Body
Berlin - In München war die Vorführung ein mehr als sechs Stunden langer Lesemarathon, mit Musik soll der Abend halb so lang werden: Mit Hilfe von Richard Wagners Musik holt die Berliner Staatsoper im Schiller Theater Elfriede Jelineks Bühnenessay «Rein Gold» nach. Nicolas Stemann, der schon bei der «Urlesung» 2012 in der Bayerischen Staatsoper Regie geführt hatte, wird an diesem Sonntag (9. März, 18.00 Uhr) mit dem Dirigenten Markus Poschner Jelineks «Ring»-Deutung zusammen mit der Berliner Staatskapelle aufführen.
Stemann, Poschner und Dramaturg Benjamin von Blomberg haben für das Jelinek-Stück die «Ring»-Musik auseinandergenommen und die Fragmente zu einer neuen Komposition zusammengesetzt. «Es ist, als ob wir über das Original Säure gegossen hätten», sagte Stemann vor der Premiere. In monatelanger Kleinstarbeit haben sie Wagners Gesamtkunstwerk zerlegt. «Das Wissen, dass es die Ganzheit nicht mehr gibt - das führen wir aus.» Manche Musik-Zitate Wagners spielt die Staatskapelle auch rückwärts.
Literatur-Nobelpreisträgerin Jelinek ist an der Produktion nicht beteiligt, beobachte aber die Arbeiten aus der Ferne mit Wohlwollen. Sie sei sehr froh, dass das überhaupt zustande komme, hat sie mitteilen lassen. «Wir spielen Jelinek, wir spielen nicht Wagner», sagte Poschner, der Generalmusikdirektor in Bremen ist.
Jelinek hatte für die Münchner Opernfestspiele ihre Gedanken zu Wagner aufgeschrieben. Auf 129 Textseiten geht es dabei in einem Zwiegespräch zwischen Göttervater Wotan (Jürgen Linn) und seiner Lieblingstochter Brünnhilde (Rebecca Teem) um Erlösung, Geld und Kapitalismus. Ausgangslage ist die Überschuldung Wotans: «Papa hat sich diese Burg bauen lassen, und jetzt kann er den Kredit nicht zurückzahlen. Eine Situation wie in jeder zweiten Familie.»
(Peter P. Pachl wird für nmz-online von der Premiere berichten)