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Neue Musik-Zeitung vor 100 Jahren.
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Rückblende 2017/09 (Vor 100 und vor 50 Jahren)

Untertitel
Vereine für Volkskunst, Honorare, musische Bildung und Politik
Publikationsdatum
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Vor 100 Jahren: Der Verband deutscher Vereine für Volkskunst – Eine namhafte Brünner Künstlerin erhielt kürzlich in einer Stadt in Mähren für ihren künstlerischen Auftritt ein zeitgemäßes Honorar +++ Vor 50 Jahren: Bundesjugendminister Bruno Heck über Politik und Musische Bildung

Vor 100 Jahren

Der Verband deutscher Vereine für Volkskunst beabsichtigt, aus Anlass der Beschlagnahme und Ablieferung der Kirchenglocken die Spruchinschriften, mit denen viele der abzuliefernden Glocken geziert sind, sowie die Sagen und Bräuche, die sich in den einzelnen Ortschaften an sie knüpfen, zu sammeln, um sie später einheitlich zu verarbeiten. Der Verband wendet sich daher in einem Aufruf in erster Linie an die Geistlichen und Lehrer, durch Umfrage festzustellen, welche Bräuche bei  Taufe der Glocken, der Aufbringung und Abnahme geübt werden; ob eine besondere Läuteart bei bestimmten Gelegenheiten, in der Weihnacht, Neujahrsnacht oder vor Allerseelen üblich ist; die im Volksmund üblichen Namen einzelner Glocken, die Deutung ihrer Rufe und Gespräche; den Glauben an ihren Schutz vor Unwetter, Krankheit und bösen Mächten oder an ihre vorherdeutende Kraft und Sagen von Glocken.

Eine namhafte Brünner Künstlerin erhielt kürzlich in einer Stadt in Mähren für ihren künstlerischen Auftritt ein zeitgemäßes Honorar: 1 ½ Pfunde Butter, 1 Kilo Mohn, 60 Eier, 4 Kilo Weizenmehl, 6 Lungenwürste, 6 andere Würste, 1 Kilo Rauchfleisch, 2 Kilo Erbsen, 4 Kilo Weizenmehl, einen halben Rehschlegel, 20 Kilo Kartoffeln, 1 Kilo Linsen und ein Weißbrot…

  • Neue Musik-Zeitung 38. Jahrgang 1917, H.22,  S.376   

Vor 50 Jahren

Bundesjugendminister Bruno Heck über Politik und Musische Bildung: Mehr und mehr wird die Musikerziehung und darüber hinaus der Gesamtbereich des Musischen als wesentliches Element der Bildung  überhaupt erkannt – freilich noch nicht von allen und nicht genügend. Das ist mit ein Grund, warum wir diesen Wettbewerb „Jugend musiziert“ ausgeschrieben haben und auch ausschreiben  werden; er soll gerade möglichst viele junge Menschen zum Mittun anregen und ermutigen. Die musische Bildung braucht nach wie vor überzeugende Anwälte, die mit Ansehen und Autorität für sie werben.

Was veranlasst uns eigentlich zu einem solch beharrlichen Engagement zugunsten der musischen Bildung? Was kümmert den Politiker – und keineswegs nur den Bildungspolitiker – die Welt des Musischen? Vielleicht wird die Antwort überraschen: Es ist die politische Bedeutung, die der musischen Bildung zukommt. Musische Bildung will ja jene Anlagen und Fähigkeiten im Menschen bilden, denen die Künste ihr Dasein verdanken. Das sind: die Funktionen der Sinne; manuelle Fähigkeiten; die Phantasie; die Fähigkeiten, etwas zu ordnen und zu gestalten; der Wunsch, etwas auszudrücken; Geschmack; Kritik und Urteilsvermögen. Sind das nicht Worte, die auch den Politiker hellhörig machen? Merken wir da nicht, dass sie uns alle angehen, alle, denen es um den Menschen und seine Bestimmung zu tun ist? Zur Kunst, wie sie hier verstanden wird, gehört vielerlei, was von Wert ist, den Charakter eines Menschen zu entwickeln, sich selbst, seine Freiheit zu verwirklichen; das heißt handwerkliche und geistige Fähigkeiten gleichermaßen zu formen und dadurch den Menschen zur Reife gelangen zu lassen.

  • Musikalische Jugend 38. Jahrgang 1957, H.6, S.12

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