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Gordon Kampe. Foto: Martin Hufner
Gordon Kampe. Foto: Martin Hufner
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Späti

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Cluster 2023/02 – Gordon Kampe
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Neulich war ich mal wieder in meiner „Hood“ unterwegs und fuhr die Dorstener Straße entlang, die von Bochum nach Wanne-Eickel führt. Schräch gegenüber von meiner Schule gab es mal die „Orgelklinik Kahlenberg“. Als ich, mit sechzehnzweidrittel, zufällig (woher sollte ich es wissen?) erfahren hatte, dass man Klavier zur Aufnahmeprüfung spielen müsse, kaufte ich dort ein Digitalpiano. Erst sollten es nur fünf Oktaven werden, aber meine Omma spendierte noch ein paar weitere Tasten. Jetzt konnte ich Stunden nehmen und gelegentlich ohne Kopfhörer üben. Wenn man so spät anfängt, wird das nix mit einer Pianistenkarriere.

Wird (was ich eigentlich immer wollte) leider auch nix mit einer Dirigentenkarriere… dachte ich – und versuchte es erst gar nicht. Woher sollte ich wissen, dass es andere Wege geben könnte? Ich blieb ein schlimmer Pianist. Mittlerweile komme ich klar. Damals wäre ich fast noch durch die Gehörbildungs-Aufnahmeprüfung gerauscht. Dass es sowas gibt, erfuhr ich während des Zivildienstes. Ich konnte gar nichts. Mein erster Lehrer Hespos hat irgendwas an meinem Geschreibsel gemocht und Formalia über den Haufen geworfen. Ohne diesen Punk: Ende Gelände. Ich bin halt ein „Späti“.ׅ Warum erzähle ich das? Ich las eine Ausschreibung mit der Altersdeadline „24“ und lachte mich schlapp. Was ist das? Eine Avantgardekrabbelgruppe für wunderkindliche Stromlinienförmlinge? Was kommt danach? Berühmt mit 28 – vom Betrieb durchgenudelt mit 36. Was machen Leute, die einen kleinen Umweg genommen haben – oder nehmen mussten? Die sind dann weg, schade. So was kann man aber ändern. Nur Mut!

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