Vor 50 Jahren – Zeitgenössisches Musiktheater in Wuppertal
Neue Musikzeitung, April/Mai 1973
Ein Artikel von Hanspeter Krellmann
In Wuppertal erscheinen derartige alte Novitäten langfristig im Spielplan. Sie gehen durch alle Abonnements, erreichen mindestens 14 und höchstens 18 Aufführungen […] und bewirken eine Platzauslastung bis zu neunzig Prozent. Zum zweitenmal gab es nun in der Ära Wüstenhofer/Horres in Wuppertal eine Woche zeitgenössischen Musiktheaters. Sie wurde frei verkauft, und hier erschien beispielsweise noch einmal Lars Johan Werles Oper „Thérèse – ein Traum“, der die Wuppertaler Inszenierung, nach Aufführungen in Stockholm und Aarhus, rein theoretisch den Durchbruch gebracht haben könnte. Ähnlich verhält es sich mit Bibalos „Das Lächeln am Fuße der Leiter“, 1965 als Auftragswerk an einen weltweit unbekannten Komponisten in Hamburg kreiert und nach wenigen Vorstellungen wieder vergessen. Die Schwierigkeiten dieser Oper, die im Spannungsfeld zu Henry Millers Novelle, nach der Bibalo das Libretto selbst schrieb, begründet liegen, traten in Hamburg damals klar zu Tage und konnten auch in Wuppertal noch nicht restlos ausgeräumt werden. […] Und dennoch ein Riesenerfolg. Wuppertal könnte Bibalos Oper dem Repertoire erschlossen haben.
Hanspeter Krellmann, Neue Musikzeitung, XXII. Jg., Nr. 2, April/Mai 1973