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Nach den Opuszahlen

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Franz Schubert: LiedOpera Vol. 1; Mitsuko Shirai (Mezzosopran), Christian Elsner (Tenor), Stephan Genz (Bariton), Peter Lika (Baß), Hartmut Höll (Klavier); Capriccio 49 110 1 Zum Schubert-Jahr hat sich das Label Capriccio etwas Besonderes einfallen lassen: Franz Schuberts Lieder in einer Neueinspielung, erstmals in seinen eigenen Werkzusammenstellungen. Die erste Erscheinung der neuen Schubert-Lied-Edition enthält 49 Lieder, die der Komponist unter den Opuszahlen 1 bis 24 veröffentlicht hat. In dieser Reihung hört man auch Lieder, die weniger inspiriert erscheinen, aber auch so manches Lied, das bislang kaum beachtet wurde, da es sich schwer in entsprechende Liederabend-Programme fügt, etwa Mayrhofers „Antigone und Oedip“ (Op. 6,2), das Sopran und Baßbariton für einen oratorischen Dialog verlangt. Schuberts eigene Zusammenstellung der gegenseitigen Zuordnung seiner Lieder macht thematisch und in ihrer Tonartfolge Sinn, in einem Fall – Opus 21 aus dem Jahre 1823 – sogar als eine politische Erklärung zu Metternich und den Karlsbader Beschlüssen, wie Elmar Budde im Beiheft nachzuweisen sucht. Dadurch erhält der Hörer ein intensiveres Verhältnis zur Zeit Schuberts, vermittelt werden Bezüge damaliger Veröffentlichungspolitik mit Sinnfälligkeiten sowie mit auf unser heutiges Verständnis eher irritierenden Momenten. Lied-Wunder Mitsuko Shirai, wie gewohnt textverständlich und ausdrucksintensiv in ihrer Interpretation, deckt den Löwenanteil dieser Einspielung ab. Die anderen Interpreten besitzen nicht die gleiche stimmliche Gewandtheit und auch nicht stets diese Genauigkeit, am ehesten noch der Baßbariton Peter Lika. Hartmut Höll erweist sich erneut als profunder Begleiter, der den oft gehörten Liedern in ihrer Begleitung bisweilen ungewohntes Gewicht und Färbung verleiht. Auf einer vierten, als Bonus beigefügten CD liest Peter Härtling die ersten Kapitel seines Schubert-Romans, ein weiterer Schachzug der Editoren, um auf die Fortsetzung der LiedOpera gespannt zu sein. Peter P. Pachl

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