Banner Full-Size

Kolumne

Untertitel
Der Tonkünstlerverband gestern und heute
Publikationsdatum
Body

In diesem Jahr jährt sich die Neugründung des Bayerischen Tonkünstlerverbands zum 75. Mal: Gelegenheit, zurück und gleichzeitig nach vorne zu schauen, verbunden mit der Frage, inwieweit ein Verband wie der unsrige überhaupt noch zeitgemäß bzw. nötig ist.

Ein kurzer Rückblick auf die „Gründerjahre“: 1844 wurde in Berlin der erste Verband von Musikern und Musikpädagogen gegründet („Berliner Tonkünstlerverein“), bald gefolgt von weiteren Städten. 1874 schlossen sich schließlich die vier Verbände in Berlin, Hamburg, Leipzig und München zum „Verband Deutscher Tonkünstlervereine“ zusammen. Ziele waren neben der generellen Pflege des Musiklebens die Förderung der Berufsinteressen von Musikern, ihr sozialer Stand (!) sowie die zeitgenössische Musik. Außerdem ging es um qualitativ hochwertigen Musikunterricht und die Unterstützung bedürftiger Tonkünstler und ihrer Angehörigen.

Das Verbandsleben entwickelte sich in der Folge kontinuierlich weiter, bis es 1933 durch die Nationalsozialisten aufgelöst und in die Reichsmusikkammer überführt wurde.

1948 wurde der Bayerische Tonkünstlerverband neu gegründet. Maximen waren zunächst vor allem der Wiederaufbau des allgemeinen Musiklebens nach dem Krieg, ein regelrechter „Hunger“ nach Musik und Kunst kam dem damals zugute. Ebenfalls Priorität hatten die Förderung qualitätvollen Musikunterrichts sowie die Pflege der zeitgenössischen Musik. Die Ziele entsprachen im Grunde also weitgehend denen der Gründungszeit des Berliner Tonkünstlervereins 1844.

Und heute, 75 Jahre später? Tatsächlich hat sich trotz Fernsehen und Internet mit weltweiter Verknüpfung kaum etwas an den Aufgabenstellungen geändert. Es sind lediglich neue Aufgaben dazu gekommen, ohne, dass die alten verschwunden wären.

Da wäre vor allem der Einsatz für Lehrbeauftragte an den Hochschulen zu nennen, ein Problem, das im Laufe der letzten Jahre immer akuter wurde. Und auch sonst sind die sozialen Themen des Musikerberufs nach wie vor, und in mancher Hinsicht mehr denn je, hochaktuell; gerade in den letzten beiden durch die Covid19-Pandemie bestimmten Jahren war dieses Thema dominierend – teilweise leider zu Lasten der anderen Bereiche, die dem Verband nach wie vor ein Anliegen sind: das Angebot von Kursen, das Konzertleben und die Pflege und Förderung der zeitgenössischen Musik sowie des Nachwuchses. Das allmähliche Nachlassen der Corona-Problematik eröffnet nun hoffentlich wieder größeren Einsatz für die genannten Themen.

Trotz aller technischer wie sonstiger Entwicklungen haben sich die wesentlichen Aufgaben der Tonkünstlerverbände über die Jahrzehnte offensichtlich nicht geändert; der Bedarf an einem engagierten Berufsverband für Musiker*innen, ganz gleich welcher speziellen Richtung, besteht nach wie vor.

Für uns in Vorstand und Geschäftsführung des Bayerischen Tonkünstlerverbands ist dies Ansporn und Verantwortung zugleich.

Ihr Ulrich Nicolai

 

Weiterlesen mit nmz+

Sie haben bereits ein Online Abo? Hier einloggen.

 

Testen Sie das Digital Abo drei Monate lang für nur € 4,50

oder upgraden Sie Ihr bestehendes Print-Abo für nur € 10,00.

Ihr Account wird sofort freigeschaltet!