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Gordon Kampe. Foto: Hufner
Gordon Kampe. Foto: Hufner
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Moment mal!

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Cluster 2018/11 - Gordon Kampe
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Als ich jung war und mich durch die Publikationen unserer putzigen Nische wühlte, keuchte ich während der Lektüre oft und zog mich schmollend und unverstanden in meine noch kleinere, aber eigene Nische zurück. Heutzutage kräusele ich lediglich die linke Augenbraue und feiere die volle Faltenpracht meiner mittelalten Stirn. Es vergeht kaum eine Woche, ohne dass jemand die Paradigmen wechselt, Begriffe abschafft, einführt, erweitert, umpflügt, auflöst.

Da kann man ja auch nervös werden, wenn etwa Kuratoren-Kunst mächtiger wird als Künstler-Kunst oder Musik-Philosophen ökonomisch argumentieren, wenn sie Samples als Solisten-Substitut für klassische Musik vorschlagen, um klamme Kassen zu entlasten – anstatt eine Revolte anzuzetteln. Et cetera ... Da kann man mir zustimmen, sich kopfschüttelnd abwenden – oder man fährt in die Provinz!

Zum Beispiel nach Winsen an der Luhe. Anlässlich des 35. Jubiläums des Ensembles l’art pour l’art lässt man dort 35 mal geschehen, was geschehen will. Der Raum ist da, die Leute sind da – und jemand ist da und füllt eine Stunde mit einem „Etwas“, das nicht einmal die Veranstalter kennen. Sie wollen nicht recht haben, denn sie haben Vertrauen darauf, dass sich ein „Etwas“ ereignen kann. Ein Klang, ein Gedanke, ein Gespräch, eine Melodie. Was wünsche ich mir, dass die Krankenkassen der ganz überhitzten Betrieblinge die Kosten für einen Besuch und die Zeitschriften die Fahrtkosten für Berichterstatter übernähmen. Selbst die tollsten Paradigmenwechsler brauchen gelegentlich solch „lichte“ Momente.

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