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Schwerpunkt Frankreich: Richard Galliano zählt zu den vielen französischen Gästen. Foto: Alix Laveau Grosse-Geldermann
Schwerpunkt Frankreich: Richard Galliano zählt zu den vielen französischen Gästen. Foto: Alix Laveau Grosse-Geldermann
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Heißer Standortfaktor Jazz

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Seit zehn Jahren gibt es die Messe „jazzahead!“ und fünf Jahre Kulturfestival in Bremen
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Es gibt etwas zu feiern. Am 23. April 2015 öffnet die „jazzahead!“ zum zehnten Mal ihre Pforten. Frankreich ist Partnerland und die ganze Welt des Jazz für vier Tage in Bremen zu Gast. Denn aus dem Insiderreigen wurde ein Szene-Treffpunkt, der viel Infotainment und Netzwerkarbeit verspricht.

Nach oben ist noch Luft. „Vor zwei Jahren hatten wir ein Meeting mit US-Kollegen, bei dieser Gelegenheit wurde ich angesprochen, ob wir nicht auch eine amerikanische Ausgabe der ,jazzahead!‘ machen wollen“, erzählt Sybille Kornitschky, Projektleiterin der „jazzahead!“. „Seitdem hören wir immer öfter, wie weit vorne wir hier mit unserem Branchentreffen sind. Denn gerade in Amerika gibt es eigentlich nichts Vergleichbares.“ Nicht mehr, denn seit den Kinderschuhen der Fachmesse, die 2006 erstmals mit kleiner Besetzung von 91 Ausstellern nach Bremen geladen hatte, bis zum aktuellen Umfang mit anvisierten 800 Ausstellern und einem Fachbesucheraufkommen von ebenfalls erhofften 3.000 Spezialisten hat sich auch auf dem internationalen Markt viel getan. Einst wichtige Veranstaltungen wie die Tagung der amerikanischen International Association for Jazz Education haben die Pforten geschlossen, andere wie die Musikmesse „Midem“ in Cannes Schwerpunkte und Veranstaltungszeiten so verändert, dass sie nicht mehr denselben Kundenstamm bedienen. Gleichzeitig hat die „jazzahead!“ schrittweise das eigene Terrain so ausgeweitet, dass das Expertentreffen über die Messehallen hinaus zu wirken begann: „Wir feiern in diesem Jahr nicht nur zehn Jahre ,jazzahead!‘, sondern auch fünf Jahre Kulturfestival mit Clubnight und insgesamt 65 Konzerten, die außerhalb der Messehalle in der Stadt stattfinden.“

Der Effekt der Ausweitung der Spielzone ist enorm. Denn durch den Schritt der Fachveranstaltung aus den Messehallen hinaus kommen auch Menschen mit Jazz in Kontakt, die sonst wenig mit den Spielarten der Improvisation am Hut haben. Lokalpolitiker fühlen sich verantwortlich, Medien berichten, Publikum, das die Messe gar nicht kennt, wagt sich heran, weil eben in der Stadt etwas los ist. Die Experten wiederum können am echten Leben überprüfen, wie Künstler abseits der bekannten und erwarteten Zielgruppen ankommen. Insgesamt ist damit eine Dosis mehr Wirklichkeit im Spiel. Da das Kulturfestival auch zeitlich über den Rahmen der Messetage Ende April hinausreicht, in diesem Jahr beispielsweise zwei Wochen vor der „jazzahead!“ im Theater am Goetheplatz mit einer Auftaktshow mit Emily Loizeau und Erik Truffaz beginnt (9.4.) und bei einem Galadoppelkonzert in der Glocke die Akkordeonisten Vincent Peirani und Richard Galliano (24.4.) an einem Abend mit ihren Bands zusammen präsentiert, wird die Stadt Bremen so umfassend in das Programm eingebunden, dass das Kulturfestival als ein gesellschaftlicher Höhepunkt fest im Jahreskreislauf verankert ist. Selbst Dämpfer wie der Rückzug des Škoda-Konzerns aus der Jazzförderung, der in diesem Jahr auch die „jazzahead!“ trifft, lassen sich auf diese Weise verkraften. „Wir müssen nicht mehr darum bangen, dass es uns im kommenden Jahr noch gibt“, meint Kornitschky weiter. „Das ist ein sehr wesentlicher Faktor, der uns den Rücken freihält.“

Uns, das bedeutet neben Sybille Kornitschky, die als Projektleiterin Planung, Durchführung, Budget, Marketing, Werbung verantwortet, außerdem Ulrich Beckerhoff und Peter Schulze. Sie fungieren als künstlerische Leiter, sind Teil der aus Festivalleitern und Programmmachern zusammengesetzten Fachjurys, und bilden mit Kornitschky ein Leitungsgremium, das Entscheidungen wie etwa die Wahl des Partnerlandes gemeinsam trifft. Und zu organisieren gibt es reichlich: die Messe selbst, das Tagungsprogramm, das Festival mit der French Night, die Showcase-Konzerte der German Jazz Expo und des European Jazz Meetings, die Overseas Night mit Gästen von Kanada bis Mexiko, aber auch kleine, feine Schritte in Richtung der weiteren Verankerung des Jazz im Kulturleben. Denn in diesem Jahr ist es unter anderem gelungen, nach einer Saison Pause die E.A. Langner Stiftung wieder an Bord zu holen, die den Preis für Deutschen Jazzjournalismus unterstützt. Und das ist mehr als eine Geste, schließlich tut sich jede Szene schwer, über die nicht nachhaltig und kompetent berichtet wird.

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