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Von den neun Musen geküsst

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Zu einer Vernissage im Institut für Pianistik Duisburg am 30. September 2012
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Wenn ihr nicht so werdet wie die Kinder, werdet ihr das Himmelreich nicht erlangen. So, oder so ähnlich war es an diesem sonnigen Sonntagmorgen im Institut für Pianistik in Duisburg. Erwachsene und Kinder – Kinder und Erwachsene. Strahlende Gesichter, stolze Eltern, alles was zu einer gelungenen Vernissage passte.

Von den neun Musen geküsste Kinder tanzten, malten und spielten im Institut für Pianistik von Angelika Ruckdeschel. Über einhundert Personen waren der Einladung zur Vernissage „Children’s Landscapes“ gefolgt.
Erstaunte Gesichter bei so viel kindlicher, hochemotionaler Kunst. Nicht sogenannte naive, oft von den Erwachsenen und Musikwissenschaftlern antizipierte Kinderfantasie erwartete das Publikum, sondern Elfen, eine blinde Komponistin und Interpretin, kleine Pianistinnen und Pianisten, ein verkleideter Frosch, natürlich auch eine waschechte Prinzessin, ein leibhaftiger Komponist, eine Live-Performance mit echter Farbe, bunte Kostüme,  kurz gesagt - ein Theater wo u.a. zur Musik auf eine Leinwand mit richtiger Farbe gemalt wurde.
Kaum blieb Zeit zum Durchatmen - das Publikum war gespannt, raste mit den Kindern durch Klangfarben und Bilderträume, gefesselt und berührt von so viel Intensität und Freude mit all der Neuen Musik.
Ja, die Neue Musik war hier die Schrittmacherin und Taktgeberin, die den musikalischen Seelenfunken entzündete. Hatte doch der in Duisburg geborene Komponist Wilfried Maria Danner entzückende, ruhig fließende Spielmusiken komponiert, zu denen die Kinder aus sechs Kindertagesstätten, des Vereins Zaubersterne e.V. , unter der Begleitung des Künstlers Tom Schwienig, wunderbare Geschichten in Szene gesetzt hatten.
Tom Schwienig hatte sich in eklatant einfacher Weise  in die Welt der Kinder hineingedacht und inszenierte eine poetische, bewegliche Theater-Performance mit Archetypen des menschlichen Spiels. Die Prinzessin und der Frosch, einer Schnecke, umrahmt von Danners selbst am Flügel gespielten Komposition.
Leicht kommt diese Neue Musik von Wilfried Danner daher, der natürlich auch Oper und große Symphonie kann. Eben nicht akademisch geschwollen, sondern leicht, stimmig, der Kinderseele Platz lassend und der Fantasie zu freiem Lauf verhelfend. Diese Neue Musik, die in unserer philharmonischen Hochkultur, leider auch heute noch, nur am Katzentisch Platz nehmen darf – zu Unrecht, wie diese Veranstaltung bewies. Jene neue Musik, die die meisten heutigen Komponisten kaum ernährt, geschweige denn zu Lebzeiten, zu kommerziellem Ruhm verhelfen könnte.
Wilfried Danner geht deshalb, oder vielleicht trotzdem, unbeirrt den Weg des Künstlers, des Komponisten, des Privatlehrers, des Lehrbeauftragten und des Gymnasiallehrers am Landesmusikgymnasium Montabaur. Dem Fluch der Unentdecktheit, wie es so viele Komponisten von Neuer Musik verbittert resümieren müssen, setzte Danner helle flächige, leicht gewebte Harmoniewolken entgegen, die von der blinden Interpretin Cassandra Spittmann, am Flügel eindrucksvoll gespielt wurden. Und er siegte mit dieser von Musen inspirierten Methode! Danner traf die Kinderseele und auch unsere ins Mark. Schien seine musikalische Erkenntnis die Einfachheit der Melodie, die um ein harmonisches Gerüst gesponnen ist, zu sein. Farbe und Rhythmik flogen dem Publikum entgegen – fabelhaft!
Cassandra, dieses musikalisch sehr begabte, blinde Mädchen, hing als letztes Stück auch noch eine inspirierende Eigenkomposition an Danners „Unknown Landscapes“ an. Das Publikum war begeistert. Aber auch von dem Vortrag der Geschwister Pauline und Marlene und dem kecken Pianisten ohne Noten, Oliver Malik, die allesamt Klavierschüler im Institut für Pianistik  sind und dort unbeirrt ihre musikalischen Runden drehen.
Wären wir nicht auch wieder so gerne wieder Kind bei so viel Spielfreude und Lust an Farbe und am musikalischen Vortrag? Großer Schlussapplaus für die kleinen, von den Musen geküssten Künstler und der fabelhaften Organisation, liebevollen Moderation und Leitung von Angelika Ruckdeschel.

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