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„Bayern spielt in der Champions-League," sagt Landesvater Stoiber. Diese beherzte Wahlkampf-Kampfansage hat sich ähnlich beherzt Jörg Riedlbauer vom Bayerischen Musikrat zu Herzen genommen und die Angel ausgeworfen, um am Ende des Jahrhunderts noch einmal kräftig in der Millenium-Suppe zu fischen. Interessiert angebissen haben vier in Bayern lebende Komponisten – Harald Genzmer, Bertold Hummel, Roland Leistner-Mayer und Moritz Eggert – und arbeiten seitdem an einer Internet-Symphonie, ganz zeitgemäß, ganz hype. „Schade," wird sich Herr Stoiber denken, denn das Projekt entpuppt sich bereits beim ersten genaueren Hinsehen als Spiel in der Regionalliga – da findet sich konzeptionell nichts, was dem Anspruch Riedlbauers vom „weltweiten Projekt" gerecht werden könnte (geschweige denn auch nur annähernd etwas mit Netzkultur zu tun hätte). Die drei anderen Komponisten komponieren von Genzmer vorgegebene Themen aus – das Zwischenergebnis wird im Internet auf der Website des Bayerischen Musikrates per MIDI ausgestellt. Das war’s aber auch schon. Man wollte aber doch mehr? Es wird kräftig für Meinungsäußerungen und Vorschläge der Internet-Gemeinde geworben – die Verwunderung, warum sich keiner meldet, wird bleiben: Denn der Hyperlink zur e-mail-Adresse wurde falsch programmiert; der versprochene Chat-Room läßt sich über die Website nicht finden. Davon abgesehen sind die meisten Komponisten mit ihrer Arbeit längst fertig, daher würden alle Vorschläge aus der Internet-Gemeinde ins virtuelle Nirvana laufen. „Schade." Es genügt nicht, die Bedeutung der Abkürzung „www" zu wissen, um sich vollmundig anzuschicken, die zeitgenössische Musikproduktion mit dem Medium der Zukunft zu verbinden. „Schade," wird sich Herr Stoiber denken, denn die Musik der vier Komponisten, die hier nicht zur Kritik steht, hätte Besseres verdient, als in solch einer Mogelpackung verheizt zu werden. Für diese bleibt nur noch zu hoffen, daß zumindest die Uraufführung durch die Hofer Symphoniker am 1. Januar 2000 nicht zum Eigentor gerät.

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