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Braunschweig (ddp). Schon Dreijährige haben Hemmungen beim Vorsingen eines Liedes. Das geht aus einer Studie der Universität Braunschweig hervor, in die 86 Kinder im Alter zwischen drei und sechs Jahren einbezogen wurden. Die Forscher vermuten, dass beim Singen Gefühle wie Scham, Verlegenheit oder Stolz eine größere Rolle spielen als bei anderen Tätigkeiten.
Während die Jungen und Mädchen Wissens- und Bewegungsaufgaben bereitwillig lösten, fiel ihnen das Singen nicht so leicht. «Ein Lied vorzusingen, stellte für fast alle Kinder eine Herausforderung dar, die oft mit Hemmungen und Stressanzeichen einhergeht», sagte die Braunschweiger Kulturpädagogin Grit Sommer am Montag.Dies könnte nach Meinung der Wissenschaftler unter anderem daran liegen, dass die Singentwicklung der Kinder nicht gefördert wird. «Dabei gehört das Singen zu den besten Fördermaßnahmen, die es für die Entwicklung der Persönlichkeit gibt», betonte der Entwicklungspsychologe Werner Deutsch.
Kinder, die gerne singen, trauen sich nach seiner Einschätzung später auch in anderen Zusammenhängen eher, selbstbewusst ihre Stimme zu erheben. «Über das Singen werden viel mehr Emotionen transportiert als über reines Sprechen», sagte Sommer. Eine solche Aufgabe zu meistern, stelle daher einen größeren Erfolg dar, der Selbstbewusstsein gebe.
«Wenn sich die Lebenspraxis so entwickelt, dass Kinder Musik nur noch konsumieren und nicht mehr reproduzieren, hat das Konsequenzen für ihre emotionale Entwicklung», sagte Sommer. Kindergärtner sollten daher eine vertiefte musikalische Ausbildung erhalten. Auch die Eltern sollten mit ihren Kindern zu Hause bei jeder Gelegenheit zusammen singen, forderte Deutsch.