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Elternvertretung für angeschlagene St. Wendeler Kreismusikschule gewählt

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St. Wendel. Zumindest ihr Gehalt bekommen die Lehrer der St. Wendeler Kreismusikschule wohl nun endlich ausgezahlt. Und zwar in diesem Monat gleich doppelt. Denn das Mai-Gehalt war bereits am 15. des Monats fällig gewesen, wurde aber bisher nicht angewiesen.

Nun gibt es das Juni-Geld gleich dazu. Das haben die 37 Lehrer dem Insolvenzverwalter Michael Adam zu verdanken, der sich seit dem 10. Mai um die Rettung der wegen drohender Zahlungsunfähigkeit angeschlagenen Bildungseinrichtung bemüht. Der Saarlouiser Rechtsanwalt wird Anfang der kommenden Woche sehr wahrscheinlich die Zustimmung vom Neunkircher Arbeitsamt erhalten, die Gehälter der Pädagogen über eine Bank vorfinanzieren zu dürfen. Adam: "Das Amt hat mir bereits signalisiert, dass die Voraussetzungen dafür vorliegen." Andernfalls hätten die Pädagogen bis Ende Juli warten müssen, also bis das vorläufige Insolvenzverfahren abgeschlossen ist. Drei Monate lang übernimmt das Arbeitsamt die so genannte Insolvenzgeld-Zahlung an die Lehrer.

Ansonsten ist der (Noten-)Schlüssel zur Lösung des Kreismusikschulen-Problems noch nicht gefunden. Das wurde am Donnerstagabend im Pfarrsaal der St.Wendeler evangelischen Kirche deutlich, wo die Elternvertretung der darbenden Kreismusikschule gewählt werden sollte. Dazu kam es erst gegen 22Uhr: Vier Väter und zwei Mütter erklärten sich bereit, diese Aufgabe zu übernehmen.

Zuvor hatte es in der Veranstaltung, in der auch Lehrer der Musikschule anwesen waren, teils heftige Diskussionen um das Schicksal und vor allem um die Finanzierung der Bildungseinrichtung gegeben. Der St. Wendeler Kreistag hatte die Zuschüsse bei 350000Euro "gedeckelt". Dieses Limit hätte nur mit teils empfindlichen Gehaltskürzungen bei den Pädagogen eingehalten werden können. Dies hinzunehmen, waren einige Lehrer indes nicht bereit. Sie gingen vor Gericht, bekamen Recht und Mitglieder des Trägervereins ein Finanzierungsproblem. Die Folge: der Insolvenzantrag.

Man hätte besser in Sachen "Radwanderwege" oder "Bostalsee" sparen sollen anstatt in Sachen "Musikschule" war die Meinung einiger Eltern. "Was lässt sich der Kreis eigentlich die Tour de France kosten?", fragte ein Vater provokativ. Die Emotionen schwappten hoch: "Vor dem Hintergrund des Erfurter Amoklaufs eine solche Einrichtung zu ruinieren, ist sehr bedauerlich", warf ein anderer Vater ein. Schließlich gehe es um rund 900, meist sehr junge Schülerinnen und Schüler. "Wir haben es uns nicht leicht gemacht", beteuerte indes Friedbert Becker, der stellvertretende St. Wendeler Landrat. "Wir sind davon ausgegangen, dass die 2000 erfolgte Umstrukturierung der Musikschule zum Verein gelungen ist. Das war ein Irrtum."

Diesen "Irrtum" soll nun der vorläufige Insolvenzverwalter Adam korrigieren. "Wir denken auch darüber nach, ob der eingetragene Verein die richtige Rechtsform ist, eine solche Musikschule zu führen", berichtete Adam. Ebenso könnten Sponsoren bei der Finanzierung der Schule helfen. Weiterhin prüfe er gemeinsam mit dem Landkreis, ob der Verwaltungskostenaufwand für die Musikschule nicht gesenkt werden könne. Adam versprach, mit dem Landrat dennoch weiter über Zuschüsse für die Bildungseinrichtung und mit deren Betriebsrat über die Höhe der Lehrer-Gehälter zu sprechen: "Ich verstehe mich als Moderator zwischen den verhärteten Fronten." In diesem Zusammenhang begrüßte Adam die Wahl der Elternvertretung, so dass es nun möglich wäre, besser über eine Möglichkeit der Erhöhung der Honorare für die Musikstunden zu reden.

Adam sagte an diesem Donnerstagabend aber auch: "Wenn wir bis zum 1. August keine Lösung haben, muss ich die Kündigungen für das Personal rausschicken. Dann ist es vorbei." Die Suche nach dem Schlüssel geht also weiter.
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