation der Lehrbeauftragten ist immerhin soweit geklärt, als mit der Durchführung des Sommersemesters die rechtliche Grundlage für die Erteilung von Lehraufträgen gegeben war. Birgit Schmieder, Sprecherin der Bundeskonferenz der Lehrbeauftragten an Musikhochschulen (bklm), sieht allerdings noch einige offene Fragen. So sei unter anderem unklar, welche Unterrichtsformen als adäquate Alternativen zum Präsenzunterricht anerkannt werden und wie die Vor- und Nacharbeit von Online-Unterricht vergütet wird.

Wie anderswo auch, wird an den Musikhochschulen erstmal auf Sicht gefahren.

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