Body
ERBACH. Die Musikschule Odenwald scheint saniert. Dieses Bild vermittelte die Mitgliederversammlung in den Schulungsräumen an der Werner-von-Siemens-Straße am Dienstagabend.
Mit einer von Lobesworten flankierten Bilanz warteten sowohl die Vorsitzende Gabriele Strack als auch der für die Finanzen zuständige Professor Heinz Jürgen Vetter auf. Demnach ist es in einer konzertierten Aktion zwischen Schülern, Eltern, Angestellten, Lehrern und Vorstand gelungen, finanziell Wasser unter den Kiel zu bekommen und an Fahrt zu gewinnen.Merkmale dafür sind 637 Schüler, ein Überschuss von 96 000 Mark, ein nach wie vor ohne professionelle Leitung funktionierendes Konstrukt, das in allen Strukturen einem vom Verband deutscher Musikschulen erstellten Profil entspricht. Dazu zählt nicht nur der Unterricht am Instrument, dazu zählen Theorie und Ensemblefächer, die neben dem musikalischen einen hohen Sozialisationsfaktor aufweisen.
Noch einige Unwägbarkeiten verdunkeln ungeachtet dessen die Zukunft: Da ist zum einen das nun beim Landesarbeitsgericht anhängige Verfahren mit der früheren Leiterin Petra Spangenberg, die in erster Instanz gewann. Der Ansicht des Musikschulvorstands wurde nicht gefolgt, ein falsch geführtes Fahrtenbuch sei für eine fristlose Kündigung Anlass genug.
Wie der im Vorstand tätige juristische Berater, Rechtsanwalt Klaus Schäfer (Reichelsheim), meinte, gebe es geringere Gründe für eine solche Kündigung, zumal die Unterschlagung eines Klavierverkaufs mit einem Erlös von 1700 Mark bislang überhaupt keine juristische Beachtung erfahren habe. Deshalb sieht er den künftigen juristischen Auseinandersetzungen mit Optimismus entgegen. Die allerdings könnten wegen personeller Engpässe an den Gerichten auf sich warten lassen.
Zweite Unwägbarkeit ist der Zuschuss der öffentlichen Hand. Nicht nur dass das Land Hessen nicht der andernorts geübten Praxis mit einer eigenen Musikschulengesetzgebung folgt, auch das öffentliche finanzielle Engagement lässt Wünsche offen. Nachdem nun nur noch 13 der 15 Gemeinden des Odenwaldkreises mit im Boot sind – Brombach- und Sensbachtal sind abgesprungen –, bleibt abzuwarten, wie die Solidargemeinschaft 2004, wenn die vertraglichen Bindungen der Kommunen auslaufen, aussieht.
Wenn sich auch ein zufrieden stellender Trend abzeichnet, nachdem die Einrichtung jährlich um 20 Schüler steigt, so scheinen doch enge Grenzen gezogen. Strack: „Mehr als 30 bis 32 Stunden in der Woche können die Lehrkräfte nicht unterrichten.“ Inzwischen aufgefangen ist die „moderate“ Anhebung der Beiträge auf 66 Euro pro Instrument und Monat, die mit der Einführung der neuen Währung einherging: „Da gab es einige Austritte.“
Anerkennung zollten Politiker der offenkundigen Leistung, die sich an Daten wie einem eigenen Konzerterlös von 33 000 Mark, 11 000 Besuchern, fünf Vollzeit- und neun Teilzeitkräften und dem Ende der Abtragung von „Altlasten“ festmachen lässt. So würdigte Bürgermeister Günter Verst die Verbesserung von immerhin 160 000 Mark, die er in der Bilanz ausgemacht hatte. Der frühere Landrat Baldur Nothhardt erkannte einen Wechsel in der Außenwirkung: Die Musikschule komme nun positiv in die Schlagzeilen. Und der Erste Beigeordnete von Brensbach, Georg Ramge, bedankte sich schlicht. Nach dem Kassenbericht, der keine Abschreibung aufweist, weil es keine Wertermittlung der alten Instrumente gibt, erhielt der Vorstand einhellige Entlastung.
Wegen beruflicher Belastung schied Professor Vetter aus dem Vorstand aus. Die Nachfolge trat Harald Buschmann an, der sich in der guten Tradition wähnte, dass der Bürgermeister der Standortgemeinde mit im Gremium sitzt. Wünschenswert ist für den Vorstand, dass mehr Mitglieder kommen. Sie bewegt sich an der Hundertergrenze. „Zu wenig“, meinte Gabriele Strack. Immerhin ist die Musikschule in 350 Familien als Thema ständig präsent.