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Alle Artikel kategorisiert unter »Frieder Reininghaus«

Catalanis schöne neue Alpenwelt – Die selten gespielte Oper „La Wally“ in Mannheim

28.10.14 (Frieder Reininghaus) -
Er ist kein lammfrommer Chorknabe des Musiktheaters mit weißem Krägelchen und zwischen München und Bremen kein unbeschriebenes Blatt: Tilman Knabe. Der Regisseur, der unter anderem Katholische Theologie studierte, fiel nicht nur an Rhein und Ruhr „aus dem Rahmen“ mit einem sexgeladenen Händel-„Orlando“, einem kindisch-läppischen „Rheingold“ (in dem Alberich als Peepshowkunde onaniert), einer mit nackten Delinquenten geschmückten Puccini-„Turandot“ – Saint-Saëns‘ „Samson et Dalila“ sorgte schon vor einer Kölner Premiere wg. der kriegsüblichen, auf der Bühne aber nicht jedermann plausiblen Massenvergewaltigung und -erschießung für Verwerfungen im Opernhaus und für Anwürfe der ziemlich gleichgeschalteten örtlichen Presse.

Konrad Boehmer gestorben

08.10.14 (Frieder Reininghaus) -
Der Komponist und Musikkritiker Konrad Boehmer starb am vergangenen Samstag 4. Oktober im Allter von 73 Jahren in Amsterdam. Boehmer, geboren 1941 in Berlin, stieß bereits als Schüler zu den Jüngern des Kölner Komponisten Stockhausen, mit dem es bald wegen unüberbrückbarer Differenzen hinsichtlich Sinn und Form der neuen Musik zu einem spektakulären Streit kam.

Spitzenkräfte für das falsche Produkt – Die Uraufführung von Régis Campos „Quai West“ in Strasbourg

01.10.14 (Frieder Reininghaus) -
Um den Theaterdichter und Schriftsteller Bernàrd-Marie Koltès (1947–1989) ist es still geworden. Es hängt mit dem natürlichen Alterungsprozess von Leserschaft und Publikum zusammen, dass für Autoren aller Arten spätestens ein Viertel Jahrhundert nach deren Tod das Fortdauern der Rezeption zum Problem wird. Das Œuvre von Koltès, der – gefeiert und verachtet, gepusht und bekämpft – im April 1989 im Alter von nur 42 Jahren an Aids starb, steht jetzt an dieser kritischen Schwelle. Der Regisseur Kristian Frédric und seine Assistentin Florence Doublet wollten etwas gegen die Gefahr der Ausmusterung unternehmen und adaptierten eines der knallharten Koltès-Stücke für die Bühne.

Das Ruhrstadtkonglomerat und seine Amateure – Heiner Goebbels adaptiert seine „Surrogate Cities“ in Duisburg

21.09.14 (Frieder Reininghaus) -
Die Stadtexistenz ist ein weit zurückreichendes Thema. Den von Herzen der ländlichen Idylle verbundenen deutschen Romantikern erschien „die Stadt“ in denkwürdiger Entrückung als Nebel- oder Weichbild „am fernen Horizonte“. Doch waren die Künste ihr nicht nur in der Regel nah (die Städte bildeten ganz überwiegend Basis und Rahmen), sondern die Metropolen haben im 19. und 20. Jahrhundert illuminiert, wurden zudringlich und sind auf die intensivste Weise ins Innere der Kunstbezirke eingerückt. Ihr Puls begann Zeitverläufe zu strukturieren, zu beschleunigen und zu takten, Zäsuren und Fermaten zu setzen. Ihre Geräuschpegelstände haben Musik evoziert und aus der Polyphonie der Großstadt erwuchs eine ganze Literatur.

Dampf abgelassen – Romeo Castellucci zelebriert Becketts und Feldmans „Neither“ bei der Ruhrtriennale

08.09.14 (Frieder Reininghaus) -
„Neither“ gehört zu den Schlüsselstücken der Moderne, die sich wegen ihres „Rätselcharakters“ fortdauernder Beliebtheit erfreuen. Der Text des in Frankreich lebenden irischen Schriftstellers Samuel Beckett (1906–1989) umfasst 87 Worte – keine Mitteilung oder gar Botschaft, keine Aufforderung zu szenischer oder sonstiger Aktion. Es handelt sich um einen prägnant-diffusen, raunenden Text, der die Aura des Hintergründigen erheischt.

Zivilgesellschaft und Knochenmühle – Zur Eröffnung der RuhrTriennale mit Strawinsky und Andriessen

16.08.14 (Frieder Reininghaus) -
Mit der Materie ist das so eine Sache. Im wirklichen Leben konkurriert sie bevorzugt mit der Energie. Bezüglich des Musiktheaters handelt es sich bei „De Materie“ um das erste Werk, mit dem das Mitte der 80er Jahre eingeweihte neue große Theater in Amsterdam, das nun die Nationaloper und das Nationalballett der Niederlande beherbergt, für internationale Aufmerksamkeit sorgen konnte.

Die gefesselte Uhr – Richard Wagners „Tristan und Isolde“ an der Staatsoper Stuttgart

21.07.14 (Frieder Reininghaus) -
„Sie wollen nur noch Märchen sehn“, schrieb Kurt Tucholsky in „Zuckerbot und Peitsche“ 1930, an der Mittellinie zwischen den beiden Weltkriegen. „Das Bürgertum erliegt der Wucht. Flucht, Flucht, Flucht“. Das Dramaturgie- und Regie-Paar Wieler/Morabito hat wieder einmal guten Instinkt bewiesen für das, was „gefragt“ ist (beziehungsweise zum „Gefragten“ deklariert wird) und was ankommt. Die beiden haben sich als Fluchthelfer bewährt (oder sind in Bezug auf den weithin mit unsäglichem Wortschwall dahinströmenden Wagner-Text in die Rolle der Bewährungshelfer geflohen).

Wo bleibt der Klempner? – Claudio Monteverdis „L’incoronazione di Poppea“ im Palais Garnier in Paris

17.06.14 (Frieder Reininghaus) -
Die „Poppea“ ist eine durch die Musik getragene Handlung von Begierde und Macht (mehr als von Liebe und Güte) – ein doppelt historisches Werk und doch auch nicht nur geschichtlich fixiert. Gewiss: Geschichte ist auch im Nachhinein nicht nur schön und „positiv besetzt“, auch wenn sie in denkbar freundlichstem Licht gezeigt und die Grausamkeit beschönigt wird.

Köchelnd, dämpfelnd, dümpelnd – Uraufführung von Martijn Paddings „Laika” eröffnet das Holland Festival

05.06.14 (Frieder Reininghaus) -
Der niederländische Schriftsteller P. F. Thomése und der Amsterdamer Komponist Martijn Padding setzten Laika ein Denkmal – einem der berühmtesten Tiere der Weltgeschichte. Der Hündin, die im November 1957 im Zuge der sowjetischen Mission „Sputnik 2“ in den Erdorbit geschossen wurde und einige Stunden später an Bord der etwas zu warm gewordenen Raumkapsel verendete, kehrt 2014 als Kunst-Objekt ins Bewusstsein des Publikums zurück.

Bösze Tante – Adriana Hölszkys „Böse Geister“ am Nationaltheater Mannheim

03.06.14 (Frieder Reininghaus) -
Mannheim wurde von einem Marathon-Event strukturiert, ein großer Teil der Innenstadt abgeriegelt. Das Nationaltheater war nur unter Mühen zu erreichen, weshalb sich dann der Premierenbeginn etwas verzögerte. Und obwohl die neue Oper von Adriana Hölszky nur eineinhalb Stunden dauert, konnte man auch im Theater den Eindruck gewinnen, an einem Langstreckenlauf teilzuhaben. Zumindest an einem Ereignis, bei dem den HörerInnen Kraft abverlangt wird und sie gleichsam außer Atem kommen können.
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