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Wien, Chemnitz, Boston

Untertitel
Neuerscheinungen der Popindustrie, vorgestellt von Sven Ferchow
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Natürlich muss man bei den Pixies aus Boston aufpassen, nicht gleich im Sumpf der Verklärung zu versinken. +++ Inwiefern der Album Titel „Patient Number 9“ für Ozzy Osbourne autobio­grafisch ist? Könnte sein, schließlich plagen den „Prince of darkness“ schon seit Jahrzehnten gesundheitliche Problemchen. +++ Eigentlich spielt Sebastian Madsen bei seiner gleichnamige Band Madsen. „Ein bisschen Seele“ ist sein erster Ausflug ohne Band. Sprich Soloalbum. +++ Nach vier Alben, die sich jeweils selbst übertrafen, leistet sich die Wiener Band Wanda mit ihrem selbst betitelten Album „Wanda“ erstmals einen Ausreißer, der ein wenig auf der Stelle tritt.

Nach vier Alben, die sich jeweils selbst übertrafen, leistet sich die Wiener Band Wanda mit ihrem selbst betitelten Album „Wanda“ erstmals einen Ausreißer, der ein wenig auf der Stelle tritt. Woran das liegt? Vor allem am sich selbst zitieren. Glänzten die Vorgänger noch mit seriöser Fragilität, herrlich sinnlosem doch berechtigtem Eskapismus, bleibt „Wanda“ in diesem Sinn teilweise farblos. Hier ein Textstück, das man kennt, dort ein Chorus, der einem vertraut vorkommt (Wir sind verloren, Immer willst du tanzen). Ein wenig vermisst man die Galligkeit, die Depression und Verrücktheit solcher Songs wie „Meine beiden Schwestern“, „Schick mir die Post, Mona Lisa der Lobau“ oder „Swing Shit Slide Show“. Lediglich mit den beiden Songs „Va bene“ und „Kein Bauplan“ knüpft man an alte Zeiten an. Vielleicht ist „Wanda“ nach den letzten Jahren des Irrsinns aber einfach nur eine Verschnaufpause. Vielleicht kann man aber mit „Wanda“ einfach nur runterkommen statt immer wieder hochzugehen. Dann wäre es doch ein folgerichtiges Album. (Vertigo Berlin)

Eigentlich spielt Sebastian Madsen bei seiner gleichnamige Band Madsen. „Ein bisschen Seele“ ist sein erster Ausflug ohne Band. Sprich Soloalbum. Das funktioniert wirklich prächtig. Sebastian Madsen entfernt sich leichtfüßig von der sonst dargebotenen Gitarrenrockmusik. Auffällig locker treten Bläsersätze in den Vordergrund, im Hintergrund schwelgt eine Orgel in den Siebzigern und Sebastian Madsen führt textlich ironisch und augenzwinkernd durchs Pop-Programm. Hin und wieder tauchen sogar Erinnerungen auf (Ich löse mich auf), die auf eine ehemalige hochgehandelte deutsche Popband verweisen: Voltaire. Wer die noch kennen mag … Insgesamt kann man wenig hinzufügen. Sehr gelungen.(ISBESSA Musik)

Kaum zu glauben. Das letzte Album der Chemnitzer Band Kraftklub liegt bereits fünf Jahre zurück. Also, rein nun in den ekstatischen Gitarrenrockrap, der uns schon so oft verzückte oder die Älteren jünger machte. „Kargo“ ist ein klassisches Nachfolgeralbum. So will man den Kraftklub haben. Ungestüm, impertinent, schlau. Besonders gelungen ist das mit den beiden Songs „Teil dieser Band“ und „Ein Song reicht“. Was sind das bitte für Hymnen? Was sind das bitte für mäandernde Rockrap-Brocken, die einen buchstäblich aus dem Autositz reißen? Großartig. Muss man neidlos anerkennen. Auch der Rest des Albums trifft diesen Ton, wenn auch nicht ganz so eingängig und brachial. Dennoch wahrscheinlich ein Klassiker des Kraftklubs. (Vertigo/Capitol)

Inwiefern der Album Titel „Patient Number 9“ für Ozzy Osbourne autobio­grafisch ist? Könnte sein, schließlich plagen den „Prince of darkness“ schon seit Jahrzehnten gesundheitliche Problemchen. Deswegen kommt Ozzy Osbourne gleich mit der großen Spritze. Andrew Watt, das neue Produzentensternchen, hat die Aufnahmen koordiniert, Haudegen wie Red Hot Chili Peppers-Schlagzeuger Chad Smith oder Guns N’ Roses-Bassist Duff McKagan oder Metallica-Bassist Robert Trujillo bilden das Grundgerüst der musikalischen Injektion. Auch der verstorbene Foo Fighters-Schlagzeuger Taylor Hawkins konnte noch mitwirken, dazu kommen zahlreiche Gitarrenhelfer wie Jeff Beck, Eric Clapton, Mike McCready (Pearl Jam) und Ozzys alte Weggefährten Tony Iommi und Zakk Wylde. Da kann wenig schief gehen. Deswegen kann man „nur“ oder „wieder einmal“ ein typisches Ozzy Osbourne-Album attestieren, das es zumindest in Sachen „Heavy Metal“ an nichts fehlen lässt. (Epic)

Natürlich muss man bei den Pixies aus Boston aufpassen, nicht gleich im Sumpf der Verklärung zu versinken. Denn ehrlicherweise ist die Band vielen kein Begriff, fristete sie doch stets irgendwie ein Schattendasein, das nur in auserwählten Kreisen das verdiente Licht der Welt erblickte. Nach ihrer Auflösung tat man sich dann doch wieder zusammen. Und erlebt einen wunderbaren Karriere Herbst. „Doggerel“ ist sinnbildlich ein Pixies-Album. Honigsüße Melodien, klare wie übersichtliche Gitarren- und Basslinien, hymnische Refrains und eine unterkühlte wie lakonische Melancholie. Eine eigene Art der Rockmusik, die man trotzdem noch mögen muss. Nur weil man Punk oder Pearl Jam hört, bedeutet das nicht, die Pixies wären Laufkundschaft. (Pixies Recording)

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