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Hochromantisches mit der Jungen Philharmonie OWL

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Wie junge, talentierte Musiker aus ganz OWL binnen weniger Probentage zu einem homogenen Klangkörper zusammenwachsen können, ist immer wieder beeindruckend. Mit einem hochromantischen Programm erwies sich die Junge Philharmonie OWL (JPO) unter der Leitung von Siegfried Westphal beim Gastspiel in der Bielefelder Rudolf-Oetker-Halle als technisch und stilistisch brillant aufgestelltes Orchester. Und auch solistisch blieben keine Wünsche offen.

Zunächst widmete sich die 15-jährige Pauline Schulte-Beckhausen Max Bruchs Romanze op. 85 für Viola und Orchester. Sie wurde bereits mit einigen internationalen Preisen (unter anderem beim Gershwin Wettbewerb in New York und beim Internationalen Musikwettbewerb Stockholm) ausgezeichnet und ist Absolventin des Pre- College der Musikhochschule Köln.

Ihren Kopf äußerst nahe am Klangkorpus, entfaltete sie vom ersten Ton an ein warmes, fast verliebtes Timbre. Das Hauptthema, von der Viola angestimmt und durch die Instrumentengruppen gereicht, ist derart zart genommen, dass es sich in der Folge wie ein zaghafter Schleier über die Musik zu legen scheint.

Bereits auf dieser kurzen Strecke zeigten sich die Tugenden des Orchesters: gezügelte Leidenschaft im homogenen Klanggewand zu drängend stürmischer Klangrede zu steigern. Dazu gesellten sich mit Horn und Flöte zwei ausgezeichnete Orchestersolisten. Einen gänzlich anderen Ausdruck von Leidenschaft zeichneten die jungen Musiker bei Antonín Dvoráks Cellokonzert. Es weist einen ungleich düsteren Charakter auf – und sorgt für mehr spielerische Präsenz und Lebendigkeit. In der lang angelegten Einleitung versprühte das Orchester gleich jenes slawische Temperament, bis die Holzbläsersoli eine wehmütige Melodik und das Solocello seinen beinahe rezitativisch-erzählenden Part hinein brachten. Jana Telgenbüscher gab hier als Solistin ihre Visitenkarte als charismatische Klangkünstlerin ab. Die einstige Stimmführerin der JPO, mittlerweile Studentin an der Hochschule für Musik in Detmold, Preisträgerin in verschiedenen Kategorien bei „Jugend musiziert“ und Gewinnerin des Lions Musikpreises OWL 2012, hat soeben ihre erste CD produziert.

Mit vielfarbigen Klangschattierungen und –modulationen schaffte die 22-jährige die vollendete Balance zwischen Virtuosität und intensiver Ausdruckskraft. Beeindruckend gelangen die thematischen Korrespondenzen mit einzelnen Orchestergruppen beziehungsweise solistisch auftretenden Instrumentalisten. Hier herrschte eine Harmonie, ein gemeinsamer musikalischer Geist, der auf die bewundernswerte orchesterpädagogische Arbeit des Dirigenten und seines Dozententeams zurückzuführen ist.

Im zweiten Teil ewartete die jungen Musiker mit Brahms’ 1. Sinfonie in c- Moll noch ein schwerer musikalischer Brocken, den sie erstaunlich geschlossen und überzeugend bewältigten. Sie stellten sich der fein durchdachten motivisch- thematischen Arbeit des Meisterwerkes mit Bravour. Unter Westphals Führung entstand eine ergreifende Interpretation, die bei jedem Episodenwechsel den richtigen Ausdruck fand. Im finalen Satz schien sich das Orchester selbst „Hoch auf’m Berg“ zu befinden und mit dem „Freude schöner Götterfunken“- Zitat ihrer Begeisterung freien Lauf zu lassen. Da kam Brahms’ Ungarischer Tanz Nr. 5 als kraftvolle Zugabe gerade recht. So gab es am Ende stehende Ovationen. In der kommenden Arbeitsphase werden Humperdincks Ouvertüre zu „Hänsel und Gretel“, das Doppelkonzert für Violine und Violoncello von Johannes Brahms und die sechste Sinfonie von Tschaikowsky („Pathétique“) einstudiert und in vier Konzerten in OWL aufgeführt.

Mehr Informationen unter www.junge- philharmonie.de.

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