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Profilschärfung und Öffnung

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Tagung der Bundesfachgruppe Musikpädagogik zur Lehrerbildung
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Vom 1. bis 3. März 2018 tagte die Bundesfachgruppe Musikpädagogik (BFG) an der Hochschule für Musik und Theater München. Es handelte sich dabei um eine kooperative Tagung, die gemeinsam mit den musikpädagogischen Verbänden AG Schulmusik und Konferenz Musikpädagogik an Wissenschaftlichen Hochschulen (KMpWH) zum Thema „Veränderungen in der Musiklehrer*innenbildung. Gesellschaftliche, politische und kulturelle Kontexte“ konzipiert und durchgeführt wurde.

Dieses Format ermöglichte einen die verschiedenen mit der Musiklehrerinnenbildung betrauten Institutionen übergreifenden Blick auf aktuelle Themen in deren erster und zweiter Phase. Musikpädagogen an Musikhochschulen, Pädagogischen Hochschulen, Universitäten, Studienseminaren und Schulen tauschten sich gemeinsam über spezifische Fragen aus und arbeiteten multiperspektivisch an der Weiterentwicklung der Musiklehrerbildung.

Die Tagung wurde mit einer Keynote zum Thema „Bildung oder Steuerung? – Ökonomisierung und ihre Alternativen“ von Prof. Dr. Jochen Krautz (Wuppertal) eröffnet. Darin warnte er vor den Folgen einer neoliberalistisch geprägten Bildungspolitik und plädierte für eine Neugewichtung von Wissen und Können jenseits einer vordergründig funktionalistischen Kompetenzorientierung in sozialer Verantwortung.

Die Vertreter der drei Organisationen, Prof. Dr. Hans-Ulrich Schäfer-Lembeck (AG Schulmusik), Prof. Dr. Thomas Krettenauer (KMpWH) und Prof. Dr. Stefan Zöllner-Dressler (BFG), betonten in ihren Beiträgen die Notwendigkeit, gesellschaftliche Veränderungen und ihre Auswirkungen auf die Musikpädagogik wahrzunehmen. Die Bewertung eines solchen Wandels in unterschiedlichen Fachkontexten erschien ebenso wichtig wie die Entwicklung von Strategien, mit denen die Musikpädagogik auf Veränderungen reagieren sollte.

Am zweiten Tagungstag fanden sich die Teilnehmenden in vier gemischten Arbeitsgruppen zu folgenden Aspekten der Musiklehrerbildung zusammen: a) zeitdiagnostische/bildungspolitische Bezüge; b) Musik als Klingende; c) Musik als Theoretisierte; d) Musikunterricht. In intensiven Arbeitsphasen wurden zu jedem Aspekt Desiderata in der Musiklehrerinnenbildung herausgearbeitet, die insbesondere vor dem Hintergrund gesellschaftlicher Veränderungen virulent erscheinen, sowie Lösungsmöglichkeiten für den Umgang mit solchen Herausforderungen diskutiert. Die Ergebnisse der Arbeitsgruppen wurden in einer Plenumsphase präsentiert. Hierbei kristallisierten sich trotz der unterschiedlichen inhaltlichen Zugriffe auf das Tagungsthema einige Gemeinsamkeiten heraus, beispielsweise die Notwendigkeit, durch einen erweiterten Begriff von Musik – und damit zusammenhängend: Musiktheorie – auf eine veränderte Schüler- sowie Studierendenklientel angemessen zu reagieren und Konsequenzen von Digitalisierung für einen zeitgemäßen Musikunterricht zu reflektieren.

Der dritte Tagungstag fokussierte zunächst die Zusammenarbeit mit Mentoren im Rahmen der Musiklehrerinnenbildung als Möglichkeit der berufsorientierenden Verzahnung beider Phasen. Zwei Impulsreferate von Prof. Dr. Isolde Malmberg (Rostock) und Prof. Dr. Christine Stöger (Köln) führten in die Thematik ein, indem jeweils die Perspektive der Mentees sowie der Mentorinnen theoretisch fundiert dargelegt wurde. Im Anschluss erhielten die Teilnehmenden die Möglichkeit, sich an sechs Stationen über bereits existierende Formate der Zusammenarbeit mit Mentoren an einigen Standorten (München, Köln, Berlin und Rostock) umfassend zu informieren und Chancen sowie Grenzen der einzelnen Modelle zu diskutieren.

Die Tagung schloss mit einer Podiumsdiskussion, an welcher neben Prof. Dr. Hans Bäßler (Vorsitzender der Föderation musikpädagogischer Verbände), Dr. Michael Pabst-Krueger (Präsident des Bundesverbands Musikunterricht sowie Präsidiumsmitglied des Deutschen Musikrats) und Dr. Jan-Peter Koch (Fachleiter für Musik in Rostock sowie Vorstandsmitglied der Gesellschaft für Musikpädagogik) mit Prof. Dr. Franz Niermann (Music Education Network (meNet)) und Prof. Michael Kaufmann (Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz) auch zwei Diskutanten teilnahmen, die als externe Beobachter die Tagungsphasen begleitet hatten und ihre Eindrücke vor- und zur Diskussion stellten. In Anknüpfung an die Ergebnisse der Arbeitsphasen des vorangegangen Tages wurden in der Podiumsdiskussion die vier Themenbereiche Digitaler Wandel, Migration, Inklusion sowie Ausdifferenzierung der Berufsfelder vertieft. Die Diskussion mündete in Hinsicht auf die zukünftige Musiklehrerbildung in ein Plädoyer für Profilschärfung bei gleichzeitiger Öffnung und Arbeit an Schnittstellen zu anderen musikpädagogischen Berufsfeldern.

Insgesamt konnte der rege Austausch dazu beitragen, nicht nur Defizite innerhalb der aktuellen Musiklehrerinnenbildung zu identifizieren, sondern auch deren Stärken auszuloten. Im Rückblick ergaben sich daraus vielfältige und fruchtbare Impulse für produktive Veränderungen in der Musiklehrerbildung, deren Weiterverfolgung und Konkretisierung sich die Bundesfachgruppe Musikpädagogik auch zukünftig annehmen wird.

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