Lieber Gerhard Rohde,
Lieber Gerhard Rohde,eigentlich haben wir nie viel miteinander geredet, und ich weiß bis heute nicht, ob wir uns Siezen oder Duzen. Auch fühlte ich, wir hatten eine gewisse Distanz voneinander. Doch auch Respekt voreinander. Das mag am Eigensinn oder an der Unsicherheit beider gelegen haben. So empfand ich es, obwohl wir jahrzehntelang am gleichen Objekt, für das gleiche Medium wirkten und wirken. Wir hatten in gewisser Hinsicht auch eine gemeinsame Herkunft. Aktivitäten der Jeunesses Musicales in Deutschland waren der Beginn: GR als Schreiber, als Berichterstatter, als Kritiker dessen, was auf der anderen Seite von uns, von den (damals) Jung-Managern an Festivals, Sommerkursen, Tourneen, Wettbewerben im Interesse des interpretierenden und komponierenden Nachwuchs in Szene gesetzt wurde.Auch dabei blieb immer eine gewisse Distanz, weil GR sich nicht einkaufen ließ, für eine Sache, von der er nicht überzeugt war. Stets hielt er kritischen Abstand, fand Worte der Würdigung ebenso wie auch des Wenns und Abers, und das mit seiner journalistischen Schreibe, die saß, die man ihm abnahm. Ob als Leitartikler der neue musikzeitung oder im Feuilleton der FAZ, ob als Criticus der von ihm geschätzten Festivals zwischen Aix und Salzburg, ob in der Auseinandersetzung mit Musik oder kulturpolitischen Prozessen unserer Tage. Auch wenn er ein wenig abfällig, nebensächlich, fast mitleidig und nur notgedrungen all das Pädagogische und Verbandspolitische tolerierte, was von all jenen Fach- und Berufsorganisationen, Institutionen und Projekten, mit denen die nmz mehr oder weniger verheiratet ist, an publizistischen Erwartungen und Ergüssen kam. Nun, er ist am zweitlängsten dabei, er ist der zweitälteste im Team heutiger nmz-Macher. Für diese jahrzehntelange Toleranz, das Miteinander und die kollegiale Zusammenarbeit in der Schreibstube, am Umbruchtisch oder bei Eskapaden der beiden nmz-Chefredakteure GR und TG in den manchmal abenteuerlichen, aber vergnüglichen Redaktionssitzungen, für all das sagt ihm Dankeschön mit einem herzlichen Glückwunsch, nämlich dem Wunsch, der nmz möge noch lange das Glück beschieden sein, GRs Sachverstand, seine Mitgestaltung und Mitverantwortung in freundschaftlicher Verbindung bei sich zu wissen.