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Größter Kontrabass-Kongress der Welt in Berlin

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Berlin - Große Solo-Konzerte für Kontrabässe gibt es kaum. Den riesigen Instrumenten schöne Töne zu entlocken, ist auch nicht ganz einfach. Darüber schrieb Patrick Süskind schon Anfang der 80er Jahre in seinem Erfolgsstück "Der Kontrabass", in dem ein Musiker sein Streichinstrument auch deswegen abgrundtief hasst. Es hat aber auch viele Fans. Ab Dienstag (5. Oktober) bis zum 10. Oktober treffen sich in Berlin einige von ihnen zum weltweit größten Kontrabass-Kongress "Bass 2010" - mit vielen Konzerten, Vorträgen und einer Messe.

"Bassisten sind von ihrem Instrument besessen, sind wie Fanatiker", sagt Michael Wolf, der nicht nur Gastgeber des Kongresses ist, sondern an der Universität der Künste in Berlin als Professor für Kontrabass sein Wissen weitergibt: "Wir lieben die tiefen Töne." Der Amerikaner ist sich sicher, dass sein Instrument zugleich das schwierigste ist: Ein noch größeres Saiteninstrument sei von einem Menschen nicht mehr zu beherrschen. Die Griffe wären dann einfach zu groß.

Zudem spreche der Bass um einiges schwieriger an als etwa eine Violine. "Wenn man Ton für Ton spielt, ist das auf einer Geige oder einem Cello sicherlich einfacher", meint Wolf im dapd-Gespräch. Allerdings: Wenn ein Profi den Bass beherrsche, sei vom Klang her kein Unterschied zu einem Cello zu erkennen. Man habe sogar mehr Töne - die tiefen - als der kleinere Bruder zur Verfügung.

Dass es nicht so viel Literatur für Kontrabässe gibt, findet Wolf nicht schlimm. Schließlich existierten mittlerweile zahlreiche Bearbeitungen, in denen etwa Flötenkonzerte für Bass gesetzt würden - und auch die Zahl der zeitgenössischen Kompositionen extra für das Instrument sei steigend.

Das ist auch auf dem Kongress in Berlin zu hören: Stars der Szene eröffnen ihn am Dienstagabend. Die Bassisten Esko Laine und Catalin Rotaru spielen begleitet von einem Kammerorchester Werke von Haydn, Vanhal und Mozart. Am Mittwoch tritt Wolf dann in der Universität der Künste selbst mit einem Soloprogramm auf, mit einer Telemann-Sonate, ursprünglich für Flöte, und Eigenkompositionen.

Insgesamt sind in den fünf Tagen 80 Konzerte zu hören. Daneben gibt es 40 Fachvorträge und eine große Messe rund um das Thema Kontrabass. Eine wissenschaftliche Vortragsreihe und ein musikwissenschaftliches Symposium sowie Seminare zum Thema Musikergesundheit runden das Angebot des Kongresses ab. Erwartet würden bis zu 600 Teilnehmer, sagt Wolf.

Die Veranstaltung soll nach dem erfolgreichen Europa-Auftakt 2008 in Paris alle zwei Jahre in einem anderen europäischen Land stattfinden. Während des Kongresses wird die European Society of Bassist gegründet, die 2012 in London das nächste Festival austragen soll.

"In den USA gab es schon lange Kongresse für Bassisten", erzählt Wolf. "Das Faszinierende aber ist, dass dieses Instrument so international wie kein anderes ist", schwärmt er. In jeder Art von Musik, überall auf der Welt, würden Bässe benutzt. So kann er auch den Bassisten in Süskinds Einmannstück nicht so ganz verstehen, der meint, es sei unmöglich, dem Instrument schöne Töne zu entlocken.

Als er das Stück im Theater sah und der Satz fiel, wäre er fast auf die Bühne gesprungen. "Ich hätte nur einen Ton gespielt und wäre zurückgegangen", sagt Wolf. Dann jedoch habe ihn der Mut ebenso plötzlich wieder verlassen. "Süskind hat wohl doch recht, wenn er meint, Bassisten seien nicht die mutigsten Menschen", fügt Wolf lachend hinzu.

 

s. auch: Pressemeldung der BASS2010

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