Banner Full-Size

Wie geht es weiter nach Corona?

Untertitel
Online-Stammtisch mit Rainer Bode
Publikationsdatum
Body

Am 8. Februar 2022 fand erneut ein Online-Stammtisch „Zusammen-Finden“ des DTKV-NRW statt. Dieses Mal konnte Rainer Bode gewonnen werden, als kompetenter Ansprechpartner Auskünfte zum derzeitigen und möglichen zukünftigen Geschehen bezüglich der Corona-Hilfsprogramme zu geben.

Rainer Bode ist unter anderem Gründungsmitglied des Kulturrates NRW und hat in vielen Sprechstunden des Kulturrates während der Pandemie als Corona-Kulturberater solo-selbstständige Künstlerinnen und Künstler kompetent beraten. Seit seinem Ende 2019 angetretenen Ruhestand gilt er nun dort als Ehrenmitglied. Ebenfalls bringt er die Wünsche, Hoffnungen und Forderungen der Kulturszene als Parteimitglied der Grünen direkt in die Politik mit ein.

Auf die Frage nach dem „Weiter in der Kulturszene nach Corona“ antwortete er mit zwei weiteren, in seinen Augen hierzu wesentlichen Fragen. Zum einen sei für den Erhalt und Wiederaufbau der Kulturlandschaft nötig, dass unter einigermaßen „normalen“ Verhältnissen Konzerte angeboten werden können. Wann wird das sein? Dies sei ungewiss. Wesentlich sei schon jetzt und dann, wie man das abhanden gekommene Publikum zurückgewinnen könne. Es wurde berichtet, dass inzwischen viele tausend Abonnent*innen ihre Abos gekündigt haben. Die Antwort könne nur sein, in großem Maße vertrauensbildende Maßnahmen zu ergreifen. Cornelia Sokoll, Vorsitzende des Landesverbandes NRW, brachte dazu ein, dass ungeheuer wichtig sei, auf Daten basiertes Wissen weitergeben zu können, also zum Beispiel Ergebnisse von Studien, die tatsächlich beweisen, wie sicher Konzertsäle sind. Bode verwies darauf, dass es den Veranstalter*innen inzwischen deutlich einfacher gemacht werde, auf Gelder zuzugreifen, also zum Beispiel wirtschaftliche Einbußen durch halb belegte Konzertsäle auffangen zu können. Darauf sollten die Kulturschaffenden beharren, um zu neuen Buchungen kommen zu können, zu neuen Auftrittsmöglichkeiten. Sokoll berichtete von praktisch leeren Terminkalendern bei Kollegen. Bode sah eine Entwicklung für die kommende Zeit ins Positive, wenn wieder mehr auch an der frischen Luft stattfinden könne. Nichtsdestotrotz müsse aber immer und stetig an neuen Projekten und Möglichkeiten gearbeitet werden, neue Wege gesucht, neue Verbindungen geschlossen werden. Ein Mitglied brachte die Möglichkeit mit ein, sich an Kirchen zu wenden, die vielerorts inzwischen gute Hygienekonzepte entwickelt hätten und vielleicht sogar ihrerseits froh seien, neue Einnahmen durch Vermietungen oder Konzerte zu generieren.

Ein wesentlicher Punkt im Hinblick auf die laufenden und noch zu erwartenden Hilfsprogramme kristallisierte sich im Gespräch heraus: die Frage nach der Steuerfreiheit. Für NRW konnte Rainer Bode bestätigen, dass seit kurzem gelte, dass die sogenannten „NRW-Stipendien“ auf jeden Fall steuerfrei seien. Leider sähe es aber noch nicht im gesamten Bundesgebiet so aus und es gelte eben auch nicht für die „Bundes-Stipendien“.

In Bezug auf die „Soforthilfen“ gab er den Tipp, nichts zu verschenken und nicht vorschnell zurückzuzahlen, sondern im Vorfeld gut zu prüfen, was wirklich rückzahlungspflichtig sei. Ganz klar sei eben zum Beispiel, dass KSK-Kosten anrechenbar seien und nicht zurückgezahlt werden müssten.

Wichtig auch, dass es KEINE Altersgrenze bei den Anträgen gibt. Einziges Kriterium sei, dass das Haupteinkommen aus selbstständiger Arbeit käme. Seien hingegen die Einkünfte aus nicht künstlerischer Tätigkeit - beispielsweise aus dem Taxifahren – höher, so bestehe kein Recht auf Förderung.

Eine Sammlung von Hilfen und Fördermöglichkeiten findet sich auf der Seite https://www.wirtschaft.nrw/coronahilfe

Zu bemerken wäre noch, dass die Antragsfrist für die Überbrückungshilfe III Plus (Juli bis Dezember 2021) sowie die Neustarthilfe Plus 3. Quartal (Juli bis September 2021) und Neustarthilfe Plus 4. Quartal (Oktober bis Dezember 2021) bis 31. März 2022 gilt. Eine Antragstellung für die Überbrückungshilfe III (November 2021 bis Juni 2021) oder die Neustarthilfe (Januar bis Juni 2021) ist nicht mehr möglich.

Derzeit, so Bode, sei noch nicht sichergestellt, ob es neue Bundesförderungen geben werde, obwohl noch Gelder zur Verfügung stünden. Leider habe es auch eine Menge Betrugsversuche gegeben, die die Antragsbewilligungen schwieriger gemacht hätten.

Rainer Bode hofft, dass nach einer schöpferischen Pause, die ja vielleicht sogar vielen Künstler*innen gutgetan habe, gerade auch durch die Stipendien neue Wege gefunden werden könnten, die kreatives Arbeiten ermöglichen. Er stellt immer wieder in den Raum, dass es gut wäre, wenn die Veranstalter*innen direkter mit den Künstler*innen Projekte entwickelten. Ebenso müssten erfolgreich entwickelte Projekte/ Konzepte im Sinne von „Best practice“ (siehe hierzu eine Umfrage des Kulturrates NRW: https://www.kulturrat-nrw.de/wp-content/uploads/2021/12/KulturratNRW_On…) weiter publik gemacht werden, sodass andere ebenfalls davon profitieren könnten. Er appelliert ebenfalls an die Verbände, Wege zu finden, um Vertrauen zu bilden, sodass wieder mehr Publikum in die Veranstaltungen kommt. Hierbei sei ja inzwischen klar, dass die Konzerte selbst kein wirklich großes Risiko darstellten, anders als die Anfahrtswege und Einlasskonzepte.

Für Bode als Politiker ist klar, dass weiter explizit über die soziale Absicherung von Solo-Selbstständigen und Freischaffenden nachgedacht werden muss. Er setzt seinerseits große Hoffnungen in Claudia Roth. Wie schnell aber ein struktureller Wandel zu vollziehen sei, auch angesichts der Tatsache, dass sich die neue Ampel-Regierung noch in einer Findungsphase befände, bleibe abzuwarten. Auch hier seien die Verbände gefragt, von ihrer Seite mehr „Dampf zu machen“ und auf die Politik einzuwirken.
Am Ende dürfen auch gerade die Verbände nicht müde werden im Hinweisen auf Missstände und im Einmischen in die Politik – im Kleinen wie im Gro­ßen. Es bleibt ein hoffnungsvoller Ruf: Nicht stehenbleiben, auf Veranstalter zugehen, Anträge stellen, Konzepte und Projekte entwickeln: MACHEN!

Der Stammtisch „Zusammen-Finden“ findet an jedem zweiten Dienstag im Monat um 20.00 Uhr statt. Den Link gibt es bei facebook oder in der Geschäftsstelle des DTKV-NRW, sowie auf der Homepage www.dtkv-nrw.de

Print-Rubriken