Kultur verpflichtet
Cluster 2020/11 - Martin Hufner
Ein Artikel von Martin Hufner
Die meisten tun dies in der Hoffnung, dass man dabei niemanden verletzt, wenn man für seine eigene Sache streitet, sondern dass der Kampf für die eigene Sache zugleich ein Kampf für die Sache aller ist. Leider klappt das nicht immer.
Für diejenigen, die in den vielfältigen Formen der Kulturbranche arbeiten, ist das selbstverständlich, denn Kulturarbeit ist Menschenarbeit. Wer die Unversehrtheit von Menschen riskiert, arbeitet nicht für, sondern gegen unsere Verfasstheit als Kulturstaat.
Das aber heißt, dass auch die Fortexistenz der Kulturschaffenden als Kulturschaffende über den Tag hinaus gesichert werden muss. Das ist eine genauso gesamt-gesellschaftliche Aufgabe. Kultur-Egoismus, der die Gefährdung seiner Teilhaber*innen und Produzent*innen steigert, damit Kulturräume mit der berüchtigt vollen Straßenbahn mithalten können, wäre nicht nur der sachlich falsche Weg, er würde zudem die Solidarität, derer sich eine demokratisch aufgeklärte Gesellschaft rühmen darf, überstrapazieren.
Weder Liebe noch Solidarität lassen sich befehlen. Nur in einer intakten Kultur, die diesen Namen verdient, kann derlei gedeihen. Kultur stirbt nicht, wenn sie in den und durch die Menschen lebt; aber sie stirbt, wenn Menschen sterben.