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Hochschulatmosphäre zum Klavierpodium

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Zum Thema Klavierkammermusik und Lied
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Eine besondere Fortbildung zum Thema Klavierkammermusik und Lied wurde im Rahmen des Braunschweiger Klavierpodiums vom Landesverband Niedersachsen für Musikpädagogen, Studenten und Schüler angeboten. Als Dozenten konnten Prof. Markus Becker (Kammermusik) und Prof. Jan Philip Schulze (Klavier, Liedbegleitung) von der Hochschule Hannover (HMTMH) gewonnen werden.

Zwei Musikprofessoren, zwei Schwerpunkte in der Aufteilung des Seminars, das am 22.11.2014 in der Klavierfabrik Grotrian-Steinweg stattfand. Schuberts Winterreise D 911 stand auf dem Programm. Das Lied „Der Wegweiser“ aus der 2. Abteilung wurde unter die Lupe genommen. So wurden am Beispiel des Textes „Eine Strasse muss ich gehen, die noch keiner ging zurück“ verschiedene Deutungsmöglichkeiten des Textes entwickelt, sowie Zusammenhänge zwischen Wort, Betonung, Vokalansatz, Aussprache, Atemtechnik und körperlicher Fitness hergestellt. Wer hätte etwa vermutet, dass Bauch, Beine und Po unerlässlich sind, um locker Klavier zu spielen und um erfolgreich zu singen?

Ein weiteres Lied stammte aus den 6 Canzonetten von J. Haydn „Die Seejungfer“ (The Mermaids Song). Mit viel Körpereinsatz wurde der Text „inszeniert“, so dass sich stimmlich die „Sonnenstrahlen“ aus dem Text oder das sehnsuchtsvolle „Folge mir“ überzeugender darstellen lassen. Das dritte Lied stammte von J. Brahms, das „Mädchenlied“ op.107 Nr. 5. Hier setzte Prof. Schulze den Schwerpunkt auf die Sprecherziehung, auf die Bedeutung der Subtexte und der dahinter verborgenen Bilder und die harmonischen Zusammenhänge. Der kurzfristig eingesprungene Korrepetitor Burkhard Bauche hat die untersuchten Lieder äußerst sensibel begleitet. Schließlich wurde auch das aktuelle Thema des Gesprächskonzerts behandelt, denn auch Pianisten haben eine Stimme und können ihre Überlegungen, ihre im Interpretationsprozess gewonnenen Einsichten dem Publikum mit Gewinn vermitteln.

Bei Beethovens Sonate für Klavier und Violine a-Moll op.23 Nr.4, 1.Satz übernahm Prof. Becker das Ruder. Zwei sehr unterschiedliche Instrumente spielen um die Wette: Hammer gegen Bogen. Es wird viel über die unterschiedlichen Weisen, wie man piano oder legato spielt, gesprochen, viel Arbeit am Notentext geleistet, die die jungen Instrumentalisten mit Dankbarkeit annehmen. Die Sonate für Klavier und Violine c-Moll von E. Grieg beeindruckt mit ihrer Klangpracht und orchestralen Anlage. Das Mit- und Gegeneinander, die dynamischen Facetten und die Tempi wurden textnah erörtert. Gabriel Faurés Sonate A-Dur Op.13 Nr.1 erklang ohne Violine und zog durch ihre schwärmerische, virtuose Art jeden Teilnehmer in den Bann. Technisch wurde die Sonate auf sehr hohem Niveau vorgetragen, und so blieb noch Raum für die Hinweise zur Klangkontrolle, zum Interpretationsansatz, um „Rätsel aufzugeben, um die Zuhörer auf die Stuhlkante zu bringen“.

Das übergeordnete Ziel des Seminars war es, Anregungen zu Entscheidungen bei der Arbeit am Stück zu geben. Eine großartige Erfahrung für beide Seiten, die mehr Lust auf fantasievolles Unterrichten macht.

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