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Auf Wunsch der ausstellenden Verlage gibt es 1997, in Zusammenarbeit mit dem GDM, Gesamtverband deutscher Musikalienhändler, erstmals einen Klassik-Shop auf der Klassik Komm. Den Musikalienverkauf übernimmt das Steinway-Haus in Hamburg, die CD Abteilung betreibt die Firma Sito-Music aus Lüneburg. Für Ladenausstattung und -bau steuerte die Firma Lift System ihre neuesten Produkte bei. „Wir wollen auf der Klassik Komm. einen funktionierenden Musikalien und CD-Laden darstellen“, meint Sito-Geschäftsführer und Inhaber Tolle. „Einen nach heutigen Gesichtspunkten 100 Prozent ergonomischen Laden.“
Im Gespräch mit der nmz nennt Tolle die Kriterien, nach denen er sein Sortiment zusammenstellen wird: „Es soll die Realität widerspiegeln, beispielsweise wird sich die gängige aggressive Preispolitik in einer CD-Serie zum günstigen Messepreis äußern. Neuheiten und Herbst-Releases stehen im Vordergrund. Der Eingangsbereich wird für günstige Artikel reserviert, für populäre Themen und Stars. Tiefe bei bestimmten Werken, wie den Beethoven-Sinfonien, ist selbstverständlich gewährleistet. Wir bieten in Hamburg ein künstlerbezogenes Sortiment, das sich nach den Konzertveranstaltungen ausrichtet. Desweiteren sind wir firmenbezogen: Die Labels, die auf der Messe präsent sind, sind auch im Laden präsent. Auf 50 bis 60 Quadratmeter werden wir etwa 2.000 Artikel anbieten.“ Seit acht Jahren gibt es den CD-Laden Sito-Music von Siemer und Tolle in Lüneburg. Tolle selbst ist bereits seit 16 Jahren im CD-Geschäft. Der Zufall brachte ihn in Hamburg mit der Branche in Berührung. Nach sieben Jahren Tätigkeit für eine große norddeutsche CD-Kette, zuletzt als Verkaufsleiter und Innendienstleiter, packte er die Gelegenheit beim Schopf und machte seinen eigenen Laden auf. Die momentane Marktsituation beschreibt er so: „Auch wir spüren die Krise: der Markt ist übersättigt, nachdem jeder seine LPs gegen CDs ausgetauscht hat. Umdenken ist nötig: So sind zum Beispiel neue Komponisten gefragt wie Pärt oder Nyman. Auch Klassik-Hits wie Bocelli oder die drei Tenöre verkaufen wir gerne, denn über diesen Punkt kommen wir ins Geschäft. Und Kultur, Kunst und Kommerz müssen Hand in Hand gehen, sonst kann ich dicht machen.“ Doch nicht nur die Masse macht’s: Mit 7.500 Klassik-Artikeln hat Tolle eine respektable Tiefe in seinem Sortiment. Eine beachtliche Leistung in einer so kleinen Stadt wie Lüneburg. Klassik allein ist dem Geschäftsmann aber dennoch zu wenig. „Eine gut funktionierende Klassik-Abteilung braucht eigentlich auch eine gut funktionierende Pop-Abteilung“, meint Tolle. „Das muß zwar räumlich getrennt sein, aber kaufmännisch sind mehrere Standbeine einfach vernünftig.“ In seiner Klassik-Abteilung hat er zusätzlich (traditionellen) Jazz und Weltmusik-CDs plaziert – mit Erfolg. „Ein Klassikladen muß“, so Tolle, „folgende Bedingungen erfüllen: Fachpersonal, computergestützte Kataloge und Lift System sind unabdingbar. Heute ist der CD-Händler Dienstleister und sollte die Wünsche des Kunden befriedigen, ihm nichts aufoktroyieren. Arroganz kann sich keiner mehr leisten, sonst gibt es ihn bald nicht mehr.“
Dossier · Klassik Komm. und die „Aktion Musik“
Klassik Komm.
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