Sportfreunde Stiller? Ja, hab ich schon mal gehört. Irgendwas mit Real Madrid. Genauer gesagt, „so wie einst Real Madrid“. So hieß das Album vor knapp zwei Jahren. Ein Album, das immerhin von 40.000 Menschen legal erworben wurde und zeitlose Klassiker wie die Dalli-Dalli Hommage „Spitze“ oder „Fast wie von selbst“ einem erlesenen Publikum zugänglich machte. Vergleichbar sind die Sportfreunde Stiller nicht. Zeitlich muss man sie allerdings mit Bands wie Tocotronic einordnen.
Sportfreunde Stiller? Ja, hab ich schon mal gehört. Irgendwas mit Real Madrid. Genauer gesagt, „so wie einst Real Madrid“. So hieß das Album vor knapp zwei Jahren. Ein Album, das immerhin von 40.000 Menschen legal erworben wurde und zeitlose Klassiker wie die Dalli-Dalli Hommage „Spitze“ oder „Fast wie von selbst“ einem erlesenen Publikum zugänglich machte. Vergleichbar sind die Sportfreunde Stiller nicht. Zeitlich muss man sie allerdings mit Bands wie Tocotronic einordnen.Musikalisch eigen ist es schon, was sie machen und wirft daher Diskussionen auf. Die manchmal schon beängstigende Einfachheit der Songs dürfte manchem Bauchschmerzen bereiten. Lässt man sich aber ein wenig von der Musik tragen, dann kommt einiges rüber: dass die Einfachheit nämlich immer noch der direkteste Weg ist. Textlich wie musikalisch. Dass die simplen Dinge des Lebens ständig verkompliziert werden. Werden müssen. „Ein Kompliment“ zum Beispiel. Ein Lied des neuen Albums „Die gute Seite“, das Anfang April erschienen ist. Die Sportfreunde Stiller gehen bei diesem Song sehr rudimentär in Wort und Musik um. Schaffen es aber, das Kompliment ankommen zu lassen. Eine Trivialität, die dem Hörer entgegenkommt.„Logisch“, sagt Florian Weber, „abgesehen davon, dass wir aus technischen Gründen keine komplizierte Musik machen können. Unsere Lieder sollen eingängig sein, in den Bauch gehen, das Herz berühren. Man muss sie spüren. Wir wollen keine Kopfmusik für Analytiker machen, die in irgendwelchen Musikläden sitzen. Genauso ist es bei einem Kompliment. Was soll ich groß verschlüsseln, wenn es eben so ist, wie es ist.“
Betrachtet man das Arbeitspensum der Sportfreunde, die Tourneen, die neuen Aufnahmen, entsteht der Eindruck, so viel Zeit, den Erfolg zu genießen, ist ihnen nicht geblieben. Obwohl es nicht unwichtig wäre, einmal Bilanz zu ziehen oder kurz innezuhalten. Doch scheinbar muss es weiter gehen. Mehrere Versuche der Sportfreunde Stiller, den Erfolg mit allen Beteiligten bei einem Essen zu feiern, scheiterten. „Wir hatten nicht mal genügend Zeit, das alte Album auf uns wirken zu lassen, weil wir uns schon wieder mit den Songs für das neue Album beschäftigen mussten“, sagt Florian.
Peter versucht das Gefühl praxisorientiert zu erklären. „Wenn man längere Zeit das machen kann, was eine Menge Spaß bringt, merkt man oft nicht mehr, wie viel Anstrengung dahinter steckt. Einmal sind wir für eine halbe Stunde Konzert nach Potsdam gefahren, nur weil wir glaubten, da könnte jemand von der Plattenfirma sein. War er auch, hat aber nur kurz reingesehen und ist wieder verschwunden. Das sind Momente, in denen sich die Frage stellt, warum mache ich das überhaupt?“ Wahrscheinlich, weil man Musiker ist, auf Tour gehen will und Platten aufnehmen möchte.
Liebe ist ein zentrales Thema der Texte. Und Liebe ist für Peter unabhängig von weltpolitischen Ereignissen. Sie ist für ihn selbst in kleinsten zwischenmenschlichen Beziehungen ein Thema. „Und das muss auch so sein, bis sich die Erde verabschiedet. Es kann gar keinen Grund geben, der so schlimm ist, dass dieses Thema nicht mehr aufkommen könnte.“ Bedenkliche Zeiten, wie die letzten Monate, sind für Rüdiger ein Anlass, wieder mal Initiative zu ergreifen: „Nimmt man zum Beispiel die NATO-Sicherheitskonferenz und das Demoverbot, dann sind das durchaus Momente, aus denen man produktive Kraft schöpfen kann, sich zusammenrauft und versucht etwas zu ändern.“ Also positiv politisch aktiv werden. Als Band steht den Sportfreunden das Medium Bühne zur Verfügung. Eine Möglichkeit, politische Standpunkte oder gesellschaftliche Missstände darzustellen. Das wären aber nicht die Sportfreunde Stiller. Eher die Gemeinsamkeit ist es, der sie politische Kraft zuerkennen. Konzerte wie „Laut gegen rechts“ mit anderen Bands sind ihr Sprachrohr.
Wenig Einfluss hat das Thema Weiterentwicklung. Die Sportfreunde sind keine Freunde der Weiterentwicklung. Erfrischenderweise. Seinem Stil treu bleiben, Alben zeitlich einordnen. „Wenn man schon an eine Platte rangeht und sagt, wir müssen uns weiterentwickeln, dann ist schon was falsch. Entweder es kommt und du hast Bock, deinen Sound oder deine Lieder zu verändern, oder es entsteht eben so, wie es bei uns entstanden ist, weil das eben rausgekommen ist.“
Gibt es Kernkompetenzen auf der neuen Platte? „Harte Gitarren und cleane Gitarren, verwirrende wie bodenständige Bassläufe, Schlagzeug und Schlagzeugbreaks. Dazu Freundschaft, Lebensgefühlvermittlung, aber doch auch und trotzdem inhaltliche Weiterentwicklung mit kritischen Tönen zu Medien und Meinungen.“ Eine Unisono-Antwort der auf der guten Seite Stehenden. Wer steht per Definition der Sportfreunde Stiller auf der guten Seite? Peter glaubt, „zunächst mal die, die unsere Musik hören und dann alle.“ Stimmt, denn jeder ist der Ansicht, auf der guten Seite zu stehen. Steht für sie als Basis-Bayern Stoiber auf der guten Seite? Wird er Kanzler? Drei Stimmen, die Stoiber fehlen.
Inhalte sollte man sich von den Sportfreunden Stiller vermitteln lassen. Mit ihnen auf der guten Seite stehen und für die Sache an sich kämpfen. Die gute Sache natürlich.