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Von bürgerschaftlichem Engagement getragen

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Festwochenende zu zehn Jahren Hamburger „KomponistenQuartier“
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Das Hamburger „KomponistenQuartier“ präsentiert seit 2015 in einem kleinen „Stadtviertel“ sechs Hamburger Komponisten und eine Komponistin in je eigenen Museen – eine weltweit einmalige Einrichtung. Zum 10-jährigen Jubiläum gibt es sieben Festwochenenden mit viel Musik und für Familien und Kinder eine neue „Familienmedienspur“ durch die Museen, die am Ende zu einer „Wundermaschine“ führt.

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Straßen, die nach Komponisten und Komponistinnen benannt sind, gibt es in vielen Städten. Meist haben diese Städte keinerlei Beziehung zu diesen Musikern, wollen an bekannte Persönlichkeiten erinnern. Die Kölner Boulevardzeitung „Express“ schreibt: „Komponisten-Viertel: Direkt hinter dem Hohenstaufenring liegt Musik in der Luft: Die Straßen sind benannt nach Beethoven, Händel, Mozart und Richard Wagner. Hier wohnt es sich ruhig – aber in direkter Nähe zum Kwartier Latäng [Anm.: Studentenviertel].“

Apropos „Kwartier“! In Hamburg gibt es ein ganzes Quartier, in dem Komponisten, die in einer direkten Beziehung zu der Hansestadt gestanden haben, heute quasi zuhause sind. Das KomponistenQuartier (KQ) ist ein Museums-Ensemble, in dem sechs Komponisten und eine Komponistin präsentiert werden, die in Hamburg geboren wurden oder hier gewirkt haben: Georg Philipp Telemann, Johann Adolf Hasse, Carl Philipp Emanuel Bach, die Geschwis­ter Fanny und Felix Mendelssohn, Johannes Brahms und Gustav Mahler. Eine Häuserzeile in der „Peterstraße“, wunderbar restaurierte Fachwerkbauten in einer kleinen Fußgängerzone. Ruhe pur – wenn nicht gerade Musik aus den Fenstern dringt.

Am einen Ende der Peterstraße – schräg gegenüber – der Lichtwarksaal der Carl-Toepfer-Stiftung. Ein kleiner feiner Konzertsaal, wenn der Platz in den Museen mal nicht ausreicht. Auf der anderen Seite ein gemütliches Café, das „feels like Coffee and Art“, das in Kürze auch die Gastronomie im KQ übernehmen wird. Das Wahrzeichen der Stadt, die Hauptkirche St. Michaelis (der „Michel“) mit dem Grabmal von CPE Bach, ist nur wenige Fußminuten entfernt. Ebenfalls fußläufig zu erreichen: der Großneumarkt, ein von Lindenbäumen geprägter Marktplatz aus der Mitte des 17. Jahrhunderts. Alles zusammen: ein kleines Idyll mitten in der Großstadt.

In diesem Jahr feiert das KQ sein 10-jähriges Bestehen (KQ10!). Als Vorläufer des Projektes gab es bereits seit 1971 in der Peterstraße 39 das Brahms-Museum. Direkt nebenan wurde 2011 ein kleines Telemann-Museum eingerichtet. Im Herbst 2011 gründete sich ein Arbeitskreis der Hamburger Komponistengesellschaften. Ziel des Arbeitskreises war die Einrichtung mehrerer Musikermuseen, eines musikalischen Gedächtnisses der Freien und Hansestadt Hamburg, in der Peterstraße. Anfangs standen verschiedene Musikerpersönlichkeiten für das Projekt zur Auswahl, etwa Wolfgang Amadeus Mozart, Frédéric Chopin und Richard Wagner. Für die geplante „Komponisten-Meile“, so der damalige Arbeitstitel, kristallisierte sich schnell das Bekenntnis zu Komponisten mit klarem Hamburgbezug heraus. Die heutige Komponistenauswahl war schnell gefunden, einzig in Bezug auf Johann Adolf Hasse gab es Skeptiker. An seiner Stelle waren eher Thomas Selle, Reinhard Keiser oder Johann Mattheson im Gespräch. Angesichts seiner auch europäischen Bedeutung fiel die Wahl letztlich aber auf Hasse.

Mit Unterstützung von Politik, Wissenschaft und großem bürgerlichem Engagement gründeten die sechs Komponistengesellschaften im April 2013 den Verein „Komponisten-Quartier Hamburg e. V.“ als Trägerverein. Mit Hilfe von professionellen Ausstellungsmachern wurde ein einheitliches und multimediales Ausstellungskonzept erarbeitet. Am 18. März 2015 wurde der erste Bauabschnitt mit völlig neu gestalteten Museen zu Telemann, Hasse, CPE Bach und Brahms eröffnet, am 28. Mai 2018 der zweite Bauabschnitt.

Die Museen wurden zunehmend gut angenommen – das Projekt darf (mit den zwischenzeitlichen Problemen, die Corona allüberall im Kulturbetrieb hervorgebracht hat) als Erfolgskonzept bewertet werden. Natürlich können derartige Kultureinrichtungen nur überleben, wenn sie gefördert werden – dieses tun in erheblichem Maße die Carl-Toepfer-Stiftung, die Behörde für Kultur und Medien und die Claussen-Simon-Stiftung. Ohne das bürgerliche Engagement, so Kultursenator Dr. Carsten Brosda, aber könnte das Projekt nicht auskommen. Zahlreiche Bürgerinnen und Bürger schenken dem KQ ein erhebliches Zeitkontingent in dem sie vielfältige Arbeiten im Haus übernehmen.

Anlässlich des Festaktes zum KQ10! Wurde die neue „Familienmedienspur“ eingeweiht, die Kinder im Grundschulalter an Themen der klassischen Musik heranführen soll. Über die Multimediastationen können Kinder sich über Themen wie „Meine Reise nach Italien“ (Fanny Mendelssohn), „Mein erstes Fahrrad“ (Mahler) oder „Wieso ich die Oper besonders mochte“ (Telemann) informieren. In einer Mitmachspur, einer kleinen Komponierwerkstatt, können die jungen Museumsgäste an jeder Station eigene Präferenzen (z. B. Lautstärke, Dynamik, Harmonik) auf einer Lochkarte eingeben und erhalten dann an einer hölzernen „Wundermaschine“ mit beweglichen Figuren, die eine historische Ansicht Hamburgs darstellt, ihre Komposition vorgespielt.

KQ10! wird gefeiert: Sieben Wochenenden über das Jahr 2025 verteilt sind jeweils einem der präsentierten Komponisten gewidmet - mit Führungen, Gesprächen, Vorträgen und natürlich viel Musik. Darüber hinaus gibt es vom 26. Juli bis zum 26. Oktober eine Ausstellung „Hamburger Komponisten kontemporär“, die fünf gegenwärtig in Hamburg wirkende Komponisten porträtiert, die zum Teil auch Kompositionsaufträge vom KQ für dieses Jubiläumsjahr bekommen haben. Zum Festakt erklang bereits „Das Duell“ von Leon Gurvitch, eine „Verarbeitung“ des legendären musikalischen Duells zwischen Georg Friedrich Händel und Johann Mattheson. Durch die Verwendung von Elementen barocker und moderner Musik wird dieses Duell auch zu einem Duell zwischen „damals“ und „heute“ oder „Alter Musik“ und „Moderne“. Wunderbare, gut hörbare zeitgenössische Musik.

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