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Dan Tanson von „Musik erzählt“ aus Luxemburg tritt am 15. November  in Osnabrück auf. Foto: Sébastien Grebille
Dan Tanson von „Musik erzählt“ aus Luxemburg tritt am 15. November in Osnabrück auf. Foto: Sébastien Grebille
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Musikvermittler in der Friedensstadt

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Dagmar Sikorski im Gespräch über das YEAH!-Festival in Osnabrück
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Vom 13. bis 20 November findet in Osnabrück das Festival zum „YEAH! – Young Earopean Award“ statt. Im Gespräch mit Juan Martin Koch erzählt Dagmar Sikorski, Mitglied des Kuratoriums des erstmals ausgeschriebenen Wettbewerbs, wie Osnabrück zum YEAH! kam.

neue musikzeitung: Frau Sikorski, wie entstand der Kontakt zwischen dem YEAH!-Award und der Stiftung Stahlwerk Georgsmarienhütte?

Dagmar Sikorski: Solche Preise werden gerne in Berlin veranstaltet. Aber: Ein weiterer Preis dort würde untergehen. Da kommt es dann bei der Fülle der Veranstaltungen irgendwann zu einem Overkill und keiner nimmt einen neuen Preis zur Kenntnis. Da ich seit Jahren mit Ingrid Allwardt und dem Netzwerk junge Ohren aufs engste verbunden bin und von der Idee des YEAH-Awards sofort begeistert war, hatte ich die Idee, das Netzwerk mit einer Stiftung außerhalb der Hauptstadt zusammenzubringen.

nmz: Warum ausgerechnet Osnabrück?

Sikorski: Die Friedensstadt Osnabrück hat aus ihrer Geschichte heraus – denken Sie an den Westfälischen Frieden – eine Affinität zu Themen im Bereich kultureller Verständigung und ist immer auf der Suche nach Anknüpfungspunkten, um sich hier weiter zu profilieren. Da ist ein ganz anderes Engagement von Seiten der Stadt zu spüren. Der Preis und das Festival werden eine viel höhere Aufmerksamkeit bekommen, als das zum Beispiel in Berlin, Köln, Hamburg oder München der Fall gewesen wäre. Insofern war es richtig, dass die Stiftung zur Bedingung ihrer Unterstützung gemacht hat, dass die Veranstaltung dann auch in Osnabrück stattfindet.

nmz: Wie war Reaktion der Stiftung, als Sie mit diesem Thema an sie herantraten?

Sikorski: Die Themen Jugendförderung, Bildung und Ausbildung sind zentraler Bestandteil der Stiftungsziele. Mit Musikvermittlung im Speziellen hatten sie sich bisher nicht beschäftigt, aber die Offenheit war sehr groß. Nicht zuletzt bei einem der Vorstände, Hans-Jürgen Fip, der als Ehrenbürger und ehemaliger Oberbürgermeister die Jubiläumsfeiern zum Westfälischen Frieden mitgeleitet hatte. Es ist immer gut, Leute zusammenzubringen, die eigentlich das gleiche wollen, aber nichts voneinander wissen – das ist ja die Grundidee des netzwerk junge ohren. Auch in der Initiative „Kinder zum Olymp“ steckt dieser Gedanke: kennenlernen, was andere machen, um daraus Anregungen für eigene Aktivitäten im Bereich kultureller Bildung zu bekommen.

nmz: Hinzu kommt nun beim YEAH!-Award der internationale Aspekt.

Sikorski: So ist es. Warum sollen wir uns nicht auch von Ideen aus Spanien oder England inspirieren lassen? Und wenn sich nun Projekte aus 30 verschiedenen Nationen beworben haben, ist das doch beeindruckend.

nmz: Welche inhaltlichen Aspekte interessieren Sie am Festival-Programm für November besonders?

Sikorski: Gut finde ich, dass es nicht nur um so genannte Hochkultur geht – ich weiß, dass es dazu auch andere Meinungen gibt. Entscheidend ist doch, ob es gelingt, den Kindern einen Zugang zur Musik zu eröffnen. Die Einstiegshürden sollten nicht zu hoch sein. Es gilt, die Mauern zwischen den Kulturen, zwischen den Musikarten einzureißen. Deswegen ist die Breite der vorgestellten Werke so wichtig.

nmz: Auch im Sinne einer Erweiterung des Repertoires?

Sikorski: Natürlich sollen weiterhin Hänsel und Gretel und die anderen Klassiker gespielt werden, aber da ist zweifellos noch viel Platz für Erneuerungen.

nmz: Interessant wird auch die Frage sein, wie fremdsprachige Ensembles mit den Kindern kommunizieren werden.

Sikorski: Bei Kindern funktioniert das ganz anders, auf natürliche Weise. Wenn es über die Musik nicht klappt, wie sonst? Wir Erwachsene sehen das zu problematisch. Ähnlich ist es bei der zeitgenössischen Musik. Den Kindern ist es gar nicht bewusst, wenn sie Neue Musik hören.

nmz: Kann das Programm auch als Anregung in die Orchester hinein verstanden werden?  

Sikorski: Hoffentlich! Die Orches­termusiker haben selbst die Verantwortung dafür, dass junge Menschen zu ihnen ins Konzert kommen. Wenn sie neue Impulse für ihre Programme bekommen, ist das natürlich großartig, und wenn es überdies gelingt, den interkulturellen Aspekt, die Vielfalt mit einzubringen, die es in Europa gibt, ist ein wesentliches Ziel des Preises und des Festivals erreicht.

nmz: Wie haben Sie den Boom des Themas Musikvermittlung in den letzten Jahren seit Beginn der Jeunesses-Initiative in Ihrer Funktion als Präsidentin des Deutschen Musikverleger-Verbandes miterlebt? Hat sich auch in der Verlagsbranche etwas bewegt? 

Sikorski: Ich versuche, meine Kollegen dazu zu bringen, dass diese wiederum ihre Komponisten ermuntern, etwas für Kinder zu schreiben. Wenn von den Komponisten selbst keine Initiative ausgeht, werden sie das junge Publikum auch später kaum erreichen können. 

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