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Rechtschreibreform-Verwirrung - «Grammatisches Telefon» bietet Beratung

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Aachen (ddp-nrw). «Schreibt man nach der neuen Rechtschreibung \'kleinkariert\' oder \'klein kariert\'?» Die Antwort kommt prompt: «Eine Person ist \'kleinkariert\', ein Hemd jedoch hat ein \'klein kariertes\' Muster.» Solche Dialoge sind beim «Grammatischen Telefon» von Christian Stetter, Professor für germanistische Linguistik an der RWTH Aachen, und seinen zwei studentischen Mitarbeitern alltäglich.

Die «orthografische Notrufzentrale» hilft geplagten Textern schon seit 1981, der Massenandrang begann jedoch erst mit der Einführung der neuen Rechtschreibung. Inzwischen bearbeitet das Team des germanistischen Instituts mehr als 3000 Anfragen pro Jahr. Doch mit der Ankündigung von Springer und Spiegel Verlag, ab Oktober 2004 wieder zur alten Rechtschreibung zurückzukehren, ändert sich die Art der Fragen, wie Stetter erläutert. Nun wollen die Anrufer nicht mehr wissen, wie die neue Schreibweise lautet, sondern wie es nach der alten richtig war.
Stetter berichtet von einer großen Verunsicherung in der Bevölkerung. So setzten sich einige Verlage über den Beschluss der Kultusministerkonferenz (KMK) hinweg. Der Duden jedoch folgt der KMK und verzichtet in seiner neuen Ausgabe sogar darauf, auf die alte Schreibweise zu verweisen. Nun rufen nicht mehr die Leute an, die noch keinen neuen Duden haben, sondern diejenigen, die keinen Zugriff auf einen alten haben.
Die ohnehin schon geringe Akzeptanz der Reform bei der Bevölkerung werde weiter abnehmen, prognostiziert Stetter. Die Nachfrage beim «Grammatischen Telefon» dagegen werde ihr hohes Niveau halten oder sogar noch zunehmen. Kein Wunder, denn das Angebot ist kostenlos und damit einzigartig in Deutschland.
Obgleich das Angebot dem Institut keine Einnahmen einbringt, profitieren nicht nur Sekretärinnen, Texter und Schüler von der Einrichtung. Denn das Forschungszentrum für Kommunikation und Schriftkultur e.V. (Foks) des germanistischen Instituts sammelt die Anfragen anonym und verwertet diese Daten im Rahmen von Forschungsprojekten. Die Ergebnisse werden wiederum publiziert und fließen in Weiterbildungsveranstaltungen ein. Diese Seminare, welche auf Anfrage auch betriebsintern durchgeführt werden, sind allerdings kostenpflichtig.
Darüber hinaus bietet das «Grammatische Telefon» an, ganze Texte hinsichtlich Orthografie und Stil zu optimieren. Dieser Service ist aber nur bei sehr kurzen Texten (bis 1000 Zeichen) kostenfrei. Bei längeren Dokumenten wird eine Gebühr von 42 Euro für rund 10 Seiten berechnet. (0241-80 60 74, montags-freitags 10 bis 12 Uhr;
http://www.grammatisches-telefon.de
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