„In Kürze: Carmen! Seien Sie auch dabei!“ So kündigte das Musikforum Freyung e.V. (mit dem Tonkünstlerverband Passau als Mitveranstalter) die 13. Freyunger Opernwerkstatt an und warb dabei nicht etwa um Zuschauer, sondern um Mitwirkende. Als Zielgruppe gelten ambitionierte Laien und Anfänger, routinierte Chorsänger und (angehende) Profis: Alle, die sich sängerisch weiterentwickeln oder ausprobieren wollen. Auch das Ziel ist klar definiert: Freude und Entwicklung beim Miterleben und -gestalten der Einstudierung einer gekürzten Fassung von Bizets Oper „Carmen“.
Abgesehen von kompetenten Dozenten mit hohem künstlerischen Anspruch, die engagiert musikalisch, darstellerisch und gesangstechnisch mit den Teilnehmern arbeiten, ist die sehr gut durchdachte
Planung bestimmt eines der Erfolgsgeheimnisse der Freyunger Opernwerkstatt. Der zeitliche Ablauf ermöglicht den Prozess der „Reifung“: Im Mai fand die musikalische Einstudierung statt, das dort erarbeitete Ergebnis konnte reifen, wodurch die Sänger ihren individuellen künstlerischen Ausdruck finden konnten, mit dem es zur szenischen Einstudierung im August ging, die in drei Aufführungen in Passau, Waldkirchen und Freyung mündete.
Man fragt sich, wann ist eine künstlerische Darbietung spannend, und wann lässt sie die Zuschauer unberührt? Hier jedenfalls agierten die Künstler musikalisch wie szenisch mit einer Intensität, bei der sie mit ihren Rollen verschmolzen. Genau das nimmt jeden Besucher mit, weil man sich dieser Faszination nicht entziehen kann. Es sei denn, man sucht gezielt nur nach den Schwächen – natürlich wird man da fündig. Doch es wäre schade, nur von außen distanziert zu beobachten, anstatt sich mitreißen zu lassen, mitzufühlen und sich gar zu „gruseln“ bei dieser schaurig schönen Musik. Genau das gelang den Teilnehmern der Opernwerkstatt! Deren strahlende Gesichter beim Schlussapplaus im voll besetzten Bürgerhaus gehörten: Stephanie M. Richter (Carmen), Anders Hildebrandt-Eriksen (Don José), Anja Rossau (Micaela), Nikolai Ardey (Escamillo), Katharina Streifinger (Mercedes), Andrea Klem (Frasquita), Steffen Hesse (Zuniga), Martina Dafinger, Dagmar Siebe, Karin Weber, Ute Schuler, Sigrid Helwig (Chor), Anke Eva Blumenthal (Klavier), Kazuo Kanemaki (Dirigent), Patrizia Bauer (Regie) und Barbara Hesse-Bachmaier (Leitung).
Rückblickend wäre im Nachklang zu fragen: Wurden die Ziele erreicht? Eines ist bestimmt der Fall: Alle Beteiligten sind nicht mehr „dieselben“ wie vor dieser Erfahrung – so ist das mit der Verwandlung, der Metamorphose.